Hamburg. Warum es kein Fast Food gibt, und wie man familieninterne Knutschereien verhindert – elf abseitige Fakten über das Land, das bei der Fußball-EM für Furore sorgt

Island ist nach dem 2:1-Sieg seiner Fußballer im EM-Achtelfinale gegen England in aller Munde. Was aber zeichnet das Land abseits seiner Kicker noch aus? Elf kuriose Fakten.

Rekordverdächtig: Nie zuvor qualifizierte sich ein Land mit weniger Einwohnern für eine EM. Denn Island hat gerade mal 330.000 Einwohner – und fast zehn Prozent von ihnen sollen sich gerade in Frankreich aufhalten.

Kerngesund: Fast Food ist auf der Insel ausgestorben. Seit 2009 gibt es keine McDonald’s- und keine Burger-King-Filiale mehr. Grund: Die Kosten für den Import vieler Produkte waren zu hoch, der Absatz zu gering. Einige Isländer scheinen die Burger aber zu vermissen: Eine Webcam beobachtet seit sieben Jahren den letzten McDonald’s-Burger der Insel. Der liegt unter einer Käse­glocke in einem Hotel. Der Zuschauer kann live beim Verrotten zusehen.

Delikat: Statt Burger essen die Isländer Hákarl – fermentiertes Fleisch des Grönland-Hais. Eine Delikatesse, aber für ungeübte Zungen wegen des Geruchs und des Geschmacks eine große Herausforderung. Und frisch sollte man das Tier nicht zu sich nehmen, denn es ist für den Menschen hochgiftig. Der Grönland-Hai besitzt nämlich keine Nieren. Giftstoffe, die beim Stoffwechsel entstehen, lagern sich direkt im Fleisch ab.

Kriegerisch: Heimir Hallgrimsson beschreibt sein Team als Armee – die einzige, die Island hat. Deswegen würden sie auch von allen Isländern so enthusiastisch angefeuert. Hallgrimsson wird nach der EM alleiniger Nationaltrainer. Dann muss er seinen Hauptberuf aber aufgeben. Hallgrimsson ist Zahnarzt.

Besonders: Nach isländischer Tradition setzt sich der Nachname einer Person aus dem Vornamen des Vaters und der Endung -son (Sohn von …) oder -dottir (Tochter von …) zusammen. Isländische Telefonbücher sind auch nach Vornamen sortiert, da es dort (fast) keine klassischen Familiennamen gibt.

Kurios: Eidur Gudjohnsen schrieb am 24. April 1996 Fußballgeschichte: Mit 17 wurde er bei seinem Länderspieldebüt gegen Estland für seinen Vater Arnór eingewechselt. Es war das einzige Mal, dass ein Sohn für seinen Vater in einem Länderspiel eingewechselt wurde.

Bitterkalt: Die niedrigste Temperatur, die jemals in Island gemessen wurde, lag bei minus 39,7 Grad Celsius. Aufwärmen können sich die Isländer bei einem Glas Bier mit einer Portion Hákarl.

Feierwütig: In Frankreich zeigen die Isländer, was für ein Partyvolk sie sind. Zu Hause geht es am 1. März rund – dem „Tag des Bieres“. Dann feiert das Volk das Ende der Prohibition. So war ab 1915 der Alkohol verboten, 1935 noch Bier mit mehr als 2,25 Prozent. Erst 1989 wurde das geändert, und die Isländer freuen sich seitdem über diesen Tag.

Rigoros: Die Isländer sind sehr streng: Ein Islandpferd, das die Insel einmal verlassen hat, darf nie wieder nach Hause zurückkehren. Damit will man verhindern, dass Krankheiten auf die Insel kommen. Trotzdem klingt das hart.

Einfallsreich: Island ist klein. Sehr klein. Jeder kennt hier jeden und irgendwie sind alle miteinander verwandt. Probleme gibt es da beim Dating. Doch eine App schafft Abhilfe: In einer großen Datenbank können die Isländer nachlesen, welchen Verwandtschaftsgrad sie mit einer anderen Person haben. So knutscht man auf keinen Fall mit einem entfernten Cousin herum.

Weltberühmt: Seinen Namen kann zwar keiner aussprechen, trotzdem erlangte er große Berühmtheit – vor allem unter Fluggästen: der Eyjafjallajökull. Im April 2010 stürzte seine gigantische Aschewolke den europäischen Luftverkehr ins Chaos. Inzwischen ist der Gletschervulkan aber wieder mehr Touristenziel als Schreckgespenst.