Hamburg. Fernsehkoch Tim Mälzer hat es uns eingetrichtert: "Schmeckt nicht, gibt's nicht", und wenn mal was beim kreativen Kochen total danebengeht, verpasst er dem Gericht einfach einen neuen Namen. So ähnlich muss es auch dem Steinzeit-Mälzer vor 100 000 Jahren ergangen sein.

Vermutlich ging ihm das Einerlei mit Beeren und Nüssen und einem Klecks Honig auf die Nerven, und deshalb experimentierte er erstmals mit den Körnern von wild wachsendem Getreide.

Kurz darauf muss der Höhlenmensch (vielleicht aus Langeweile?) einige Hirsekörner zwischen zwei Faustkeilen zermahlen haben. Wenn ihm dann noch Wassertropfen von der Höhlendecke in die Pampe matschten und ihm die Steinschale samt Inhalt in die Holzkohle entglitt, dann, ja, dann war es auch nicht mehr weit zu einer neuen Delikatesse: zum allerersten Müsli oder den eigentümlichsten Cornflakes der Urgeschichte.

Wem diese Historie nicht schmeckt, der kennt allerdings nicht die neuesten Erkenntnisse kanadischer Archäologen. Sie fanden in einer Höhle in Mosambik Spuren wilder Sorghum-Hirse, dazu Steinwerkzeuge, mit denen sich die Wildhirse verarbeiten ließ, zu Brot, Mehl oder pampigem Brei. Ihr Befund: Dies sei "der früheste Nachweis von Cerealien auf dem Speisezettel der Steinzeitmenschen", schreiben die Forscher im Wissenschaftsblatt "Science".

Bisher galten Getreidegräser aus der Eiszeit als das älteste von Menschen genutzte Getreide. Das war aber knapp 90 000 Jahre später, also in einer Epoche, der wir uns kulinarisch in jüngster Zeit schon wieder anpassen: mit Tiefkühlkost rundum im Jahr und einem ungesunden Fleischüberangebot (damals bedingt durch Steaks im Mammutformat).

In dieser ungemütlichen Zeit müssen zum Ausgleich auch die ersten festlichen Menüs erdacht worden sein. Wie die ausgesehen haben könnten, hatten vor Jahren schon Wissenschaftler des Museums für Archäologie in Herne (NRW) wirklichkeitsnah nachgestellt: "Mammutcarpaccio mit kandierten Wildäpfeln", "angegorene Früchte auf Blattsalat" oder "frische Eier aus dem Nest mit roher Leber von Gazelle". Was in Urzeiten gegessen wurde, erkennen Forscher auch an der Zahnstruktur oder aus Exkrementenresten. Und das ist nun gar nicht mehr appetitlich.