Abendblatt-Kolumnistin Saskia Bertling über Dustin Hoffmann beim Bierholen und andere Urlauber

Wir machen irre viel Sport. Wir haben uns alle gern. Und: Wir duzen uns. "Hallo, ich bin der Stefan", hatte uns ein Mann im blauen Poloshirt begrüßt, als wir schwitzend mit unseren Reisetaschen aus dem Taxi krochen. "Ich bin die Saskia", hatte ich sehr schlagfertig geantwortet, dann: "Kannst du mir sagen, wo ich die Toiletten finde, meine Tochter müsste mal ganz dringend ..." "Du, kein Problem, gleich dort neben der Rezeption." Wir sind angekommen. In der Parallelwelt. Irgendwo auf Fuerteventura. Wir machen Cluburlaub. Ich sitze halbschattig mit meinem Laptop auf dem Liegestuhl. Mein Mann liest neben mir. Die Kinder sind im Pool oder an der Bar, ein Eis holen, ist ja all inclusive. Uffta, uffta, uffta ... es wird ein bisschen laut. Jetzt ist Aqua Gym. Mein Mann und ich haben unseren eigenen Sport: Wir geben Namen, stellen Ähnlichkeiten fest und erkennen Familienstammbäume. Der alte Dustin Hoffman hat sich gerade ein Bierchen geholt, hätte ich nicht gedacht, dass der so gerne Bier trinkt, hätte eher auf einen Mojito getippt. Ronaldo ist auch Cluburlauber. Er hat zugenommen, macht nichts, ich auch, wir müssen ja andauernd essen hier. Ronaldo jedenfalls hat neuerdings einen Schweizer Akzent und ein Baby, das er beim Flanieren um den Pool vor seiner Brust trägt. Ein toller Vater. Am meisten freue ich mich über den Mann, der es fertiggebracht hat, wie eine Mischung aus Horst Schlämmer und Ex-Kiezgröße Karl-Heinz Schwensen auszusehen. Schlämmers Mundpartie, Schwensens Schnauzbart. Ob die anderen das auch machen? Namen austeilen. Mein einziger Stress besteht darin, dass ich nach der Kinder-Disco um 21 Uhr orthopädisch bemerkenswert auf der Tanzfläche hocken muss, und zwar so, dass mir niemand unter den Rock gucken kann, während meine Töchter auf je einem Oberschenkel von mir Platz nehmen, um der Gutenachtgeschichte zu lauschen. Autsch. Was soll's? In der Clubzeitung, die jeden Morgen auf dem Frühstückstisch liegt, stand heute: "Jammere nicht über ein Unglück, das noch gar nicht eingetroffen ist."