Feminin, brav und doch sexy: Der „Midi“ ist im Kommen und rockt die Herbstsaison - ob bei Céline, Balenciaga oder dem deutschen Modeduo Perret Schaad.

Hamburg/Paris. Wer die oder – besser – welche Hosen an hat, ist kaum noch die Frage. Statt Jeans oder Lederpants „rocken“ die Röcke die Mode des nahenden Herbstes. Mit einer neuen Längenvorgabe, die auf jeden Fall unterhalb des Knies liegt, wenn nicht gar die Wade erreicht. „Der Midirock bestimmt die Herbstsaison“ jubelte kürzlich die deutsche Elle. „Midilängen konnte man schon im vergangenen Winter auf einigen Schauen sehen, aber erst jetzt ist der Midi zu einem der Keypieces der Saison avanciert“, berichten Klaus Ritzenhöfer und Daniel Riedo, die mit ihren Apropos-Concept-Stores zu den einflussreichsten Händlern von Luxusmode in Deutschland zählen. „Wir finden es gut, denn nach all den „Skinny Pants“ gibt es endlich mal wieder eine neue Silhouette zu sehen.“

Als Trendsetter der Midiwelle gelten angesagte Designerlabels wie Céline, Balenciaga oder Proenza Schouler, die alle in ihren Schauen für Herbst/Winter 2013/14 die neue Länge zeigten. Stil-Ikone und Designerin Victoria Beckham trägt schon seit ein paar Monaten eifrig selbst die von ihr entworfenen Midiröcke und landet damit prompt wieder auf Modeseiten mit „Best Dressed“-Fotos.

„Für uns sind die Midiröcke sehr feminin, irgendwo etwas brav, aber doch sexy“, beschreiben die beiden Berliner Designerinnen Johanna Perret (30) und Tutia Schaad (31) den Trend. „Sie machen eine schlanke, lange Silhouette und wirken trotzdem leicht.“ In ihrer Kollektion für diese Saison, die auch auf dem führenden Online-Portal für High Fashion „style.com“ gepostet wurde, sitzen die Midiröcke in der Taille, sind leicht asymmetrisch und wurden aus einem einzigen Schnitt-Teil um den Körper drapiert. Durch diesen Schrägschnitt wie auch durch das Material aus Wollcrêpe-Georgette wirken die Entwürfe von Perret Schaad fließend und beweglich.

Relaxed wie eine Jogginghose

Die schmeichelnde Anmutung kann als Schlüsselelement des modernen Midi gelten. Relaxed wie eine Jogginghose wirkten etwa die mit weichen Faltenbahnen versehenen Modelle, die Stella McCartney über den Laufsteg schickte. Phoebe Philo brachte den Midirock für Céline ab dem Knie schwingend aus weißer Wolle oder als Plisseerock aus handschuhweichem Leder. Auch Hermès-Designer Christophe Lemaire setzt auf den Midi aus Soft-Leder, allerdings ohne Plissees.

Der neue Midi fügt sich gut in die modische Richtung der „neuen Strenge“ und durchbricht diese zugleich durch seine weibliche, leicht verspielte Anmutung. Einerseits passt er zu von den 1950er und 1960er inspirierten Looks à la Grace Kelly, die auf einigen Laufstegen zu sehen waren. Andererseits schielt er nach den freigeistigen 70er-Jahren, als er seine modische Blütezeit erreichte. Yves Saint Laurent etwa kreierte damals Midiröcke in einer genialen Mischung aus Eleganz und Nonchalance und kleidete die schicksten Frauen von Paris wie Loulou de La Falaise oder Charlotte Rampling damit.

Wenn der Midi gut kombiniert werde, meinen Klaus Ritzenhöfer und Daniel Riedo, könne er sogar mit flachen Schuhen fabelhaft aussehen. Allerdings bleibt er ein Stück für trendbewusste, sehr moderne Frauen. „Midiskirts werden wohl nie so breit verkäuflich sein wie schmale Hosen“, sagen die beiden Händler. „Sie werden aber diesen Herbst erstaunlich gut angenommen.“