Ferien vom Flachland machen und endlich mal eine Serpentinenstraße fahren, danach die klobigen neuen Wanderschuhe über Stock und Stein einlaufen, bis die Füße erste Blasen werfen: Österreich ist herrlich anders - zwar längst nicht so schön wie Hamburg, aber immerhin hoch.
Was bei uns der Deich ist, sind dort die Alpen. Der Großglockner als höchster Gipfel der Alpenrepublik überragt Hamburgs höchste Erhebung am Nordrand der Harburger Berge neuesten Messungen zufolge um ziemlich exakt 3682 Meter. Das ist schon mal ein gewichtiger Reisegrund.
Anders als zu Hause sieht man also niemanden schon frühzeitig kommen, weil derart stattliche Granitbrocken den Blick verstellen. Das verspricht schöne Aussichten, wenn man es denn bis oben schafft - und auch im Sommer die dicke Jacke vom Winterspaziergang an der Elbe mit eingepackt hat.
Auf manchen Gipfel gelangt man nur, wenn man passende Gerätschaften dabei hat und mit einem Hämmerchen aus dem mitgebrachten Werkzeugkoffer systematisch Eisenkeile zum Festhalten und Draufsteigen in den Fels treibt. Andere seiner Gipfel hat der Österreicher im Liniendienst erschlossen und lässt so etwas wie eine an Seilen aufgehängte S-Bahn-hochfahren - zu einem Vielfachen der HVV-Preise übrigens, um die exorbitanten Baukosten halbwegs wieder einzuspielen.
Das Schöne am derart exotischen Reiseland Österreich ist obendrein, dass die Menschen dort keine komplett andere Sprache sprechen, sondern man zwischen der Hälfte und zwei Dritteln dessen, was sie so erzählen, ohne wirkliche Fremdsprachenkenntnisse erraten kann. Macht nichts, dass sie Mückenspray gegen Gelsen einsetzen und ihre Pommes Frites aus Erdäpfeln schnitzen. Daran kann man sich gut gewöhnen - wie überhaupt an ihre Küche: Das Schnitzel ist zwar ärgerlich dünn, aber schmeckt dennoch gut. Und hübsch anders ist auch die Idee vieler Wirte, den Pfannkuchen kurz vorm Servieren in zwei Dutzend willkürlich große Stücke zu zerfetzen und mit Puderzucker und Kirschen zu verzieren. Kaiserschmarrn nennt der Österreicher das - am besten schmeckt dieser Fetzenkuchen an einer der steilen S-Bahn-Endhaltestellen hoch oben in den Bergen: beste Aussichten inklusive.