Im Plenarsaal wurde die wilhelminische Grundfassung in den 20er-Jahren im Zuge der Neuen Sachlichkeit hell übergestrichen. Die relativ helle Eiche war ursprünglich dunkel und auf Nussbaum getrimmt, der Zahnschnitt war mit Gold hinterlegt. Die damaligen Logen hatten schwere Samtvorhänge, und Fenster waren aus farbigem Glas. Im Zuge der Neuen Sachlichkeit wurde die Eiche mit Wasserstoffperoxid geblichen und die Beize herausgewaschen. Nun stellte sich die Frage, ob man diese politische Entrümpelung wieder rückgängig macht. Denn das Parlament hatte zu Kaiserzeiten eine andere Bedeutung als heute. Die überwiegende Macht lag beim Senat. Der frei gewählten Bürgerschaft von heute wollte Rathausarchitekt Felix von Kalben die wilhelminische Dekorationsglocke nicht wieder überstülpen. Quadratzentimeter für Quadratzentimeter wurden mit dem Skalpell herausgeschält. Doch nicht alles ist erhalten. Dort, wo man neue Lampenanschlüsse brauchte, ging man mit der Fräse durch. Mit den Teilschnitten wird nachfolgenden Generationen Geschichte sichtbar und begreifbar gemacht. Ihnen bleibt es auch überlassen, zukünftig zu entscheiden, dem Ursprünglichen den Vorzug zu geben oder dem Befreiungsschlag in den 20er-Jahren Respekt zu zollen.