Nach der eigenen Emanzipation kämpfen Frauen jetzt für den Artenschutz einer diskriminierten Kreatur, halten Plädoyers für das ehemals starke Geschlecht und finden, es wäre an der Zeit, wieder lieb zu ihnen zu sein.

Bibliotheken lassen sich füllen mit Bedienungsanleitungen für das andere Geschlecht, So-tickt-der-Mann-Ratgebern und Büchern, die erklären, warum Mann und Frau einfach nicht zusammen passen ("Weil Männer vom Mars und Frauen von der Venus kommen"). Die Bücherliste wird immer länger. Und nicht zuletzt mit Regelwerken zur Manipulation des anderen Geschlechts ("So kriegen Sie ihn rum" oder "Die Kunst, den Mann fürs Leben zu finden: Alle Regeln in einem Band") und Übersetzungshilfen, die eine bessere Verständigung zwischen Mann und Frau ermöglichen sollen ("Deutsch - Mann / Mann - Deutsch: Männerverstehen leicht gemacht").

Oft wurde abwertend und despektierlich über die Männer geschrieben, nicht selten von Frauen. Sogar von "Verweiblichung der Gesellschaft" ist die Rede, die negative Folgen für die Psyche des Mannes habe.

Und nun? Vorbei die Zeiten, als typisch männliche Eigenschaften schnell als Chauvinismus abgewatscht wurden. Längst nicht alle Frauen haben die Zähmung des starken Geschlechts im Sinn, wenn sie ein Buch über die Herren der Schöpfung schreiben. Im Gegenteil. Anhimmeln oder zumindest das Positive im Mann sehen ist wieder angesagt. Autorinnen machen sich für eine jahrelang geschundene Kreatur stark. Die diskriminierte Spezies Mann. So fordert Hanne Seemann in ihrem Buch "Artenschutz für Männer" - weg vom Trend der "Gleichmacherei" der Geschlechter und hin zur "Wiederentdeckung des Männlichen".

Sie geht davon aus, dass man als Frau einen Mann sowieso nicht verstehen kann. "Deshalb schaue ich im Buch ja auch mit einem ethnologischen Blick auf die Männer, wie auf eine seltsame, fremde Spezies. Und da sehe ich manchmal ganz wunderbare Exemplare dieser Gattung - meistens dann, wenn sie unter sich sind - und wünsche ihnen weiterhin ,artgerechte' Lebensräume und Spielwiesen, wo man allerdings ein bisschen auf sie aufpassen muss, dass sie nicht zu viel Unsinn anstellen."

"Save the Males" fordert die amerikanische Kolumnistin Kathleen Parker in ihrem gleichnamigen Buch. Der Titel erinnert an Kampagnen zur Rettung von Meeressäugern. Die Autorin nennt Beispiele dafür, dass bereits an Schulen männliche Eigenschaften vorwiegend negativ, weibliche hingegen positiv bewertet werden und springt für die Geschassten in die Bresche.

"Wenn es diese wundervollen Wesen nicht gäbe, müsste man sie erfinden", findet Victoria B. Robinson in ihrem neuen Buch "111 Gründe, Männer zu lieben. Ein Loblied auf das starke Geschlecht". Die 27-Jährige, die sich selbst eine "reformierte Ex-Männerskeptikerin" nennt, findet viele Gründe, unsere Lover, Partner, Brüder, Söhne und Väter wieder zu lieben und zu loben.

Wie sang schon Grönemeyer? Männer sind auch Menschen.