Amitav Ghosh: Das mohnrote Meer , Karl-Blessing-Verlag, 656 Seiten, 21,95 Euro

Vor 170 Jahren waren die Briten die wichtigsten Opiumproduzenten der Welt, sie führten Opiumkriege, um ihren Handel zu stärken. In dieser Epoche spielt der Roman von Amitav Ghosh. Es ist die Welt der Bauern im indischen Bihar, welche gezwungen werden, Schlafmohn anzubauen. Die Welt der Sklaven, die nicht mehr so heißen, aber genauso ausgebeutet werden, von ihren Familien verkauft, von Menschenhändlern verschleppt. Und die Welt der Briten, die sich in Kalkutta zur neuen indischen Herrscherkaste aufschwingen. Gezeichnet wird die hässliche Fratze des Kolonialismus, der die Opfer demütigt. Überzeichnet ist das nicht, aber ein wenig einseitig beschrieben. Denn der indische Großgrundbesitzer, dessen Familie ganze Dörfer ausbeutet, kommt vergleichsweise gut dabei weg. Eine Liebesgeschichte zwischen den Fronten kratzt am Trivialen, doch der Roman entwickelt einen unwiderstehlichen Sog, und der Leser wartet gespannt auf den nächsten Teil der geplanten Trilogie.