Hamburg. Innensenator Andy Grote verteidigt den Polizeieinsatz. Demo-Beobachter erschweren Arbeit der Einsatzkräfte

Innensenator Andy Grote (SPD) stellte sich am Freitagmittag den Fragen der Journalisten zum bisherigen Verlauf des G20-Gipfels.

Sie haben weitere Polizeikräfte angefordert. Bedeutet dies, dass ein Notstand herrscht?

Andy Grote: Am Freitagmorgen war es so, dass die Kräfte der Polizei bereits die ganze Nacht im Einsatz waren und die Gelegenheit haben mussten, sich zu erholen. Aufgrund der Lageentwicklung mussten wir diese Kräfte aber bereits um 6 Uhr morgens in den Einsatz zurückholen. Das führte zu einer gewissen Reaktionszeit. Man hat im Vorfeld immer eine Einsatzorganisation, die ausreichen soll, um das Geschehen gut bewältigen zu können. Aber es sind immer auch weitere Alarmierungsstufen abhängig vom Verlauf des Geschehens eingeplant. Diese sind nun ausgelöst worden.

Die angereisten Mitglieder des Schwarzen Blocks kamen offenbar nicht so zahlreich nach Hamburg, wie befürchtet worden war.

Der Anmelder der Demonstration am Donnerstag hatte sich vorgenommen, einen großen Schwarzen Block mit 5000 Teilnehmern auf die Straße zu bringen. Das optische Bild war am Donnerstag ein anderes. Wir haben aber auch festgestellt, dass viele Teilnehmer unterschiedlich farbene Kleidung in Rucksäcken dabeihatten und immer wieder die Farben gewechselt haben, um die Zuordnung zu erschweren.

Haben sich andere Passanten zu wenig vom Schwarzen Block abgegrenzt?

Das ist ein großes Problem für uns. Neben Leuten, die Steine und Molotowcocktails werfen, standen andere Menschen mit einem Bier in der Hand und sahen das als Eventveranstaltung. Das macht es den Polizisten sehr, sehr schwer. Wenn sich andere von den Gewalttätern abgrenzen und sie isolieren würden, wäre es für die Beamten wesentlich einfacher.

Was sagen Sie zu den Vorwürfen, die Polizei habe bei der Demonstration „Welcome to Hell“ eine Eskalation herbeigeführt?

Die Truppen derjenigen, die das behaupten, sind am Freitagmorgen brandschatzend durch Altona gezogen. Von wem da die Gewalt ausgeht, ist ziemlich eindeutig. Es war im polizeilichen Interesse, die Demonstration am Donnerstag laufen zu lassen. Aber es gab einen Schwarzen Block, der sich rechtswidrig vermummt hat. Das hat eine Reaktion erfordert, um auch den friedlichen Demonstranten eine Möglichkeit zu geben, ihren Zug fortzusetzen.

Würden Sie sagen, dass die Polizei die Lage bislang jederzeit im Griff hatte?

Es braucht immer eine gewisse Reaktionszeit der Polizei, sie muss sich ständig auf eine neue Lage einstellen. Man kann nicht alles im Keim verhindern, was irgendwie unfriedlich ist. Wichtig ist aber, schnell und konsequent auf Straftaten zu reagieren. Diese Reaktion findet auch statt.

Sie haben vor dem Gipfel gesagt, Hamburg sei sehr gut vorbereitet. Überrascht Sie das Ausmaß der Krawalle?

Wir haben mit einer hohen Gewaltbereitschaft gerechnet. Was wir hier aber an radikaler, sinnloser Gewalt erleben, ist etwas, das uns erschreckt und das man auch nicht in jedem Detail vorhergesehen hat.

Welche Entwicklung erwarten Sie?

Wir sind so aufgestellt, dass wir auf jeden Fall den Ablauf des Gipfels weiterhin sicherstellen können. Wir rechnen aber auch damit, dass es immer wieder zu weiteren Gewaltausbrüchen kommen wird. Wir sind darauf vorbereitet, damit umzugehen.