Die meisten wollen ganz in Weiß heiraten. Aber die Hersteller haben auch Mut zur Farbe – sie bieten Kleider in Rosa oder mit roten Blüten an.

Cloppenburg. Romantisch sollte eine Hochzeit immer sein. In diesem Jahr gilt das für die Brautkleider umso mehr. Die Trendkleider haben Blüten – drapiert oder in den Stoff gestickt. Auch die Farben passen sich dem neuen Trend an: zarte Pastelltöne und dezentes Grau drängen sich in das traditionell weiße Bild. Dafür verschwindet die Alternativfarbe Schwarz wieder aus der Brautmode.

Royale Hochzeiten werden immer gerne zur Orientierung genommen - was die Prinzessinnenhochzeiten der vergangenen Jahre zeigten, wurde im Handel schnell zum Verkaufsschlager. Zuletzt heiratete die Gräfin Stéphanie de Lannoy Luxemburgs Thronfolger und Erbgroßherzog Guillaume im Oktober 2012. Und ihr Kleid hat nach Ansicht von Modeexperten Trendpotenzial für diese Saison: Es ist eine von oben bis unten mit Spitze bedeckte Robe, verziert mit kleinen Blüten. Der Rock ist ausgestellt und die Ärmel sind dreiviertellang.

„Die Kleider werden wieder mondäner. Der Trend geht weg vom Purismus“, sagt Hermann Thole, Inhaber eines Brautmodengeschäftes in Cloppenburg. Weniger minimalistisch sei die Brautmode 2013, dafür verspielter und romantischer. „Blütenornamente sind der große Trend im kommenden Jahr, denn sie lassen die Braut sinnlich, zart und romantisch erscheinen“, sagt die Personal Shopperin Sonja Grau aus Ulm.

Bei der Umsetzung des floralen Trends sind die Designer kreativ: Altara Dea hat ein Kleid, dessen gesamtes Rockteil mit großen Rosen aus Organza übersät ist. Eddy K. verziert den Ausschnitt vorne wie am Rücken mit Rosen, bei Cymbelines Modell „Ginza“ sitzt auf Hüfthöhe eine überdimensionale Blüte. Affinity Bridal und Emmerling machen es dezenter und überziehen Kleider mit blütenreicher Spitze. Bei Garamajs Modell „Lea“ sitzen Blüten auf Hüfthöhe, der Rock ist ebenfalls mit größeren Blüten überzogen.

Der dominierende Schnitt 2013 ist die A-Linie, sagt Adriane Böhm, Besitzerin eines Brautmodengeschäft in Kolbermoor bei Rosenheim. Dieser Schnitt kennzeichne sich durch ein eng anliegendes und figurbetontes Oberteil und einen leicht ausgestellten Rock. Die senkrechten Nähte verlaufen ohne Unterbrechung, was vor allem kleineren Frauen schmeichle, erläutert die Expertin.

A-Linien waren bereits in den vergangenen Jahren zu haben, doch die aktuellen Kleider für 2013 haben breitere Röcke, sagt Thole. Und das macht sie für einige nicht mehr zum optimalen Modell. Denn: „Kleine Frauen sollten darauf achten, dass die Röcke nicht zu füllig sind, da diese Modelle sie ansonsten sehr leicht gedrungen wirken lassen“, erläutert Modeberaterin Grau. Alternativ zu den Modellen mit A-Linie hat Grau viele Kleider im Empire-Stil in den Kollektionen entdeckt. Diese Kleider haben eine sehr hohe Taillennaht, meist unterhalb der Brust.

Das royale Traumkleid aus Luxemburg hatte längere Ärmeln – und das ist ein weiterer Trend. „Ärmel – egal ob kurz, dreiviertel oder lang - sind 2013 ein großes Thema“, sagt Böhm. Wichtig sei, dass diese bei Bedarf abgenommen werden können. „Viele Bräute haben den Wunsch, sich während der Feier ein wenig zu verändern“, erklärt Böhm. Und Sonja Grau rät sogar zu Ärmeln für künftige Bräute mit kräftigen Oberarmen. Denn diese werden damit kaschiert.

Die Ärmel sind meist aus Spitze oder Tüll gefertigt. Doch Ärmel aus Tüll können zum lästigen Begleiter werden, warnt Böhm. „Minderwertiger Tüll kann unangenehm kratzen, deshalb sollte man bei Tüllärmeln unbedingt auf die Qualität achten.“

Die Alternative sind Roben mit nur einem Träger, sagt Susanne Sixtus, Brautkleiderdesignerin aus Düsseldorf und Mitglied im Verband deutscher Mode- und Textildesigner. Das lasse sich auch wunderbar mit Blütenverzierungen kombinieren. „Eine Blütenapplikation am Träger lässt die Stelle zum absoluten Blickfang werden“, sagt Sixtus. Kleemeier macht das etwa vor: Am dem einzigen Träger des Modells „Ribera“ sitzt eine große Blüte.

Haut zeigen die Bräute – an bestimmten Stelle. „Sehr häufig sind Rücken- und Dekolleté-Bereich bei den neuen Trendkleidern aus durchsichtiger Spitze“, sagt Sixtus. Diese Kleider seien sexy, ohne direkt viel nackte Haut zu zeigen. Cymbelines Modell „Ginza“ hat ab dem Dekolleté einen Teil aus Tüll in T-Shirtform, Lohrengels Modell „Isabella“ am Rücken. Garamaj lässt an „Nolita“ am Rücken eine große Aussparung Haut zu, umrandet von viel Spitze.

„Der Trend, den Rücken zu betonen, kommt aus Frankreich, wird aber in Deutschland seine Probleme haben, sich durchzusetzen“, sagt Böhm. Das liege vor allem daran, dass es dem deutschen Markt an einer breiten Auswahl passender Unterwäsche zu diesen Kleidern mangele. Modeberaterin Grau empfiehlt bei einem so betontem Rücken, das Dekolleté nicht zu stark zu akzentuieren. „Die Gefahr, dass das eine dem anderen die Show stiehlt, ist zu groß.“

Bräute, die sich nicht durch Schnitte oder Verzierungen abheben wollen, können in diesem Jahr mit farbigen Kleidern auffallen. Passend zu dem romantischen und sinnlichen Blütenzauber setzen die Designer auf sanfte Pastelltöne wie ein helles Rosa oder Himmelblau. Als Farbtupfer findet sich auch in quasi jeder zweiten Kollektion Grau oder Silbergrau in den Kleidern, sagt Thole. Häufig sind es aber noch nur farbige Accessoires oder Applikationen statt ein komplett buntes Kleid – etwa bei Kleemeiers Modell „Scarlett“, das am Dekolleté zwei Blüten und über den Rock eine Stola in Dunkelrot hat. Ladybird zeigt Farbe in Form von bunten Pailletten, und Lilly schlingt ein rosafarbenes Band um die Taille.

Denn komplett farbige Kleider werden es schwerhaben, sich durchzusetzen, sagt Böhm. Der Fachmann ist überzeugt, dass die dominanten Farben der Brautkleider 2013 das bewährte Eierschale oder Elfenbein sind – und es auch bleiben werden. „Farben setzen sich einfach nicht durch – die Braut ist und bleibt weiß.“