Warum bei einer neuen ProSieben-Show das Finanzamt mitkassiert – nicht aber bei Jauch

„Ich wär so gerne Millionäääär …“ Der Ohrwurm der Prinzen übertönt das Finanzamt. Denn das lässt mit der Spitze des Steuersatzes von jeder verdienten Bruttomillion nur 542.000 Euro übrig. Diesen Schock müsste der Sieger der neuen TV-Show „Millionärswahl“ – Start am 9. Januar 2014 auf ProSieben – erst mal verkraften. Abgesehen davon, dass der Titel der Sendung, netto betrachtet, sehr großzügig berechnet ist.

Dass der Staat knapp die Hälfte der Gewinnermillion abräumt, begründet der Sprecher des Steuerberaterverbandes, Wolfgang Wawro, so: „Wenn sich Teilnehmer in einer Fernsehshow durch ihr Auftreten und Talent präsentieren“, sei das kein Glücksspiel. Nur das ist steuerfrei. So wie die Summen bei Jauchs „Wer wird Millionär?“. Begründung: Man kann sich auf das Gefragte kaum vorbereiten. Dagegen werden die 49 „Millionärswahl“-Kandidaten glücksbefreit hart rangenommen. Sie müssen sich mit eigenen Ideen, Vorzügen oder Kunststückchen in Szene setzen. Dann küren die Zuschauer den Sieger der „großen Show“, laut Veranstalter ProSieben und Sat.1 „den ersten demokratisch gewählten Millionär“.

Wenn da nicht die Steuerprüfer wären. Vor denen kapituliert sogar der Sprecher der Sender: „Das für den Sieger zuständige Finanzamt wird wissen, wie der Gewinn von einer Million Euro zu versteuern ist.“

Warum wir nur von dem mit viel Schweiß Verdienten dem Staat abtreten müssen, von den zufällig in den Schoß gefallenen Glücksmillionen aber nicht, bleibt tief in der Steuerlogik verborgen. Nicht umsonst hat Albert Einstein, dessen Genie nicht mal vor Raum oder Zeit eingeknickt ist, klein beigegeben: „Am schwersten auf der Welt zu verstehen ist die Einkommenssteuer.“

Die wiederum verstört den neuesten (Fast-)Millionär aus Magdeburg nicht. Der Mittvierziger hatte beim Sonntagsfrühstück mit seiner Frau die Lottozahlen verglichen und sechs Richtige gezählt. Seine Frau sagte spontan: „Jetzt erneuern wir unsere Dusche.“ Dafür wird’s reichen. Auf ihr Konto gehen 994.000 Euro – steuerfrei.