Vor 50 Jahren starb die große amerikanische Sängerin. Andrej Hermlin und seine Band machen die Songs der unvergessenen Lady Day wieder lebendig.

Count Basie nannte sie eine "umwerfende, wunderschöne, attraktive Lady". Ihre einzigartige, vom Leben gebrochene Stimme begeisterte auf den Bühnen zwischen Chicago und Harlem. Billie Holiday, genannt Lady Day, die Seele des Blues, starb am 17. Juli vor 50 Jahren in New York.

2009 wird die große amerikanische Sängerin wieder neu entdeckt. Der Berliner Andrej Hermlin (43) leitet das Swing Dance Orchestra, das mit authentisch präsentierter Musik vorwiegend aus den 30er-Jahren weltweit Erfolge feiert. Der Sohn des Schriftstellers Stephan Hermlin präsentiert am 22. Januar in der Hamburger Laeiszhalle sein neues Programm "Lady Day - die Musik von Billie Holiday".

"Ich habe mich als kleiner Junge in Swing-Musik verliebt", sagt Hermlin. Er mochte zunächst mehr die glatten, eleganten Klänge eines Benny Goodman oder Artie Shaw. "Doch über die Jahre ist eine große Affinität zu Billie Holiday entstanden, weil mir klar geworden ist, dass sie unter allen Jazzsängerinnen vollkommen einzigartig ist. Sie hat wie kaum eine andere Sängerin einen eigenen Stil entwickelt und jedes Stück, das sie gesungen hat, in dem Moment neu erfunden."

Und warum ist Billie Holiday ein halbes Jahrhundert nach ihrem Tod noch so populär? "Sie ist eine Ikone des Jazz", sagt Hermlin. "Man erinnert sich an Musiker, die etwas Außergewöhnliches kreiert haben." Die Faszination mag auch mit den Schwierigkeiten zusammenhängen, mit denen afroamerikanische Künstler zu jener Zeit, von den 30er- bis 50er-Jahren, zu kämpfen hatten. Billie Holiday, geboren als Eleanora Harris, wurde vergewaltigt, verdiente ihr Geld als Putzfrau und Prostituierte, bettelte um härteste Drogen - und wurde in 44 Lebensjahren als Mensch zweiter Klasse behandelt. Weiße Musiker kamen durch die Haupthalle, andere mussten durch den Dienstboteneingang. Billie Holiday durfte sich nicht an die Bar setzen und sich schon gar nicht mit dem - weißen - Publikum unterhalten. Hermlin: "Sie hat den einzigen wirklich politischen Jazzsong gesungen, , Strange Fruit '. Aber sie war trotzdem keine politische Sängerin."

Mit der Wahl Barack Obamas zum US-Präsidenten fast ein halbes Jahrhundert nach Billie Holidays Tod ist auch ihre Geschichte zu einem Abschluss gekommen. "Billie Holiday hätte sich 1935 niemals vorstellen können, dass es einmal in Amerika einen farbigen Präsidenten geben würde", sagt Hermlin.

Iris Romen, eine Sängerin aus Holland, die jetzt in Berlin lebt, wird die Songs von Billie Holiday interpretieren. Authentisch, im Klang der damaligen Zeit und mit Original-Arrangements.


22. Januar, Laeiszhalle: Andrej Hermlin & Swing Dance Band: Lady Day - The Music of Billie Holiday. 17-39 Euro zzgl. Gebühr; Abendblatt-Hotline 30 30 98 98.