So soll es sein: Sebastian Singer, der Held in Thilo Bocks Debütroman “Die geladene Knarre von Andreas Baader“, ist ein Bummelstudent mit Tagesspiegel-Abo (aber er mag Zeitungsredakteure nicht sonderlich), Freundin, Eltern, die sein Studium finanzieren, und jeder Menge Zeit.

Am liebsten sitzt er in Kreuzberger Parks und trinkt Bier. Der Politikstudent schläft gerne mit Rieke, geht auf Partys, hört "Kettcar" und ist natürlich eher links (obwohl er eine Ahnung davon hat, dass diese Einstellung und ein gediegen bürgerliches Leben einander nicht ausschließen). Sebastian und seine Freunde haben ein diffuses Gefühl dafür, dass sie politisch nicht außen vor bleiben dürfen, jetzt, wo Gerhard Schröder den Weg für vorgezogene Neuwahlen freigemacht hat (der historische Gegenwartsroman spielt im Jahr 2005). Sie plappern munter daher und diskutieren die Geschehnisse, als ihnen plötzlich die Pistole des RAF-Gründers Andreas Baader in die Hände fällt. Sie fassen einen wahnsinnigen Plan: Sie wollen Schröder töten. Ein Fanal, das alle aufweckt, soll das sein. Ausreichend motiviert erscheint diese Tat nicht ganz, aber die Dialoge der Protagonisten bilden doch ganz treffend die herrlich ungezwungenen Dialoge von Studenten der Geisteswissenschaften ab. Das Porträt einer ganzen Generation ist Bocks Roman freilich nicht.

Thilo Bock: Die geladene Knarre von Andreas Baader, KiWi-Verlag, 448 S., 9,90 Euro.