Smartphone-Hilfe „Wegehelden“, erdacht für Laien-Sheriffs, die Parksünder anschwärzen wollen

Mitbürger bei der Obrigkeit anzuschwärzen hatte in manchen Phasen der deutschen Geschichte eine gewisse Tradition. Zur Blütezeit der DDR zum Beispiel konnten sogar Frauen denunziert werden, die ihre Wäsche bei Westwind trockneten. Offenbar gibt es das Bedürfnis, dieser lieb gewonnenen deutschen Gewohnheit auch in elektronischen Zeiten nachzugehen.

Für kleine Blockwarte und IMs geht endlich wieder die Sonne auf: mit der App „Wegehelden“. Da kann jeder Besitzer eines Smartphones zum Straßensheriff avancieren und breitbeinig, die Hand am Gerät, die Straßen entlangpatrouillieren. Und wehe, das Auge des Wackeren fällt auf einen Parksünder: Dann zaubert die kleine App flugs eine Meldung an das zuständige Ordnungsamt samt Beweisfoto mit Kennzeichen und GPS-Daten. Wenn das nicht heldenhaft ist!

Mehr als 100 Adressen von Ordnungsämter sind praktischerweise in der App hinterlegt. Auch kann man den Sünder per Posting bei Facebook und Twitter verpetzen. Aus diesem Grund spricht man ja von „sozialen Medien“.

Zugegeben – im Mittelalter war das lustiger, da konnte man Gesetzesübertreter an den Pranger stellen und mit faulem Obst bedenken. Aber vielleicht kommt diese Funktion ja im nächsten Upgrade der App. Wie es heißt, sind die Ordnungsämter gar nicht so begeistert von den unaufgeforderten Laien-Sheriffs. Ihnen schwant, es könnten dabei unappetitliche Nachbarschaftsfehden über die Ämter ausgefochten werden. Da bekommt die Dicke aus dem dritten Stock rasch mal die Quittung dafür, dass sie ihre Töle immer auf den Spielrasen lässt. In der südbrandenburgischen Stadt Calau hat sich seit 2001 eine andere Tradition eingebürgert, um Falschparkern beizukommen. Zweimal im Jahr stecken Politessen Kalauer statt Knöllchen hinter den Scheibenwischer. Darunter einiges im Altherrenformat wie die Frage: Was haben ein Beamter und eine Jungfrau gemeinsam? Beide warten auf den Ersten. Du liebe Zeit! Aber immerhin besser als denunzieren!