Gemeinsam kochen kann richtig Spaß machen, nicht nur mit Freunden. In Kochkursen kommt man sich näher. Guter Wein, gutes Essen - Kochen verbindet. Und je später der Abend, desto ausgelassener die Stimmung.

Ein wenig furchterregend sieht er schon aus. Aus seinem riesigen Maul klaffen spitze Zähne. Seinen Namen trägt er zu Recht: Seeteufel. Ein Hautläppchen hängt über dem Schlund wie eine Angel. Damit lockt er kleine Fische an, um sie zu verschlingen. Vorausgesetzt, er schwimmt durch die Tiefen des nordöstlichen Atlantik. Dieses Exemplar liegt zäh und ledrig auf dem Tisch. Es mag an seinen sieben Häuten liegen. Die zwölf Teilnehmer des Kochkurses "Alles über Fisch" im Restaurant Atlas sind auf jeden Fall schwer beeindruckt. "Den kann ich nicht essen", sagt Nina. Andere Frauen pflichten bei. "Irgendwie sieht er aus wie eine Comicfigur", sagt Anke. "Diese großen Augen."

Gut, dass Steffen Buchmann noch zwei norwegische Lachse hereinbringt. Der 29-jährige Koch leitet den Kurs. "Aus Aquakulturen", sagt er. Die sehen wenigstens wie Fische aus. Er fragt die Teilnehmer, woran sie erkennen, ob der Fisch frisch ist. "Stinkt nicht", sagt jemand auf Anhieb. "Rote, schleimige Kiemen", meint ein anderer. Na dann, guten Appetit. "Die Augen müssen klar sein, etwas hervorstehen", klingt es aus einer anderen Ecke. "Die Schuppen sind noch von einer Schleimschicht umgeben." Nach und nach werden alle Merkmale zusammengetragen. "Wenn sich der Fisch irgendwann wieder von allein bewegt, ist das kein Zeichen von Frische", scherzt Steffen, um die Stimmung ein wenig aufzulockern. Denn noch stehen alle etwas verhalten um den Tisch herum und halten sich an ihrem Weinglas fest. Erst einmal abwarten, was die anderen so machen.

Steffen erklärt, was er heute Abend mit der Gruppe vorhat: "Ich zeige euch, wie man Fisch filetiert." Er schnappt sich einen bereits ausgenommenen Lachs und trennt den Kopf ab. Dann schneidet er auf der Mittelgräte entlang. Schwanz, Flossen und den fetten Bauchlappen trennt er ab. Seine Handgriffe sind routiniert. Ruckzuck hat er zwei grätenfreie Stücke herausgetrennt, die er von der Haut befreit. Fertig. "Wer probiert es als Nächster?", fragt Steffen. Schweigen im Walde. Nach anfänglichem Zögern meldet sich Sabine. Die zierliche, blonde Frau wird von ihren fünf Mitstreitern durch Zurufe ermuntert. Außerdem gibt Steffen Hilfestellung. Andere Teilnehmer nutzen die Zeit, um für Weinnachschub zu sorgen. Die erste Flasche Rotwein wird entkorkt.

Während Sabine noch mit ihrem Lachs kämpft, geht Steffen kurz raus, um mit einer Wanne voller Doraden und Wolfsbarsche zurückzukehren. Jetzt sind alle gefragt. Nach und nach nimmt sich jeder einen Fisch und legt ihn vor sich aufs Brett. Wie war das noch mal? Wo setzt man das Messer zuerst an? Der Blick wandert Hilfe suchend zum Nachbarn, einem erfahrenen Hochseeangler. Der greift gern unter die Arme. Darüber kommt man ins Plaudern. Allgemeines Stimmengewirr, das Klirren von Gläsern und vereinzelte Rufe nach einem schärfe-ren Messer erfüllen die Küche. Steffen schaut jedem Teilnehmer über die Schulter, gibt Tipps, beantwortet Fragen und verteilt Lob. Die blauen Flammen des Gasherdes lodern. Die Stimmung ist gut.

Ein Lachs wird in Würfel geschnitten, gedünstet und gebraten. Andreas steht an der Bratpfanne. Aus einem anderen Lachsstück soll Tatar werden.

"Ich habe da mal was vorbereitet", sagt Steffen und stellt Schüsseln mit fein geschnittenen roten Zwiebeln auf den Tisch. Für das Tatar. Eine kleine Gruppe kümmert sich um dessen Zubereitung, fügt Schnittlauch, Zitrone, Salz und Pfeffer hinzu. Eine andere Gruppe verteilt runde Toastscheiben auf Tellern. Die hat Steffen auch mal eben vorbereitet, also goldbraun gebraten und mit Rosmarin gewürzt. Darauf wird das Tatar portioniert. Auf weiteren kleinen Tellern werden Kartoffelsalat, Zucchinistreifen und Lauchgemüse angerichtet. Darauf werden die unterschiedlich zubereiteten Lachswürfel verteilt.

Die Kursteilnehmer nehmen hungrig an der festlich gedeckten Tafel Platz. Wein wird nachgeschenkt, während Steffen noch einmal zusammenfasst, woraus die Vorspeise besteht. Dann wird gegessen. Hier und da ist noch ein "Mmhhh" oder "Lecker" zu hören.

Nach dem ersten Gang geht es weiter im Programm: Filetieren von Plattfischen. Die anfänglichen Hemmungen sind überwunden. Jetzt will sich jeder ausprobieren. Thorsten nimmt es sogar mit dem Seeteufel auf. Einige Teilnehmer, insbesondere die Frauen bedauern allerdings, dass er zerlegt wird. "Er sieht doch so schön aus." Andere bemerken, dass er was vom Tintenfisch hat. "Nur der Gesichtsausdruck ist anders", sagt Andreas daraufhin. Thorsten hört die Einwände scheinbar nicht. Er ist mit Filetieren beschäftigt.

Der Seeteufel landet dann aber nicht auf den Tellern. Er wird am nächsten Tag wohl auf der Speisekarte des Restaurants zu finden sein. Als Hauptgang werden gebratene Doradenfilets auf Paprikagemüse und Frühkartoffel serviert. Köstlich.

Die Weinflaschen kreisen ein letztes Mal. Es ist bereits nach 23 Uhr. Doch auch wenn einige Teilnehmer langsam müde werden und am nächsten Morgen zeitig aufstehen müssen - den Nachtisch will sich keiner entgehen lassen. Steffen hat ja schließlich noch eine Überraschung angekündigt. Er kommt mit einem Bunsenbrenner zurück. "Wer hilft mir mit der Crème brûlee?", fragt er. Sofort springen vier Leute auf. Jeder will den Zucker karamellisieren. Der Brenner geht reihum. Es duftet herrlich süß. Dabei war man eigentlich satt und meinte gerade noch, platzen zu müssen. Beim Anblick von Crème brûlee, gezuckerten Erdbeeren und Pfirsicheis ist dies vergessen. Das hat Steffen mal eben vorbereitet.