Die Dänen haben in einer landesweiten Abstimmung ihr Nationalgericht gewählt: „Stegt flæsk med persillesauce“

Ein Land, das einst den großen Märchenerzähler Hans Christian Andersen hervorgebracht hat und heute zeitlos Schönes in Architektur und Design produziert, ein Land, dessen Königsfamilie geschickt allen Fettnäpfchen ausweicht, ein solches Land muss den neidvollen Resteuropäern nicht noch kulinarische Vorbilder liefern.

Das war’s jetzt aber auch mit dem Süßholzraspeln. Kommen wir zur erschreckenden Fortsetzung dieses Textes: Die Dänen haben in einer landesweiten Abstimmung ihr Nationalgericht gekürt. Zur Wahl standen 24 Gerichte, darunter Hering mit Kartoffelbrei, Frikadellen und das traditionelle Smørrebrød, also bunte Butterbrote. Der Sieger heißt in verwirrendem Dänisch: „Stegt flæsk med persillesauce“.

Was da mit Petersiliensoße aufgetischt wird, hat trotz lautmalerischer Verwandtschaft nichts mit einem Steak zu tun. Es ist vielmehr gebratener Schweinebauch, scheibchenweise, ein Klassiker aus Omas Küche, wobei im Vagen bleibt, was südjütländisch daran sein könnte. Vielleicht die Kartoffeln, die hier gekocht werden wie überall auf der Welt? Oder die pampige Mehlschwitze, mit Petersilie aufgepeppt?

Immerhin wird der durchwachsene Speck nicht paniert, eine sonst im Dänenreich verbreitete Unsitte, nach der auch frisch gefangener Fisch gern dick umhüllt wird, damit das Fett aus der Mayonnaise nicht so allein auf dem Teller ist. Ein Grund, sich landesfremden Genüssen hinzugeben?

Eher nicht. Denn am liebsten mögen die Dänen inzwischen Spaghetti Bolognese. Hoffentlich nach italienischem Originalrezept. Ernährungsminister Dan Jørgensen beeilt sich aber hinzuzufügen: „Dänisches und neues, nordisches Essen ist weltberühmt. Aber zu Hause vergessen wir unsere Essenswurzeln oft.“ Meint er die „røde Pølser“, die roten Würstchen, die ihr Leuchten einem Farbstoff verdanken, der auch als Theaterblut herhalten muss? Dann lieber her mit dem Schweinebauch!