Ein Forschungsprojekt sollte vor Jahren klären, welcher der beiden als “Schiller-Schädel“ überlieferten Totenköpfe zum Dichter gehört.

Betrachtet man Lebens- und Todesarten einiger Berühmtheiten, zählt man gerne zu den Durchschnittsmenschen. Gerade erfahren wir erneut - und das passiert ungefähr im Zehnjahresrhythmus -, dass Shakespeare nicht Shakespeare war. Allerdings wissen wir leider immer noch nicht, wer sich hinter dem Namen verbirgt. Dass Mozart in einem Massengrab außerhalb von Wien liegt, gilt immerhin als gesichert.

Wussten Sie schon, wie der burmesische König Nandabayin 1599 zu Tode kam? Er hat sich totgelacht. Weil ein reisender italienischer Kaufmann ihm erzählte, Venedig sei ein Freistaat ohne König. Einem von Nandabayins Vorgängern namens Theinhko erging es nicht viel besser. Er wurde 931 von einem Bauern ermordet, dessen Gurken er ohne Erlaubnis gegessen hatte. Von Schiller wiederum ist die makabere Tatsache bekannt, dass dessen Freund Goethe den Totenschädel des früh Verblichenen auf seinem Schreibtisch platzierte. Merkwürdig, was Genies unter Freundschaft verstehen. Aber war es überhaupt der echte Schädel Schillers, den Goethe da zu Hause hatte?

Ein Forschungsprojekt der Klassik Stiftung Weimar sollte vor Jahren klären, welcher der beiden als "Schiller-Schädel" überlieferten Totenköpfe in der Weimarer Fürstengruft zum Dichter gehört. Vor der DNA-Analyse scherzte Präsident Hellmut Seemann noch, im schlimmsten Falle hätte man künftig zwei Schiller-Schädel. Ganz unlogisch war das ja nicht. Immerhin hatte Schiller - anders als der Normalmann - sein Leben mit zwei Frauen geteilt. Mit seiner Ehefrau und deren Schwester.

Im vergangenen Jahr stand dann fest: Genetisch passte keiner der Schädel zu Schillers Verwandten. Offensichtlich war er vertauscht worden mit einem Schädel, der ihm ähnlich schien. Alle Abgüsse, vermutlich auch die Totenmaske, beruhen auf dem falschen Schädel.

Als möglicher Dieb wird nun der Anatom August von Froriep ausgemacht. Er sollte 1826, 21 Jahre nach Schillers Tod, die Echtheit des Schädels feststellen. Goethe hatte ihn im gleichen Jahr aus dem Gewölbe geholt. Möglicherweise hatte Froriep Goethe dann einen falschen Schädel zurückgegeben. Und den echten Schiller-Kopf behalten. Anatomen haben zu jener Zeit Schädel wie Briefmarken gesammelt, heißt es. Wahrscheinlich hat man mit der Frage "Soll ich Ihnen meine Schädel-Sammlung zeigen?" damals jede rumgekriegt. Zumal wenn ein echter Schiller dazugehörte. Schillers wahrer Schädel indes bleibt verloren. Aber machen wir uns deswegen keinen Kopf.