Schweinefleisch muss in den Kantinen von Kitas und Schulen auf dem Speiseplan bleiben, fordern Politiker, allen voran die Kanzlerin. Dabei wird es dort seit Jahren kaum noch angeboten. Die Fakten zu einer emotional geführten DebatteSchweinefleisch muss in den Kantinen von Kitas und Schulen auf dem Speiseplan bleiben, fordern Politiker, allen voran die Kanzlerin. Dabei wird es dort seit Jahren kaum noch angeboten. Die Fakten zu einer emotional geführten Debatte

Nackensteak, Kasseler, Schweineschnitzel: Wenn es ums Fleisch geht, hört bei vielen der Spaß auf. Nach einem Vorstoß der CDU in Schleswig-Holstein wird jedenfalls heftig über Fleisch diskutiert. Genauer: über Schweinefleisch. In dem Antrag mit dem etwas sperrigen Titel „Pluralismus im Nahrungsmittelangebot öffentlicher Kantinen“ fordern die Christdemokraten, dass Schweinefleisch auch weiterhin in Kitas und Schulen erhalten bleibt. Und weiter: „Der Minderheitenschutz – auch aus religiösen Gründen – darf nicht dazu führen, dass eine Mehrheit aus falsch verstandener Rücksichtnahme in ihrer freien Entscheidung überstimmt wird.“ Selbst Kanzlerin Angela Merkel hat sich in die Debatte eingeschaltet. Sie ist gegen eine Schweinefleischbeschränkung in Kitas. Doch wo bei den einen der Spaß aufhört, fängt er bei den anderen erst an. In den sozialen Netzwerken wird gewitzelt, Cartoons zeigen Schweine, die sich über Muslime freuen, und einige fragen sich: Haben die eigentlich keine anderen Sorgen?

Für Aufregung sorgt das Thema, weil es eben nur vordergründig um Würstchen, Nackensteaks und Salami geht. Offenbar besteht die Sorge, dass sich die deutsche Küche allzu sehr den Regeln der muslimischen anpasst. Ist das tatsächlich so? Und wie sieht es in Hamburg aus?

Für Schulen und Kitas der Hansestadt fällt die Antwort darauf recht einheitlich aus. Schweinefleisch steht hier nur selten auf dem Speiseplan. Einer der größten Schul- und Kita-Caterer in der Region ist die Porschke GmbH in Rellingen. Rund 450 Schulen und Kitas beliefert sie in Hamburg und im Umland. Wie Porschke mitteilte, wurde Schweinefleisch seit der Firmengründung 1982 noch nie verwendet. „Der Grund ist jedoch keinesfalls, dass es ungesund ist“, sagt Christa Schlichting-Beneke, die in dem Unternehmen als Ökotrophologin tätig ist.

Vielmehr liege ein ganz praktischer Aspekt hinter der Entscheidung gegen Schweinefleisch. „Da es immer auch muslimische Kinder in den Klassen gab, hätten wir im Zweifel häufig zwei Gerichte anbieten müssen. Das wollten wir vermeiden“, so Schlichting-Beneke. Unter dem gesundheitlichen Aspekt sei das „völlig unproblematisch, viele Kinder nehmen über Schinken und Mettwurst ohnehin meist schon viel Schweinefleisch zu sich.“

Auf Kinder, die sich vegetarisch ernähren, werde übrigens selbstverständlich Rücksicht genommen. „Wir bieten jeden Tag ein vegetarisches Gericht an“, so die Ernährungswissenschaftlerin. Ähnlich sieht es bei dem Catering-Unternehmen Lollo Rossa in Schnelsen aus, das täglich rund 2500 Essen an Hamburger Schulen und Kindertagesstätten ausliefert. Schweinefleisch? Auch hier Fehlanzeige.

Das Unternehmen besteht seit zwölf Jahren, und Schweinefleisch war auch hier noch nie im Angebot. Der zuständige Koch Oliver Esmann nennt dafür dieselben Gründe. „Es ist einfach praktischer, weil es immer auch muslimische Kinder gibt, die kein Schweinefleisch essen.“ Auch bei der Speisekammer in Eimsbüttel, die zwei Schulen mit rund 650 Essen versorgt, lautet die Antwort: kein Schweinefleisch.

Eine Ausnahme ist das Catering-Unternehmen Lemke aus Norderstedt, das sowohl Kindergärten als auch Schulen beliefert. „Jeder Kindergarten und jede Schule geben uns Bescheid, welche Kinder welche Allergien oder Unverträglichkeiten haben. Dies ist bei uns vermerkt. Auch auf religiöse Hintergründe, wie der Verzicht auf Schweinefleisch, gehen wir ein. Wenn es also vorkommt, dass der Kindergarten das Schweinegeschnetzelte aussucht, bekommen die muslimischen Kinder dann ein alternatives Essen wie Putengeschnetzeltes.“

CDU-Chef Heintze: „Es geht nicht um Zwang, sondern um Wahlfreiheit“

Ist der Verzicht nun einfach praktisches Denken oder schon ein Übergriff in unser Essverhalten? Der CDU-Landesvorsitzende Roland Heintze gibt seinen Parteifreunden aus Schleswig-Holstein jedenfalls Rückendeckung.

„Jeder Mensch sollte selbst entscheiden können, was er isst. Dazu ist es richtig, dass in Kantinen öffentlicher Einrichtungen eine ausreichende Angebotsvielfalt vorgehalten wird, wozu sicher auch Schweinefleisch gehört“, so Heintze. Dass daraus kein Zwang folge, Schweinefleisch zu verzehren, ergebe sich von selbst. „Ich verstehe daher die Kritiker dieses Antrags der CDU Schleswig-Holstein nicht. Anders als beim Veggie-Day der Grünen handelt es sich hier eben gerade nicht um Zwang, sondern um Wahlfreiheit.“

Die Kita- und Schulverpflegung ist jedoch in der Fleischdebatte nur ein Aspekt. Schaut man sich die Gesamtzahlen für den Fleischverzehr in Deutschland an, sieht es nicht so aus, als ob das Schweinefleisch in näherer Zukunft ganz von Tellern verschwindet. Im Gegenteil. Nach einer Statistik des Agrar-Marktforschungsinstituts AMI nimmt Schweinefleisch nach wie vor den größten Anteil ein. 38 Kilo sind es demnach pro Kopf und Jahr. Zum Vergleich: Bei Geflügel sind es 11,6 Kilogramm, bei Rind- und Kalbfleisch 9,1. Allerdings ist beim Schweinefleisch ein leichter Abwärtstrend erkennbar. 2004 wurden noch 38,9 Kilo verzehrt, 2011 sogar 40,1 Kilogramm. Der Fleischkonsum generell ist mit 60,6 Kilo im Jahr 2015 recht stabil geblieben.

In Hamburgs Großkantinen steht Schweinefleisch nach wie vor auf dem Speiseplan. Bei der Kantine der Finanzbehörde am Gänsemarkt nachgefragt, stutzt Inhaber Luzian Graun bei der Frage nach einem möglichen Rückgang bei der Nachfrage von Schweinefleisch etwas. „Wieso sollte das so sein?“, fragt er. „Das ist doch nach wie vor der Renner.“ Graun leitet die Kantine, die auch Nichtmitarbeitern der Finanzbehörde offen steht, seit nunmehr 24 Jahren. „Die Nachfrage nach Schweinefleisch ist absolut gleich geblieben. Wir haben das fast täglich in irgendeiner Form im Programm. Solange die Leute wissen und am besten auch sehen, dass es frisch zubereitet ist, greifen sie gerne zu.“

Auch in der Beiersdorf-Kantine in Eimsbüttel, die täglich von rund 2500 Mitarbeitern genutzt wird, steht Schweinefleisch regelmäßig ein- bis zweimal pro Woche auf dem Programm. „Das Schweinefleisch ist jeweils nicht unbedingt die Hauptkomponente des Essens, sondern findet sich zum Teil als Salami auf der Pizza oder Schinkenstreifen auf dem Salat“, so Sprecherin Katrin Duschau. „Die Mitarbeiter können bei dem breiten Angebot selbst entscheiden, ob sie sich schweinefleischfrei ernähren möchten oder nicht“, so Duschau weiter. Tendenziell sei die Nachfrage nach Schweinefleisch in den vergangenen Jahren aber eher gesunken.

Einer, der sich von Berufs wegen jeden Tag mit Fleisch beschäftig ist Otto Meinert von der gleichnamigen Fleischerei an der Elbchaussee. Meinert ist gleichzeitig auch stellvertretender Obermeister der Fleischerinnung Hamburg, in der rund 70 Mitgliedsbetriebe organisiert sind. „Ein Rückgang von Schweinefleisch war auch bei den anderen Betrieben nach meiner Kenntnis kein Thema“, sagt der 63-Jährige. Allerdings habe er zuletzt öfter davon gehört, dass es jetzt mehr Leute geben soll, die ein Problem mit Schweinefleisch haben. „Gegessen wird es aber trotzdem sehr viel“, sagt Meinert. Das liege zum einen natürlich daran, dass es im Vergleich zu Rindfleisch günstig ist, aber auch daran, dass es zu vielen sehr klassischen Gerichten einfach dazugehöre. „Zum Grünkohl gibt es Kasseler, zum Spargel wird Schinken serviert und auf den Grill kommt das Nackensteak.“

Besonders beliebt ist Schweinefleisch offenbar bei älteren Menschen. Das Catering-Unternehmen BEC Bugenhagen, das unter anderem zwei Seniorenheime beliefert, berichtet: „Die Senioren wollen deftige Hausmannskost, und sie würden Gerichte mit Schweinefleisch vermissen. Daher bieten wir sie nach wie vor an.“ Zwar achte man auf religiös begründete Ernährungsweisen, diese spielen in Seniorenheimen jedoch kaum eine Rolle. „Wir haben bisher nur wenige muslimische Bewohner. Ihnen und allen anderen bieten wir alternativ ein vegetarisches oder ein Fischgericht“, so Küchenleiter Henry Gruner.

Entspannt zeigt man sich auch beim Hotel- und Gaststättenverband Hamburg (Dehoga). „In den vergangenen Jahren war Schweinefleisch vielleicht etwas rückläufig, aber einen aktuellen Trend sehe ich da gerade nicht“, so Mitarbeiterin Ulrike von Albedyll.

Bei der Franchise-Restaurant-Kette Asia Hung, die in der Hansestadt mit zehn Filialen vertreten ist – unter anderem im Billstedt-Center, im Elbe-Einkaufszentrum und an der U-Bahn-Station Feldstraße – hat man jedoch andere Erfahrungen gemacht. Schweinefleisch wurde hier vor ein paar Jahren in allen Filialen komplett von der Karte genommen. „Wir haben festgestellt, dass der Trend eher zu Hühnchen, Ente und Meeresfrüchten geht. Ich glaube, dass liegt auch am Gesundheitsbewusstsein, weil Hühnchen weniger fettig ist“, sagt eine Sprecherin.

In der Asia-Hung-Filiale im Elbe-Einkaufszentrum lautet die Antwort eines Mitarbeiters etwas anders: „Wir haben so viele muslimische Kunden, da hat sich das einfach nicht mehr gelohnt.“

Nackensteak, Kassler, Schweineschnitzel: Wenn es ums Fleisch geht, hört bei vielen der Spaß auf. Nach einem Vorstoß der CDU in Schleswig-Holstein wird jedenfalls heftig über Fleisch diskutiert. Genauer: über Schweinefleisch. In dem Antrag mit dem etwas sperrigen Titel „Pluralismus im Nahrungsmittelangebot öffentlicher Kantinen“, fordern die Christdemokraten, dass Schweinefleisch auch weiterhin in Kitas und Schulen erhalten bleibt. Und weiter: „Der Minderheitenschutz - auch aus religiösen Gründen dürfe nicht dazu führen, dass eine Mehrheit auf falsch verstandener Rücksichtnahme in ihrer freien Entscheidung überstimmt wird.“ Selbst die Kanzlerin Angela Merkel hat sich dazu eingeschaltet und sich gegen eine Schweinefleisch-Beschränkung in Kitas geäußert. Doch wo bei den einen der Spaß aufhört, fängt er bei den anderen erst an. In den Sozialen Netzwerken wird gewitzelt, Cartoons zeigen Schweine, die sich über Muslime freue und einige fragen sich: Haben die eigentlich keine anderen Sorgen?

Für Aufregung sorgt das Thema, weil es eben nur vordergründig um Würstchen, Nackensteaks und Salami geht. Offenbar besteht die Sorge, dass sich die deutsche Küchen vermehrt den Regeln der muslimischen anpasst. Ist das tatsächlich so? Und wie sieht es in Hamburg aus?

Für Schulen und Kitas der Hansestadt fällt die Antwort darauf recht einheitlich aus. Schweinfleisch steht hier nur selten auf dem Speiseplan. Einer der größten Schul- und Kita-Caterer in der Region ist die Porschke GmbH in Rellingen. Rund 450 Schulen und Kitas beliefert sie in Hamburg und im Umland. Wie Porschke mitteilte, wurde Schweinefleisch seit der Firmengründung 1982 noch nie verwendet . „Der Grund ist jedoch keinesfalls, dass es ungesund ist“, das Christa Schlichting-Beneke, die in dem Unternehmen als Ökotrophologin tätig ist.

Vielmehr liege ein praktischer Aspekt hinter der Entscheidung gegen Schweinefleisch. „Da es immer auch muslimische Kinder in den Klassen gab, hätten wir im Zweifel häufig zwei Gerichte anbieten müssen. Das wollten wir vermeiden“, so Schlichting-Beneke. Unter dem gesundheitlichen Aspekt sei das „völlig unproblematisch“: „Viele Kinder nehmen über Schinken und Mettwurst ohnehin schon viel Schweinefleisch zu sich.“

Auf Kinder, die sich vegetarisch ernähren, werde übrigens selbstverständlich Rücksicht genommen. „Wir bieten jeden Tag ein vegetarisches Gericht an“, so die Ernährungswissenschaftlerin.

Ähnlich sieht es bei dem Catering-Unternehmen Lollo Rossa in Hamburg Schnelsen aus, das täglich rund 2500 Essen an Hamburger Schulen und Kindertagesstätten ausliefert. Schweinefleisch? Auch hier Fehlanzeige. Das Unternehmen gibt es seit 12 Jahren und Schweinefleisch war auch hier noch nie im Angebot. Der zuständige Koch Oliver Esmann nennt die selben Gründe. „Es ist einfach praktischer, weil es immer auch muslimische Kinder gibt, die kein Schweinefleisch essen.“ Bei der Speisekammer aus Eimsbüttel, die zwei Schulen mit 650 Essen versorgt, fällt die Antwort deckungsgleich aus: Kein Schweinefleisch.

Ist das nun einfach praktisches Denken oder schon ein Übergriff in unser Essverhalten? Der CDU-Landesvorsitzende Roland Heintze gibt seinen Parteifreunden aus Schleswig-Holstein jedenfalls Rückendeckung.

„Jeder Mensch sollte selbst entscheiden können, was er isst. Dazu ist es richtig, dass in Kantinen öffentlicher Einrichtungen eine ausreichende Angebotsvielfalt vorgehalten wird, wozu sicher auch Schweinefleisch gehört“, so Heintze. Dass daraus kein Zwang folge, Schweinefleisch zu verzehren, ergebe sich von selbst. „Ich verstehe daher die Kritiker dieses Antrags der CDU Schleswig Holstein nicht. Anders als beim Veggie-Day der Grünen handelt es sich hier eben gerade nicht um Zwang, sondern um Wahlfreiheit.“

Kita- und Schulverpflegung ist jedoch in der Fleischdebatte nur ein Aspekt. Schaut man sich die Gesamtzahlen für den Fleischverzehr in Deutschland an, sieht es nicht so aus, als ob das Schweinefleisch in näherer Zukunft ganz von Tellern verschwindet. Im Gegenteil. Nach einer Statistik der Agrar-Marktforschungsinstitut AMI nimmt Schweinefleisch nach wie vor den größten Anteil ein. 38 Kilo sind es pro Kopf und Jahr. Zum Vergleich: Bei Geflügel sind es 11,6 Gramm, bei Rind- und Kalbfleisch 9,1 Gramm. Allerdings ist beim Schweinefleisch in leichter Abwärtstrend erkennbar. 2004 wurden noch 38,9 Kilo verzehrt, 2011 sogar 40,1 Kilogramm.

Auch in Hamburgs Großkantinen steht Schweinefleisch nach wie vor auf dem Speiseplan. Bei der Kantine der Finanzbehörde am Gänsemarkt nachgefragt, stutzt Inhaber Luzian Graun bei der Frage nach einem möglichen Rückgang bei der Nachfrage von Schweinefleisch etwas. „Wieso sollte das so sein?“, fragt er. „Das ist doch nach wie vor der Renner.“ Graun leitet die Kantine, die auch Nicht-Mitarbeitern der Finanzbehörde offen steht seit nunmehr 24 Jahren. „Die Nachfrage bei Schweinefleisch ist absolut gleich geblieben. Wie haben das fast täglich in irgendeiner Form im Programm. Solange die Leute wissen und am besten auch sehen, dass es frisch zubereitet ist, gibt es da keine Skepsis.“

Auch in der Beiersdorf-Kantine in Eimsbüttel, die täglich von rund 2500 Mitarbeitern genutzt wird, steht Schweinefleisch regelmäßig ein bis zwei Mal pro Woche auf dem Programm. „Das Schweinefleisch ist jeweils nicht unbedingt die Hauptkomponente des Essens, sondern findet sich zum Teil als Salami auf der Pizza oder Schinkenstreifen auf dem Salat. Die Mitarbeiter können bei dem breiten Angebot selbst entscheiden, ob sie sich schweinefleischfrei ernähren möchten oder nicht“, so Sprecherin Katrin Duschau. Tendenziell sei die Nachfrage nach Schweinefleisch aber eher gesunken.

Einer, der sich von Berufswegen jeden Tag mit Fleisch beschäftig ist Otto Meinert von der gleichnamigen Fleischerei an der Elbchaussee, der auch stellvertretender Obermeister der Fleischerinnung Hamburg ist, in der rund 70 Mitgliedsbetriebe organisiert sind. „Ein Rückgang von Schweinefleisch war auch bei den anderen Betrieben nach meiner Kenntnis kein Thema“, so der xy-Jährige. Allerdings habe er in zuletzt immer mal wieder davon gehört, dass sie Skepsis wachse. „Gegessen wird es aber trotzdem sehr viel“, sagt Meinert. Das liege zum einen natürlich daran, dass es im Vergleich zu Rindfleisch günstig ist, aber auch daran, dass es zu vielen sehr klassischen Gerichten einfach dazu gehöre. „Zum Grünkohl gibt es Kassler, zum Spargel wird Schinken serviert und auf den Grill kommt das Nackensteak.“

Besonders beliebt ist Schweinefleisch offenbar bei älteren Menschen. Das Catering-Unternehmen BEC Bugenhagen, das unter anderem zwei Seniorenheime beliefert, berichtet: „Die Senioren wollen deftige Hausmannskost und sie würden Gerichte mit Schweinefleisch vermissen. Daher bieten wir sie nach wie vor an.“ Zwar achte man auf religiös begründete Ernährungsweisen, diese spielen in Seniorenheimen jedoch kaum eine Rolle. „Wir haben bisher nur wenige muslimische Bewohner. Ihnen und allen anderen bieten wir alternativ ein vegetarisches oder ein Fisch-Gericht“, so Küchenleiter Henry Gruner.

Entspannt zeigt man sich auch beim Hotel- und Gastronomieverband Hamburg (Dehoga). „In den vergangenen Jahren war Schweinefleisch vielleicht etwas rückläufig, aber einen aktuellen Trend sehe ich da gerade nicht“, so Mitarbeiterin Ulrike von Albedyll.

Bei dem Franchise-Asiaten Asia-Hung, der in Hamburg mit zehn Filialen vertreten ist, unter anderem im Billstedt-Center, im Elbe-Einkaufszentrum und an der U-Bahnhaltestelle Feldstraße, hat man andere Erfahrungen gemacht. Schweinefleisch wurde hier vor ein paar Jahren komplett von der Karte genommen. „Wir haben festgestellt, dass der Trend eher zu Hühnchen, Ente und Meeresfrüchten geht. Ich glaube, dass liegt auch am Gesundheitsbewusstsein, weil Hühnchen weniger fettig ist“, sagt eine Sprecherin. Bei der Filiale im Elbe-Einkaufszentrum nach gefragt, lautet die Antwort eines Mitarbeiters etwas anders: „Wir haben so viele muslimische Kunden, da hat sich das nicht mehr gelohnt.“

Info-Kasten:

Abendblatt: Schweinefleisch steht oft in einem schlechten Ruf - ist da was dran?

Isabelle C. Keller: Nein, Schweinefleisch ist nicht per se schlecht. Es enthält aber auch keine speziellen Nährstoffe, die andere Fleischsorten nicht haben. In Bezug auf das Darmkrebsrisiko ist rotes Fleisch – Rind, Lamm oder Schwein – gleich zu bewerten. Bei höherem Verzehr von rotem Fleisch ist das Risiko für Darmkrebserkrankungen erhöht. Das weiße Fleisch von Geflügel ist im Verhältnis günstiger zu bewerten.

Abendblatt: Gehört Fleisch generell zu einer vollwertigen Ernährung dazu?

Keller: Ja, allerdings in Maßen und am besten fettarm. Wir empfehlen nur 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche zu verzehren. In Deutschland wird im Durchschnitt zu viel Fleisch konsumiert. Männer essen beispielsweise pro Woche mehr als ein Kilo. Unser grundsätzlicher Appell lautet daher, weniger Fleisch zu essen und wenn, dann hochwertiges und fettarmes Fleisch.

Bei welchem Fleisch ist Vorsicht geboten?

Keller: Verarbeitete Fleischprodukte wie Wurstwaren zeichnen sich oft durch eine hohe Fettkomponente und einen hohen Salzanteil aus. Hier sollten die Menschen auch aufpassen und zu fettarmen Produkte wie Geflügelwurst, Putenbrust oder gekochtem, kaltem Schweinebraten greifen.

Isabelle C. Keller ist Ökotrophologin bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Hamburg.

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