Hamburg. Die Philharmoniker spielen im Großen Saal Beethoven. Natürlich die Neunte

Wunschkonzert im Großen Saal der Elbphilharmonie, freie Auswahl, zumindest im Rahmen der protokollarischen und der Terminmöglichkeiten. Bundeskanzlerin Angela Merkel war vergönnt, wofür andere erst General­intendant dieses Konzerthauses werden müssten. Ihr persönlicher Musik­geschmack soll die letzte und entscheidende Instanz bei der Zusammenstellung des Programms für das Konzert ­gewesen sein, das am 7. Juli um 19 Uhr im neuen Hamburger Konzerthaus gegeben wird.

Neu ist dieser Klangraum für die klassikbegeisterte Kanzlerin nicht. Sie war ja bereits bei der Eröffnungsgala am 11. Januar in der Stadt und im Neubau. Nach diesem ersten Konzert, das mit seinem weiten Bogen durch die Musikgeschichte durchaus anspruchsvoll sein sollte und war, kommentierte Merkel das Gehörte diplomatisch: „Das Programm hat mir sehr gut gefallen“, auch wenn sie neben den anspruchsvollen modernen Werken und Beethoven auch gern etwas Mozart gehört hätte.

Diesen Wunsch hat sie sich zumindest fast erfüllt. Denn obwohl Merkel ­gebürtige Hamburgerin ist, haben hiesige Komponistengrößen bei der Suche nach einem repräsentativen Meisterwerk für den besonderen Anlass im neuen Wahrzeichen der Hansestadt keine Chance gehabt. Nichts vom Ehrenbürger Johannes Brahms also, und ebenfalls nichts von Felix Mendelssohn Bartholdy, der in der unmittelbaren Nachbarschaft des Michel geboren wurde. Dafür aber ein anderer Klassiker.

Als ausführender Dirigent wurde „auf ausdrücklichen Wunsch der Kanzlerin“ Generalmusikdirektor Kent Nagano ins Programm berufen, um mit seinem Philharmonischen Staatsorchester als „kultureller Botschafter der Stadt Hamburg“ (Kultursenator Carsten Brosda) den Abend zu gestalten. Ein ­typisch merkelscher Balanceakt, da sie im Januar das NDR Elbphilharmonie ­Orchester, den anderen wichtigsten Klangkörper der Stadt, unter Leitung von Chefdirigent Thomas Hengelbrock gehört hatte.

Damals gab es lediglich den letzten Satz von Beethovens Neunter. Nun ­jedoch soll die komplette Sinfonie ­erklingen. Jene Sinfonie, die weltweit so bekannt und beliebt ist wie keine andere, der denkbar größte gemeinsame Nenner für ein Konzert mit so vielen politischen Untertönen. Für Marx war die Neunte die „Missa solemnis irdischer Weltfreude“, für Wagner ein „Schrei universeller Menschenliebe“. Beethovens Neunte ist nicht nur Teil des Unesco-Weltdokumentenerbes, sondern auch Europahymne – also ein ideales politisches Leitmotiv für die Wagner-Kennerin Merkel. Und die Schiller-Textzeile „Alle Menschen werden Brüder“ ist ein Völker verbindender, Grenzen überwindender Wunsch, der zeitlos ist und aktuell bleibt.