Das poetische Programm des Dichters Helmut Krausser hat er selbst einmal plakativ umrissen: “Ich will vor allem, dass sich jedes meiner Bücher von allen vorherigen völlig unterscheidet. 'Ein typischer Krausser' - Ein Diktum, das ich hasse.“

Ein hehres Ziel des gebürtigen Schwaben und eigentlichen Münchners, der also die künstlerische Neugeburt zur Maxime seines Tuns erhoben hat. Was nicht überraschend ist für einen, dem die Wortwahl die höchste Kunstform ist. "Fette Welt" darf man sein bekanntestes Werk nennen. Die Geschichte um den durstigen Hagen Trinker wurde mit Jürgen Vogel in der Hauptrolle verfilmt und begründete Kraussers kleinen Ruhm. Krausser schreibt Romane, Novellen, Erzählungen, Theaterstücke und Lyrik. Er ist beinah ein Alleskönner. Der jüngste Lyrikband heißt "Auf weißen Wüsten" und ist sehr gut. Die Sprache Kraussers ist die des Alltags, und deswegen sind seine Gedichte das glatte Gegenteil von Gebrauchslyrik, weil universell und immer wahr. Die Beobachtungen Kraussers sind schön, ohne sentimental zu sein: "maimorgens um fünf, im ersten licht/sitzen zwei transen am mehringdamm,/weil's da noch köstliche currywurst gibt,/zwiebeln und pommes, champagner gibt's nicht./die transen sind trunken und summen, stramm/verweltschmerzt, beide unendlich verliebt". Herrlich.

Helmut Krausser: Auf weißen Wüsten. Luchterhand, 157 Seiten, 8 Euro