José Saramago: Eine Zeit ohne Tod, Rowohlt, 253 Seiten, 19,90 Euro.

Man stelle sich vor, der Tod würde einfach abgeschafft. Sollen die Menschen über das buchstäbliche ewige Leben jubeln oder in Panik verfallen? Der portugiesische Schriftsteller Jose Saramago liebt dergleichen gedankliche Experimente - wie schon im Roman "Die Stadt der Blinden", als er die Menschen erblinden lässt. In seinem neuen Roman "Eine Zeit ohne Tod" treibt er dieses Spiel auf höchst vergnügliche Weise auf die Spitze und verbietet seinen Figuren kurzerhand das Sterben. Was folgt, ist morbide, humorvoll, absurd - und ein Plädoyer für den Tod. Es herrscht Chaos. Sterbende atmen in alle Ewigkeit, Unfallopfer sterben nicht, und die Familien der eigentlich Toten wissen nicht mehr weiter. Die größten Sorgen aber haben zu Beginn die Kirchenvertreter, denen der Boden unter den Füßen schwindet - ohne Tod keine Auferstehung. Natürlich klagen neben den direkt betroffenen Bestattern auch die Versicherungen. Pflegeheime fürchten Überfüllung, und die Regierung hat den Kollaps des Rentensystems vor Augen.