Darauf ein Schlückchen armenische Soße – Wie russische Kosmonauten ihre Tage im Weltall hochprozentig genießen

Wenn Ihnen wohlklingende Namen wie Rkaziteli, Mskhali, Garan Dmak, Kangu und Voskehat gar nichts sagen, ist es höchste Zeit, sich mit Armenien und seinen Spezialitäten jenseits von Radio Eriwan auseinanderzusetzen. Nur aus diesen Traubensorten nämlich darf der Armenische Weinbrand hergestellt werden, dessen Großschreibung schon deshalb gerechtfertigt ist, weil es sich um einen gesetzlich geschützten Begriff handelt.

Angesichts dieser hochprozentigen Bedeutung wundert es nicht, dass russische Kosmonauten fernab von Weib und Wodka alle Tricks draufhatten, um sich mit „Armjanski Konjak“ ein wenig zu trösten. Den Anfang machte Juri Gagarin 1961 mit einer Verpflegungstube besagten Weinbrands, im Gepäck dabei, um im Notfall Wunden zu reinigen. Das hätte wenigstens nicht nach ätzender Desinfektion gerochen. Doch die Tube blieb flugs verschlossen. Erst ein Bewacher der Landekapsel bediente sich später ihrer und trank sie aus, zitiert „Spiegel Online“ aus „jüngst veröffentlichten Geheimprotokollen“.

Seitdem war der Ostblock-Spitzen-Alk ständiger Begleiter im All. Veteran Georgi Gretschko hatte im Dezember 1977 sein Weinbrand-Erlebnis, plauderte er jetzt in seinen Erinnerungen aus. Auf dem Etikett einer Flasche mit einem Energiedrink wunderte er sich über ein zusätzliches „k“. Auf Nachfrage klärte die Bodenstation ihn auf, das bedeute Konzentrat. Am Ende war es doch wieder „Konjak“ zum Wohl auf das russische Weihnachtsfest. In kurzen 7,5-Gramm-Portionen reichte der Vorrat eine ganze Mission lang.

Später schmuggelten Raumfahrer den Gruß aus Armenien selbst an Bord, in Wasserkanistern, Hohlräumen, im Raumanzug oder umdeklariert als „armenische Soße“. Beim Saljut-7-Programm 1982 wurden sogar Dutzende Minifläschchen mit 25 Jahre altem Weinbrand aus Armenien offiziell in der Raumstation versteckt. Fanden die Kosmonauten sie, etwa bei Arbeiten an Bord, hatten sie damit eine Extrabelohnung. Da erübrigt sich die Frage an Radio Eriwan: Gilt im All eigentlich ein All-koholverbot?