Immer wieder werden Kinder von Fremden angesprochen oder gar verschleppt. Axel Podlech, Dienstleiter der Fachdienststelle für Sexualdelikte im Landeskriminalamt Hamburg, rät: Kinder sollten auf die Situation vorbereitet sein.

Journal : In welchen Momenten besteht für Kinder Gefahr, von Sexualtätern angesprochen zu werden?

Axel Podlech : Der Schulweg, der Weg zum Kindergarten und der Gang zu Freunden oder zum Spielen sind Situationen, in denen die Möglichkeit besteht, dass Kinder in verdächtiger Weise angesprochen werden. Dabei werden natürlich Situationen ausgenutzt, in denen Kinder alleine unterwegs sind.

Was tut die Polizei in Hamburg, um solche Taten zu verhindern?

Die Polizei bittet darum, alle Fälle, in denen Kinder von fremden Menschen angesprochen oder sogar angefasst wurden, sofort der nächsten Polizeidienststelle über 110 oder auch der Dienststelle für Sexualdelikte zu melden. Auf diese Weise können wir zeitnah reagieren und präventiv tätig werden.

Wie gehen die Täter heute vor, um Kinder in ihre Gewalt zu bekommen?

Es gibt keine Standardvorgehensweise, die Täter sind einfallsreich. Besonders schlimm sind natürlich die Fälle, in denen Kindern gesagt wird, ihren Eltern sei etwas Schlimmes passiert. In den Momenten denken die Kinder an nichts anderes als an ihre Mutter oder ihren Vater und erkennen die Gefahr nicht.

Was können Eltern tun, um ihre Kinder erzieherisch auf derartige Situationen vorzubereiten?

Wichtig ist es, offen mit Kindern über diese Gefahren zu reden. Es bietet sich an, dies zu tun, wenn die Medien wieder einmal über einen ähnlichen Fall berichten. Eltern können ihre Kinder dann fragen: Was würdest du machen? Wichtig ist, ihnen klarzumachen, dass sie sich auch in einem solchen Fall nur von bekannten oder vertrauten Personen begleiten lassen. Kinder müssen lernen, auf ihre eigenen Gefühle zu vertrauen und auch rigoros Hilfe einzufordern, wenn ihnen eine Situation "komisch" vorkommt oder Fremde sogar zudringlich werden. Ganz besonders wichtig ist es, die Kinder darum zu bitten, sofort Bescheid zu sagen, wenn ein Fremder versucht hat, sie anzusprechen. Das Landeskriminalamt bietet zudem an, Kollegen in Schulen oder Kindergärten zu schicken, damit die Kinder über die Gefahren und das richtige Verhalten aufgeklärt werden.

Frank Witzorrek (39) mit seiner Tochter Marie (5):

"Als Vater macht man sich schon Sorgen um seine kleine Tochter. Immer wenn man wieder einmal von derartigen Fällen in der Zeitung liest, denkt man sofort an sein eigenes Kind. Ich versuche deshalb, Marie vorsichtig beizubringen, dass nicht alle Menschen gut sind. Das muss aber so geschehen, dass sie nicht ängstlich oder misstrauisch wird. Entscheidend ist es dabei, den Kindern ein gesundes Selbstbewusstsein mitzugeben. Damit sie kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie zum Beispiel nicht helfen. Das ist wichtig."

Birte Kaiser (37) mit ihren Söhnen Hannes (4) und Mats (sechs Monate):

"Bei Hannes beginne ich jetzt, mir Gedanken über das Thema zu machen. Bisher war ja immer ein Erwachsender in seiner Nähe und hat aufgepasst. Langsam ändert sich das. Doch ich finde den Umgang mit diesem Thema gar nicht leicht. Wenn wir den Kindern zu viel erzählen, verängstigen wir sie. Und sie sollen nicht grundsätzlich vor anderen Angst haben. Entscheidend ist für mich, dass mir Hannes erzählt, wenn er ein solches Erlebnis mit einem Fremden hatte. Er darf nicht aus Angst schweigen. Das versuche ich gerade, ihm zu erklären."