Der Orakel-Krake muss bangen. Manche sähen ihn am liebsten in Knoblauch und Öl. Ein Fehler ...

Staatsfeind Nummer eins wird er genannt. Wüste Beschimpfungen sind gegen ihn zu hören, selbst Morddrohungen wurden bereits ausgestoßen. Orakel-Krake Paul aus dem Sealife-Aquarium Oberhausen - bis zum WM-Halbfinale noch Lieblingsachtarmer der Nation, weil er alle Siege des deutschen Teams treffsicher vorhergesagt hatte - ist für manche zum Hassobjekt geworden. Weil er den Sieg für Spanien richtig tippte, muss der Kopffüßer jetzt bangen, sich mit Knoblauch und Oliven in der Pfanne oder in Bierteig gehüllt in der Fritteuse wiederzufinden. So zumindest wünschen es ihm enttäuschte Fans im Internet.

Es wäre eine eklatante Ressourcen-Vergeudung! Was könnte Paul durch die bloße Auswahl eines der zwei Plexiglaskästen in seinem Aquarium noch alles entscheiden: Über die Schul-, Gesundheits- und alle anderen aktuellen Reformpläne wäre mit einem Tintenstreich abgestimmt. Herrlich, keine langen Debatten mehr über die Einführung eines Berufsheeres, die staatliche Unterstützung der Banken oder das Für und Wider der Präimplantationsdiagnostik - Saugnapf drauf und gut. Und auch bei der Bundespräsidentenwahl hätte Christian Wulff keine drei Anläufe lang warten müssen. Kandidatenfoto auf die Futterkästen - und auf die Arme, fertig, los!

Der Nachteil: Es gibt Manipulationsmöglichkeiten. Darf es ein wenig mehr Muschel sein? Und schon entscheidet Paul, dass Angela Merkel die nächste Staffel von "Germany's Next Topmodel" moderiert, während Heidi Klum die Zukunft der Koalition in die Hand nimmt.

Damit es nicht so weit kommt (und damit dem Kraken keine Leibwächter geschickt werden müssen, wie Spaniens Ministerpräsident Zapatero nach dem Erfolg gegen Deutschland scherzhaft vorschlug), sollte man Paul heute noch einmal die Finals tippen lassen - Live-übertragungen in alle Welt sind schon angekündigt - und dann in seine Höhle zurückschicken. Das Spiel ist aus.