Für den Chef handybereit auch in der Freizeit? Jeder Zweite sieht so seine Partnerschaft bedroht.

Wer nächtens vor einem Handyshop ausharrt, um das neueste Modell noch im Morgengrauen zu ergattern, wird das Thema Mobiltelefon kaum mit Stress in Verbindung bringen. Doch sind da ja noch die zwei Drittel aller Beschäftigten, die - auch außerhalb ihrer Arbeitszeit - für den Chef oder für ihre Kunden erreichbar sein müssen. Jeder vierte Berufstätige sieht in dieser Vermischung von Freizeit und Funktion ein Problem für die eigene Partnerschaft, ergab eine aktuelle Allensbach-Umfrage. Jeder Zweite ist dafür, Maloche und Muße klarer zu trennen. Doch steht das Handy im Weg, um zur Ruhe zu kommen.

Die naheliegende Lösung, das nervige Mobilgerät einfach auszuschalten, ist unüberlegt simpel. Denn wer die erst kürzlich ausgesprochene Empfehlung unserer Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen befolgt ("In der Freizeit sollte Funkstille herrschen"), läuft erst recht Gefahr, in einen Partnerkonflikt zu geraten; dann nämlich, wenn die oder der Liebste per Handy gerade was flüstern will und die Botschaft im Nirwana endet.

Bleibt die Ausrede: "Da war kein Netz." Das ist der Grund, warum die Bahn an einem besseren Handyempfang im ICE bastelt. Wahrer Fortschritt sieht inzwischen aber anders aus: Schon fordern Initiativen mobilfunkfreie Zugabteile oder elektrosmogbefreite Zonen in Urlaubsregionen wie dem Schwarzwald.

Wenn es dafür nicht längst zu spät ist. Denn wer will im Freisprechzeitalter wirklich aufs Handy verzichten? Auf die schnellen Fotos von Oma oder den Enkeln via Smartphone? Auf den aktuellen Wetterbericht für den Spontanbummel an der Elbe? Oder das Getwitter im sozialen Netzwerk?

Zum Trost: Irgendwann bleibt auch dafür ewig Zeit. Das ahnte eine in Köln Verstorbene, die ihren Grabstein aus schwarz poliertem Marmor in der Form eines Handys steinmetzen ließ, inklusive angedeutetem Display und Tastenfeld. Untauglich für Gespräche und absolut immobil. Kurz gefasst: endlich stressfrei.