Ein Gemeinschaftsgarten, zwei Gästehäuser, eine Gedenkstätte, eine Sporthalle – der Bunker an der Feldstraße soll ein grünes Dach und neue Nutzungen bekommen. Die Politik aber zögert

Für die Leser des Hamburger Abendblatts ist die Sache klar: Eine breite Mehrheit von 71 Prozent hat sich in der Online-Umfrage für eine Begrünung des Feldstraßenbunkers ausgesprochen – 29 Prozent stimmten gegen das Projekt. Zwar ist die Umfrage nicht repräsentativ, mit 1543 Lesern haben aber doch etliche Hamburger mitgemacht. Auch in früheren Befragungen lagen die Befürworter in einer ähnlichen Größenordnung vorn.

In der Bezirksversammlung, die möglicherweise schon am 23. Juni politisch über das Projekt entscheiden will, ist die Zustimmung hingegen fraglich – in der rot-grünen Koalition halten sich Befürworter und Gegner die Waage. Zuletzt hatte der mächtige Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs (SPD) Stimmung gegen das Projekt gemacht.

Die Gegner fürchten vor allem um den Bunker als Denkmal. „Derzeit verliert Hamburg durch Nachverdichtungen schon an vielen Stellen Bunker und damit wichtige Teile seiner Geschichte“, kritisiert Kristina Sassenscheidt vom Denkmalverein. „Für Hamburg haben Bunker eine besondere Bedeutung, weil es keine anderen Bauten der NS-Zeit gibt, die es an Präsenz mit ihnen aufnehmen könnten.“

Die Denkmalschützer möchten den Koloss in seiner jetzigen Form erhalten, die sich aber vom Aussehen nach Fertigstellung 1942 abhebt. So waren die Fenster während des Krieges mit Betonplomben abgedeckt; im Innern wurde der Bunker 1990 nach dem Verkauf an Thomas Matzen zum Medienzentrum umgebaut. Bis dahin stand immer wieder der Abriss des Ungetüms aus 100.000 Tonnen Stahl und Beton im Raum. An seine Stelle sollte zu Beginn der 90er-Jahre übrigens eine Mehrzweckhalle rücken.

In den aktuellen Plänen des Investors und Erbpächters Thomas Matzen ist auch eine Halle enthalten, die unter dem grünen Park in dem Aufbau verschwinden soll. Auf St. Pauli wünschen sich die Vereine seit Langem eine Halle für den Breitensport, Konzertveranstalter einen Raum für Veranstaltungen. Im Dachgarten soll ein Gemeinschafts­garten für die Anwohner entstehen – ein lang gehegter Wunsch, der an der Rindermarkthalle nicht verwirklicht wurde.

Ursprünglich geht die Idee des Dachgartens für St. Pauli auf Anwohner zurück, die Matzen davon überzeugten. In dem ambitionierten Beteiligungsprojekt Hilldegarden wurde dann in mehreren Workshops und Diskussionsveranstaltungen das Konzept für den Bunker erarbeitet und verändert. Die brachliegende Dachfläche soll über eine umlaufende Rampe zugänglich gemacht und in eine über 8000 Quadratmeter große Grün- und Gemeinschaftsfläche verwandelt werden; im Aufbau sollen zudem zwei Gästehäuser mit insgesamt 154 Zimmern entstehen. Auch eine Gedenkstätte ist dort geplant.