Die schönsten Geschenke sind die, die mit Liebe und Sorgfalt gemacht wurden. Das kann ein Kuchen sein oder auch ein Schmuckstück. Zwei Orte, die in der Vorweihnachtszeit für Inspiration sorgen.

Er ist der König der Kuchen. Er gehört zur Weihnachtszeit wie kaum ein anderer. Sein Bild ziert das Wappen der Konditoren. Ihn zu backen ist eine Kunst. Die Rede ist vom Baumkuchen. Mit glänzender Schokolade überzogen und festlich in Folie verpackt, liegen die Baumkuchen aufgereiht in der Ausklage der Konditorei Cafe Meyer am Niendorfer Marktplatz. Was für ein Gaumenschmaus, gerade jetzt am Anfang der köstlich-süßen Zuckerbäckerzeit. Seit fast 60 Jahren werden in der Backstube des Familienbetriebes Torten, Stollen, Gebäck und eben Baumkuchen gebacken. Von Meisterhand. Peter Meyers nämlich. Der Konditor arbeitete nach seiner Meisterprüfung im elterlichen Geschäft, das er und seine Frau Elisabeth 1993 übernahmen.

Aus dem Cafe im Anbau dringt gedämpftes Gemurmel. Geschirr klappert. Es ist Mittagszeit. An den mit dunklem Holz vertäfelten Wänden hängen alte Ölgemälde und Fotografien, auf denen Niendorfs Geschichte festgehalten ist. Durch die großen Fenster des Anbaus blicken die Gäste auf die belebte Kollaustraße und die Niendorfer Kirche.

In der Backstube ist es dagegen ruhig. Die Angestellten haben bereits Feierabend. Baumkuchen backen ist Chefsache. Und irgendwie ja auch ein großes Geheimnis. Das er ausnahmsweise ein wenig lüften wird. Nicht ganz, versteht sich, das gebietet die Familien- und die Bäckerehre. Peter Meyer bindet sich eine weiße Schürze um. Dann gibt er Butter und Marzipan in eine Schüssel. Wie viel er von jeder Zutat nimmt? "Betriebsgeheimnis", sagt der Konditormeister ruhig und stellt das große Rührgerät an. "Das dauert jetzt eine halbe Stunde", sagt er. Die Masse muss schaumig werden. In der Zwischenzeit wiegt Meyer Mehl ab. Dann gibt er Eiweiß zusammen mit einer Prise Salz in eine zweite Schüssel. "Das Eiweiß muss absolut frei von Fett sein und keine Spur Eigelb enthalten. Sonst lässt es sich nicht steif schlagen." Jahrelange Erfahrung. Meyer schüttet den Zucker hinzu, während die Maschinen das Rühren und Schlagen übernehmen. Zur Butter-Marzipan-Masse gibt er Eigelb und Arrak, einen Likör, der zum Aromatisieren von Süßspeisen verwendet wird. Der Hochprozentige verströmt ein berauschendes Aroma. Schon jetzt möchte man am liebsten den Finger in die goldgelbe Masse tauchen, um zu kosten.

Noch ein paar Handgriffe, routiniert und meisterlich. Dann schöpft der Konditor mit einer riesigen Kelle den fertigen Teig in die Wanne der Baumkuchenmaschine, einem speziellen Backapparat mit einer rotierenden Walze. Diese wird vorgewärmt. Die Gasflammen lodern blau und verströmen eine angenehme Wärme. In der Küche ist es eben immer noch am gemütlichsten. Meyer greift zum Hebel und senkt die heiße, rotierende Walze ab. Die taucht in den Teig, dreht sich dabei weiter, sodass die süße Masse kleben bleibt. Jetzt drückt er den Hebel wieder hoch und die Rolle verschwindet im Ofen hinter der Glasscheibe. Früher musste der Lehrling den Spieß noch per Hand drehen. Aber das ist lange her. Heute geht es automatisch. Allerdings bleibt Meyer nur das Drehen erspart. Trotz technischer Hilfe muss er den Vorgang komplett überwachen. Eine Schicht darf nur kurz über offener Flamme gebacken werden. "Nur so bleibt der Kuchen saftig", sagt er und blickt ins Innere des Ofens.

Schicht um Schicht kommt hinzu, wie die Jahresringe eines Baumes. Je nachdem, wie groß der Kuchen werden soll, sind es zehn bis zwanzig. Das dauert Stunden - und erklärt auch den relativ hohen Preis. 100 Gramm kosten vier Euro. Nach den ersten drei Schichten, die glatt gebacken werden, legt Meyer eine wellenförmige Holzlatte an, um die Ringe anzulegen. Immer wieder, Schicht für Schicht. So wird aus dem Kuchen ein Baum. Nach dem Auskühlen schnell noch in Stücke geschnitten, meist zwei oder drei Ringe, je nach Kundenwunsch. Fehlt nur die Glasur. Zartbitterschokolade oder Vollmilch? Geschmackssache. Aber das macht Meyer morgen. Erstmal isst er ein Stück Kuchen. Das tut er jeden Tag. "Ich bin der beste Beweis: Kuchen macht nicht dick." Wie er das schafft, bleibt wohl ganz sein Geheimnis. Behutsam setzt Gudrun Maass die Feile an, glättet das winzige Stück Metall in ihren Fingern. Immer wieder tastet sie prüfend die Kanten ab, legt die Feile dann neu an. Das monotone Ratschen hat etwas Beruhigendes. Ganz im Gegensatz zu dem Zischen des Lötkolbens, den die Goldschmiedemeisterin zuvor benutzt hat, um die beiden Silberplatten miteinander zu verbinden. Irgendwie passt dieses filigrane Schmuckstück gar nicht zu dem Lärm von eben. Schmuck - das ist Schönheit, Zierde und Kostbarkeit. Glanz und Schmeicheln. Das ist Schmuck, nicht Lärm und Staub. Es heißt, Schmuck ist der Spiegel unseres Inneren. Aber wer würde Bunsenbrenner und Schleifpapier mit Schmuck verbinden?

Gudrun Maass rückt ihre Brille zurecht, die auf die Nasenspitze gerutscht ist, und hält den Anhänger ins Licht der Lampe. "Die meisten Kursteilnehmer stehen der Arbeit mit dem Lötkolben etwas skeptisch gegenüber", sagt Maass. Alles eine Frage der Übung. In ihrem Atelier im Kunsthaus Schenefeld bringt sie Interessierten bei, wie aus Gold Geschmeide wird. Ihre Kurse sind gut besucht. Verständlich gerade jetzt. Etwas Besonderes soll es zu Weihnachten sein, und etwas Persönliches noch dazu. Manch einer nutzt allerdings auch jetzt schnell noch den Gutschein für einen Goldschmiedekurs, den er im vergangenen Jahr unterm Baum vorgefunden hat. Einige Paare kommen, um Eheringe zu schmieden. "Andere möchten sich einfach gern handwerklich und kreativ betätigen", sagt Maass, die seit 2001 ihre Werkstatträume in der ehemaligen Schlosserei an der Friedrich-Ebert-Allee hat.

Gemeinsam mit einer Kollegin begann sie 1981, mit 2000 Mark in der Tasche und einer Menge Ideen und Idealismus. Ein halbes Jahr später leitete Maass einen Goldschmiedekurs in Lissabon an einer freien Kunstschule, ohne ein Wort Portugiesisch oder Französisch zu sprechen. Sie ist oft einfach ins kalte Wasser gesprungen. Ihr Werdegang liest sich bunt: Einblicke in die Aktmalerei, Eröffnung, eine eigene Galerie in Eppendorf, Organisation zahlreicher Ausstellungen der Kunst- und Handwerkerszene, Ausbildung zur Orgodynamik und Tätigkeiten als freiberufliche Dozentin. "Die Erfahrungen, die ich dabei gesammelt habe, möchte ich nicht missen", sagt die Mutter eines 18-jährigen Sohnes.

Egal, aus welchem Grund sich die Teilnehmer hier eingefunden haben, niemand muss gleich einen Lötkolben in die Hand nehmen. "Als Anfänger beginnt man mit Sägeübungen", sagt die 53-Jährige. "Um ein Gefühl für Werkzeug und Material zu bekommen."

Am besten beginnt man mit einem Ring. Auf einem länglichen Stück Silber wird ein Muster aufgezeichnet. Wellenlinie oder Efeuranke - der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Das Muster wird ausgesägt und die Platte mit einem zweiten Stück Silber verschmolzen und gebogen. Wer nicht selbst löten möchte, dem hilft Maass. Am Ende eines Wochenendkurses hat jeder Teilnehmer einen Ring geschmiedet.

Der Schmuck, den Maass herstellt, ist groß und auffällig. Die Ideen dafür sammelt sie gewissermaßen auf der Straße. "Manchmal sehe ich etwas, das ich auf meine Arbeit übertragen kann", sagt sie und öffnet einen großen Schmuckkasten. Zum Vorschein kommt, neben vielen anderen wundervollen Stücken, eine aufwendig gearbeitete Goldkette mit 23 Edelsteinen. Die Glieder zwischen den Steinen zeigen verschiedene Symbole aus Tarotkarten. "Eigentlich wollte ich Fassungen für Ohrringe fertigen", sagt Maass. Die einzelnen Teile lagen ausgebreitet vor ihr. Plötzlich habe sich vor ihrem geistigen Auge alles zu einem Ganzen gefügt. Ihr sei schlagartig klar geworden: Das wird ein Collier. "Ich arbeitete wie im Wahn an dieser Kette", sagt Maass und legt ihr wertvollstes Stück behutsam wieder zurück in die Schatulle. Einige Arbeiten liegen manchmal jahrelang unfertig in der Schublade. So auch der wunderschöne Türkis, den sie schon vor längerer Zeit gekauft hat. "Als ich ihn sah, hatte ich eine genaue Vorstellung davon, wie ich ihn verarbeite", sagt Maass. "Aber dann verwerfe ich manche Ideen auch wieder." Einzig ist jedes ihrer Stücke. Einzig sind auch die Stücke der Kursteilnehmer. Denn in jedem steckt viel Liebe und manchmal auch ein wenig Mut, wenn man die Angst vor dem Lötkolben überwunden hat.


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