Deutschlands Bäcker wollen ihre Ware als Welterbe geschützt sehen. Ein brotloses Unterfangen

"Eine gute Küche ist das Fundament allen Glücks", sagte der französische Meisterkoch George Auguste Escoffier. Recht hat der Mann. Wohl auch deshalb steht die Cuisine française, die Küche der Franzosen, seit 2010 auf einer Ebene mit dem Grand Canyon, den Pyramiden oder der Altstadt von Florenz - als Welterbe der Unesco.

Bocuse, Bordeaux und Bouillabaisse, Coq au vin und Crème brûlée, alles lieb und lecker. Aber Baguette? Mal ehrlich: Was ist dieses Weißbrot schon gegen unser täglich Brot? Das deutsche Brot, Heimwehfaktor Nummer eins des deutschen Urlaubers, findet wohl jeder heimkehrende Tourist schützenswert: Vollkornbrot, Schwarzbrot, Landbrot.

Und dem wollen die 14 500 deutschen Bäckereibetriebe abhelfen: Brot für die Welt! Das Handwerk fordert, das deutsche Brot und seine Kultur auf die Welterbeliste zu setzen. Neben dem Weltnaturerbe (das Wattenmeer!) und dem Weltkulturerbe (gerade herausgeflogen: das Dresdner Elbtal wegen der Waldschlösschenbrücke) schützt seit 2003 das "immaterielle Weltkulturerbe" den Flamenco Andalusiens, die Sprechgesänge Lakalaka auf Tonga, die Peking-Oper und die arabische Falknerei. Leider ist das Unterfangen noch brotlose Kunst, weil Deutschland diesem letzten Welterbe-Abkommen bislang nicht beigetreten ist.

Aber es wird höchste Zeit, bevor eine der rund 300 deutschen Brotsorten von der kulinarischen Landkarte verschwindet. Bis gestern hatten schon 72 Bäcker 156 verschiedene Brote ins neue Brotregister im Internet gestellt. "Die deutsche Brotkultur ist einzigartig", sagt der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks. Und der heißt natürlich Peter Becker.

Vielleicht muss es ja nicht dabei bleiben. "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein", sagte Woody Allen. "Nach einer Weile braucht er einen Drink."