Er gilt sogar als „esskulturelles Symbol der Hauptstadt“. Aber Fischbrötchen schmecken auch

Der gute Geschmack verbietet an dieser Stelle, politische Streitfragen aufzuwärmen, zum Beispiel wer dazu gehört und wer nicht. Als ein jenseits von Weltanschauungen geltender Konsens sei hier unterstellt: Der Döner gehört zu Deutschland. Wissenschaftlich im „Potsdamer Almanach des Zentrums für Zeithistorische Forschung“ entschieden ist indes der olympische Ausmaße annehmende Wettstreit zwischen Hamburg und Berlin in Sachen Döner: Der ist zum „esskulturellen Symbol der deutschen Hauptstadt“ aufgestiegen. Sein Spieß zeigt nach oben.

Und das ist gut so. Auch für Hamburg. Fischbrötchen macht uns keiner streitig, und deren Varianten können es allemal mit der osmanischen Fleischteigtasche aufnehmen. Is(s)t natürlich Geschmackssache. Neidlos muss nur anerkannt werden, dass die Döner-Historie multikulti spannender ist – als Sinnbild für Pionierleistungen türkischer Mitbürger.

Denn als in den 1970er-Jahren die Familien der Gastarbeiter nachzogen, sorgten türkische Unternehmer für den Nachschub eigener Produkte. Die Erfindung des Döners gab dem Gewerbe Zusatzauftrieb. Ob der erste Döner-Imbiss Deutschlands am Kottbusser Damm in Berlin oder am Bahnhof Zoo stand, hat die Forschung nie geklärt. Ein Patent gibt es nicht. Wie auch, wo Grillspieße in Anatolien eine lange Tradition haben, ebenso wie Fladenbrot.

Angesichts dieser Erfolgsgeschichte hat das Fischbrötchen einiges aufzuholen. Was ist schon der „Weltfischbrötchentag“ – leider nur ein einsamer Mai-Sonnabend an der Küste Schleswig-Holsteins und Meck-Poms! Eine Historie, die erst seit 2011 besteht. Gemeinsamkeiten gibt es aber dort, wo beide Imbiss-Leckereien angeboten werden. Die Dönerbude ist laut Analyse der Professorin Maren Möhring der imaginäre Identifikationsort einer ganzen Nation. Das kann die Fischbude ebenfalls in Anspruch nehmen – für den Norden. Wieder eine Frage der Geschmackssache.