Warum wir den FC Bayern lieben lernen sollten. Zumindest am 5. und 19. Mai

Nur zur Klarstellung - das Thema des Gesinnungsaufsatzes war vorgegeben: Warum jetzt alle, selbst wir hier im hohen Norden, für einen Tag, nämlich am 19. Mai, am Abend des Champions-League-Finales, Fans des FC Bayern sind. Dafür ließen sich sicherlich viele Gründe finden. Der eine liegt auf der Bank: Roman Abramowitsch. Der Eigner des Endspielgegners FC Chelsea hat sich am russischen Volk bereichert und in den vergangenen neun Jahren geschätzte 800 Millionen Euro in den Londoner Fußballklub investiert. Da braucht man gar nicht erst Ultra beim FC St. Pauli zu sein, um auf die Barrikaden zu gehen. So einer darf die Champions League nicht gewinnen.

Und weil wir beim Abendblatt immer auch den Hamburg-Bezug herstellen, noch dies: Was für einen Aufstand hat der Abramowitsch gemacht, als er seine Luxusyacht bei Blohm + Voss bezahlen sollte. Tausend Extrawünsche hatte er plötzlich, nur löhnen wollte er nicht. Dabei ist Blohm + Voss eine renommierte deutsche Werft und kein sibirisches Straflager.

Meinem Mentaltrainer werden solche negativen Gedanken allerdings wenig gefallen. Motivation soll positiv sein! Lieben, sagt er, muss ich die Bayern nicht, aber ihnen Achtung und Respekt entgegenbringen sollte ich schon. Was die Jahr für Jahr für den deutschen Fußball leisten, im Gegensatz zu diesen schwarz-gelben Champions-League-Versagern aus Dortmund, die sich zum zweiten Mal nacheinander Deutscher Meister nennen. Und der Präsident des FC Bayern, der Hoeneß Uli, spendet jedem schließlich seine Würste, der am Hungertuch nagt.

Aber ich muss mich gar nicht verbiegen, um Bayern-Fan zu werden. Am 5. Mai bin ich es bereits. Dann treten die Münchner beim 1. FC Köln an. Und der könnte, Konjunktiv!, unseren einst geliebten HSV in die Relegationsspiele zur Zweiten Liga schießen. Das müssen die Bayern verhindern. Tun sie es, sollte unsere Leidenschaft 14 Tage später noch nicht erloschen sein.