Teil 9 des Tagebuchs vonJan Melzer. Seine Forderung an die Hamburger Politiker: Sprecht endlich mit den Bürgern über den Bau von Flüchtlingsheimen!

Tag 51 – Leitkultur

Berlin, Montagmorgen, 9:47 Uhr, ich betrete eine abgerockte Kneipe in Friedrichshain. Wenn man bedenkt, dass ich dafür eben gerade den ICE um 7:06 Uhr von Hamburg genommen habe und heute Abend wieder in Kiel singen soll, kann man sich nur über mich wundern. Meine Neugier hatte mal wieder gesiegt: Diesmal bin ich zu einer Fernseh-Talkshow von ZDF-Info eingeladen worden, der „ZDF-Info-Stammtisch“, der in dieser Kneipe stattfinden soll. Zu meiner großen Freude darf ich mit dem von mir bewunderten ehemaligen Bürgermeister von Neukölln, Heinz Buschkowsky, diskutieren. Er hat es damals im „Spiegel“ immer wieder geschafft, die Probleme der jungen Muslime in Neukölln anzusprechen, ohne fremdenfeindlich zu werden. Dazu eine junge Flüchtlingin (gibt es von Flüchtling überhaupt eine weibliche Form?), die ich bereits aus der legendären „Wunderbarer Neger“-Sendung von Plasberg kenne, der Chef von Xing, der Chef der Polizeigewerkschaft und eine Anwohnerin aus Lübeck, die mit ihrer Initiative ein Flüchtlingsdorf verhindert hat. Sehr spannend!

Als erstes stelle ich natürlich meine Herzensfrage an die Anwohnerin aus Lübeck: Was fühlt man, wenn man ein Flüchtlingsheim verhindert hat? Genugtuung? Oder eher eine moralische Leere, weil man die Flüchtlinge jetzt jemand anderem aufhalst …? Sie weicht aus: Lübeck habe gesagt: „600 Flüchtlinge, oder keine!“ Die Anwohner: „Wir wollen aber nur 200 …“ Lübeck: „Gut, dann kriegt ihr keine, ätsch!“ Aha … Wenn das wirklich so war, ist Lübeck eine echt schräge Stadt.

Ich möchte nicht die ganze Talkshow wiedergeben, muss allerdings auf einen Punkt eingehen:

Als wir über die Problematik der Zuwanderung von fundamentalistischen Muslimen sprechen, wirft der Chef von Xing unter Beifall von Heinz Buschkowsky das Wort „deutsche Leitkultur“ von Friedrich Merz in den Ring. Das sei ja mittlerweile wieder salonfähig. Mich fröstelt. Leider ist mir das Thema zu komplex, um sofort zu antworten. Hier ist mein Ergebnis:

Was soll das denn sein, die deutsche Leitkultur? Ich tue mich damit sehr schwer, denn ich bin traumatisiert: Wenn es eine deutsche Leitkultur gäbe, müsste ich mir die Haare abschneiden! Einem ehemals langhaarigen guten Freund von mir wurde am Ende seines Jura-Studiums nahegelegt, doch bitte zum ersten Staatsexamen nicht mit langen Haaren zu erscheinen, er würde sonst eine schlechtere Note bekommen. Also ging er mit kurzen Haaren zur Prüfung … Geht’s noch? Was sagt denn die Frisur über die Leistung eines Menschen aus? Ist das deutsche Leitkultur? Laubbläser morgens um sieben, weil ein anständiger Deutscher um diese Uhrzeit sowieso wach ist? Helene Fischer hören? Schützenvereine? Korn am Tresen statt tanzen auf einer Hochzeit (habe ich im Emsland erlebt)? Sportschau am Samstag? Kinder anmotzen, weil sie in der Mittagspause in der Sandkiste spielen? Klatschen auf 1 und 3?! Ganz ehrlich, da bin ich raus. Meine Leitkultur ist eher Wacken: Feiern, nackte Frauen in Pfützen und lustige Klamotten. Wobei: Auch nicht, denn ich hasse Heavy Metal, ist mir zu weiß. Deswegen geht mir auch jegliches Verständnis für Wagner ab. Schwierig …

Was ich eigentlich sagen will: Kultur ist der völlig falsche Begriff für diese Problematik! Schon innerhalb Deutschlands ist die Kultur so derartig verschieden (bleib mir vom Leib mit Karneval und Oktoberfest!), davon kann doch nicht ernsthaft jemand den Flüchtlingen etwas als Leitkultur andienen! Ein Afghane in Lederhosen sieht möglicherweise etwas deplatziert aus. Nein, was wahrscheinlich gemeint ist, sind unsere Werte. Was ist denn das jetzt schon wieder? „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“ (Friedrich der Große) und „Bitte hinterlassen Sie dieses WC so, wie Sie es vorfinden möchten“ (Immanuel Kant)? Also soll der Islamist nach seiner Façon glücklich werden und die Scharia als Maxime seines Willens ansehen? Kants kategorischen Imperativ („Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne“) möchte man keinem Salafisten zu lesen geben … Nein, das funktioniert auch nicht. Vielleicht eher: ie Demokratie (solange die Extremisten nicht die absolute Mehrheit kriegen), die Menschenrechte (wir müssten abgeben, damit die gelten), die zehn Gebote (mir gefällt das erste Gebot nicht), das Grundgesetz (Oops, da steht ja auch das Asylrecht drin …), die Aufklärung (kabbelt sich mit der Religion), Gleichberechtigung der Frau, der Homosexuellen (Huch, jetzt wollen wir mal nicht übertreiben). Man könnte noch Lafontaine mit seiner Kritik an Helmut Schmidts „Sekundärtugenden“ zitieren, aber das führt zu weit …

Im Ernst: Man sieht, wie kompliziert das Ganze ist. Wir müssten uns erst einmal selbst auf unsere Werte einigen!

Meine Vorschläge: „Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden“ (Rosa Luxemburg) und Gewaltmonopol bei der Polizei. Vielleicht reicht es erst einmal, wenn die Leute sich nicht wegen einer anderen Meinung gegenseitig den Schädel einschlagen. Man wird ja bescheiden.

Nachtrag: Als ich diesen Text eingereicht habe, erhalte ich von einem Redakteur dieser Zeitung die entrüstete Antwort, inhaltlich fände er meinen Kulturrelativismus schlimm. Mein Schlusswort würde heißen: Man dürfe Schwule beleidigen, solange man ihnen keine Gewalt antue … „Hmmm …“, fügt er nachdenklich hinzu. Das trifft mich. Kulturrelativismus war nun wirklich nicht mein Ziel, ich hatte nur versucht einen ironisch-polemischen Minimalkonsens zu skizzieren. Und für die Rechte der Homosexuellen trete ich doch in diesem Text zweimal ein! Selber hmmm … Was natürlich nach Relativismus klingt, ist die Kultur des Zweifels à la Sokrates und Descartes: „Ich denke, also bin ich“, alles andere sollte hinterfragt werden. DAS ist für mich ein wesentlicher Bestandteil der westlichen Kultur, das ist kein Relativismus, sondern Zweifel, die Basis der Wissenschaft und der Aufklärung. Und dieses setze ich mit Dieter Nuhr entschieden gegen die Radikalität des Islamismus: „Wer zweifelt, detoniert nicht“!

Tag 52 – Der Islamist

Aftershow-Party nach gelungenem LaLeLu-Konzert in Dortmund: Wir marschieren ins Bahnhofsviertel, um noch einen Döner zu schnabulieren. Beim Betreten des Dönerladens rutscht mir das Herz in die Hose. Am Tresen vor uns in der Schlange steht ein riesiger Schwarzer mit Salafistenbart, Muskeln wie Hulk und arabischer Kluft. Das an sich könnte man ja noch als modische Eigenart abtun, wäre da nicht sein Blick: Mit tiefem Hass fixiert er mich, als würde er mich auffressen wollen. Ich habe solche Augen noch nicht gesehen. Er weiß natürlich ganz genau, wie er aussieht, und weiß, dass das provoziert. Wie ein Punk, nur entschlossener. Ich habe den Eindruck, er wartet nur auf eine falsche Bemerkung von uns. Diese Augen. Wenn wir uns noch länger anstarren, wird’s ungemütlich. Das ist jedenfalls mein Eindruck. Die Wirklichkeit ist natürlich viel friedlicher. Wir wenden beide den Blick ab und ich bestelle „Dürüm mit alles“. War alles nur in meinem Kopf? Wir verlassen gemeinsam mit dem afrikanischen Salafisten-Hulk den Imbiss, da wird es gespenstisch: Lautlos gleitet seine vollverschleierte Frau mit durch die Tür, die vorher komplett unsichtbar irgendwo gesessen haben muss. Ich habe mich wahnsinnig erschrocken. Das war wie in einem billigen Geisterfilm aus den 60ern. Draußen bleibt Hulk noch einen Moment stehen und scheint seine Provokation zu genießen, dann geht er mit seinem Gespenst von dannen.

Nein, das will ich nicht. Ganz ehrlich, lieber Islam, diese Auswüchse Deiner Religion gefallen mir nicht. Ok, auch wir haben unsere unausgesprochene Kleiderordnung (so wird man beispielsweise selten Männer in Röcken sehen - aber wenn, ist’s auch ok!), aber eine Frau komplett einzuhüllen und selber im armfreien Muskelshirt rumzulaufen, das ist zu schlimm! Allerdings: warum? In amerikanischen Filmen ist es genau andersherum, Batman in Ganzköperanzug, Catwoman mit Riesendekolleté … ist das besser? Also für mich auf jeden Fall, denn ich schaue lieber Frauen an als Männer. Mein schwuler Kumpel vom Musical sieht das allerdings anders. Ich merke schon wieder, ich komme nicht weiter. Jedes Mal, wenn ich eine klare Position beziehen möchte, komme ich ins Schwimmen. Geht mich die Klamottenwahl anderer Leute nicht einen feuchten Kehricht an? Ich will ja auch nicht, dass mir einer vorschreibt, meine Haare abzuschneiden. Freiheit ist immer die Freiheit der Andersgekleideten. Ich würde sonst Hotpants nur bei einigen Damen erlauben. Nicht bei allen … Ok, ich werde schon wieder unernst (natürlicher Komikerreflex: Wenn das Thema zu verkorkst wird, Witze drüber machen). Also im Ernst: Wenn ich verlange, dass jede/r anziehen darf, was er/sie möchte, dann muss ich einer Frau doch zugestehen, dass sie unter fünf Quadratmetern Stoff rumlaufen möchte. Sieht blöd aus, ist aber Privatsache. Oder wie? Kann man eine Burka mit einer modischen Verirrung wie zum Beispiel einer pinken Leggins auf eine Stufe stellen?

Für mich gibt es auf jeden Fall diesen Einspruch: In Ländern, in denen die Burka normal ist, werden Mädchen ohne Burka angefeindet, bis hin zu körperlicher Gewalt. Dieses Kleidungsstück ist nämlich eben kein modisches Accessoire, sondern eine ultimative moralische Aussage. Und vor diesem Hintergrund wird der Anblick einer vollverschleierten Frau auf unseren Straßen zu einer Herausforderung. Die Burka erzählt die ganze Zeit: „Du bist ein unmoralischer Ungläubiger.“ Das, um zum Bild zurückzukehren, tun die pinken Leggins nicht.

Tag 53 – die Zeitumstellung

Ich werde langsam paranoid, ich sehe hinter jedem Ereignis gleich die Flüchtlingsdimension. Diesmal hat es mich bei der Zeitumstellung auf die Winterzeit erwischt. Ich konnte mir ja jahrelang nicht merken, ob es nun eine Stunde vor oder eine Stunde zurück geht. Bis ein Freund mich beiseite nahm: Zum Sommer hin stellst Du die Gartenstühle ein Stück VOR in die Sonne und zum Winter hin ziehst Du das edle Möbel wieder unter das Vordach ZURÜCK. Also habe ich am Samstagabend die Uhr eine Stunde zurückgestellt, genau wie meine Gartenmöbel. Perfekt. Zurück zum Thema: Was mir auffiel war, dass dieses Jahr beeindruckend viele Leute plötzlich grundsätzliche Probleme mit der Zeitumstellung haben! Auch in dieser Zeitung wurde düster gegen diese superbrutale Körperverletzung polemisiert. Früher haben die Leute so etwas demütig hingenommen. Zu meiner Freude, denn ich bin ein Fan der Sommerzeit, ich finde es geil, wenn es abends bis elf hell bleibt. Was hat sich verändert? Mir fiel wieder der Satz der Chefin der Konrad-Adenauer-Stiftung ein: „Viele Menschen haben generell die Zumutungen der Moderne satt und finden nun in den Flüchtlingen ein Ventil.“ Da könnte etwas dran sein: Fahrradstreifen, Mülltrennung, Energiesparlampenzwang, Homo-Ehe, Sommerzeit, E10, Kinderkrippen, Stadtteilschulen, Globalisierung, EU, Rauchverbot, Euro, Rechtschreibreform, etc. pp … Vieles, das ich persönlich gut finde, das aber von oben durchgesetzt wurde. Ich habe das Gefühl, die Menschen sind satt. Nicht alle, aber viele. Und auf dieses Gefühl des Einfach-nicht-mehr-Könnens sattelt der Weltgeist nun noch die Völkerwanderung drauf. Für einige ist dies der eine Felsbrocken zu viel. Sie können nicht mehr. Deswegen nervt die auch das „Wir schaffen das“, fürchte ich …

Tag 54 – S-Bahn-Musiker

Ich möchte dieses Erlebnis einfach mal für sich wirken lassen:

Ich sitze in der S-Bahn von Poppenbüttel zum Hauptbahnhof und lese wie immer dabei das Abendblatt. Am Bahnhof Ohlsdorf reißt mich plötzlich eine schmissig vorgetragene Samba aus meiner Lektüre. Saxofon, Gesang, Gettoblaster (eigenwillige Band-Besetzung). Ich muss vorweg sagen: Ich mag das überhaupt nicht, ich möchte selbst entscheiden dürfen, welche Musik ich höre, deshalb spende ich nie (ich spende dafür oft bei echten Straßenmusikern, bei denen ICH stehen bleibe, weil sie so gut sind, ich bin halt gerne selbstbestimmt). Aber zurück zu meiner S-Bahn-Fahrt: Die Szene entwickelt sich gespenstisch, die Musiker mit Migrationshintergrund haben gerade zweieinhalb Takte gespielt, da schreit eine männliche Stimme wörtlich: „Nein, das ist in Deutschland einfach nicht mehr auszuhalten!!!!“

Die Musik erstirbt sofort, ein Kopftuchmädchen guckt sich mit mir sorgenvoll nach dem Schreihals um, und wir alle fahren schweigend bis zur nächsten Station. Dort steigen die verhinderten Musiker still aus. Der Satz hallt lange in meinem Kopf nach …

Tag 55 – Sport zum Nachdenken

Ich bin leidenschaftlicher Karateka, Karate ist Zen in Bewegung, man wird ganz auf sich zurückgeführt, zen­triert sich, bewegt seinen ganzen Körper, und der Muskelkater zeigt einem Regionen des eigenen Leibes, die man gar nicht kannte. Ich bereite mich gerade auf die Prüfung für einen höheren Gürtel vor und gehe deshalb jeden zweiten Tag auf den Sportplatz des SC Poppenbüttel, um mein Programm zu trainieren.

Heute werde ich von einer Gruppe Schüler beobachtet, von denen zwei Mädchen nach einer Weile fragen, ob sie mitmachen dürfen. Klar, gerne. Also gebe ich eine halbe Stunde Karate-Training aus dem Stand. Wir haben großen Spaß, und ich lerne viel. Was das alles mit unserem Thema zu tun hat? Nun, die beiden Mädchen so um die 13 waren eindeutig Migrantinnen und eine trug ein Kopftuch. Beide waren unglaublich fröhlich, selbstbewusst und sprachen perfektes Deutsch. Sie waren also keine aktuellen Flüchtlinge, sondern anscheinend gut integrierte Neu-Deutsche. Weswegen ich dies hier erzähle: Besonders das Kopftuchmädchen war von einem entspannten, fröhlichen Selbstbewusstsein, dass man schon sehr kompliziert herumargumentieren müsste, um diese Deern als unterdrückt darzustellen. Ich bin verwirrt.

Tag 56 – Klein Borstel

Dies bewegt mich sehr, denn ich bin davon persönlich betroffen. Ein guter Freund von mir wohnt unmittelbar neben der geplanten Flüchtlingssiedlung auf der ehemaligen Anzucht-Gärtnerei des Ohlsdorfer Friedhofs. Und zwar so derart unmittelbar, dass es quietscht: Wir reden hier von zehn Metern bis zum geplanten Haupteingang der Siedlung mit 700 Einwohnern. Ich habe diesen Freund sehr gern und muss seit Monaten mit ansehen, wie die ganze Situation ihn fertig macht. Das tut echt weh. Dazu muss man wissen, dass er ein ausgesprochener Menschenfreund ist, so hat er zum Beispiel seinen Zivildienst in einem Obdachlosenheim gemacht, etwas, das ich mir nicht zugetraut hätte. Andererseits hat er mit seinen Nachbarn in seiner Verzweiflung den Schritt auf die dunkle Seite der Macht gewagt und den Pöseldorf-Anwalt beschäftigt, der jetzt sogar zunächst gewonnen hat: Baustopp, weil das Polizeirecht nicht die rechtliche Zusage auf eine friedhofsbezogene Nutzung des Areals brechen darf. Dabei denke ich, dass angesichts unserer mindestens 1500 Flüchtlinge am Poppenbütteler Berg einige meiner Nachbarn hier bei der Zahl 700 vor Dankbarkeit auf dem Rapsfeld knien würden. Aber dann muss ich mich nur eine Sekunde auf die Schwelle seiner Haustür stellen und diese unfassbare Nähe der geplanten Siedlung spüren, und ich habe volles Verständnis für die Klage (auch wenn das nicht mein Weg wäre). Wer das an dieser Stelle nicht fühlt, hat ein Empathieproblem. Zur Not hilft einmal in die Augen meines Freundes schauen, dann sieht man, wie ihn das alles derzeit innerlich zerreißt. Diese Klage ist auch ein Hilferuf an die Stadt: Redet endlich mit uns! Lasst uns das hier gemeinsam gestalten!

Am Samstag nun gab es die Demo der Siedlungsbefürworter direkt vor dieser Haustür. Menschen, die nicht wollen, dass der Baustopp das Image von Klein Borstel beschädigt. Das verstehe ich auch. Ich will auch nicht, dass man meinen Stadtteil als Flüchtlingsverhinderer wahrnimmt.

Ich stehe also als Freund, Anwohner und Mensch mal wieder zwischen allen Fronten. Mein Fazit: Eigentlich läuft es in Klein Borstel gar nicht so schlecht, der Rechtsstaat hat funktioniert und das wirklich unappetitliche und ungerechte obrigkeitsstaatliche Polizeirecht untersagt. Die Demons­tranten wiederum haben das menschliche Antlitz von Klein Borstel gezeigt. Auf dieser Basis müssen jetzt alle zu einem guten Konsens finden, und der Bezirk muss mit allen endlich anfangen zu reden! Was mich in Klein Borstel stört, ist das Gegeneinander dort: Es gibt drei (!) Flüchtlings-Initiativen (das erinnert mich sehr stark an „Das Leben des Brian“ mit der Volksfront von Judäa und der judäischen Volksfront), und die verzweifelten direkten Anwohner werden von Menschen, die viel weiter weg wohnen, als „Rassisten“ beschimpft. Das ist nicht in Ordnung! Klein Borstel, rauf Dich zusammen! Etwas mehr Liebe, Verständnis und Einigkeit würde Euch guttun. Hoffentlich halten wir in Poppenbüttel weiter zusammen. Wir arbeiten dran.

Die früheren Teile des Tagebuchs finden Sie unter www.abendblatt.de