Wollen Sie in einem Ort Urlaub machen, den die meisten nur aus Filmen mit Louis de Funès kennen? Dann ist St. Tropez genau das Richtige. Dort kann man auch heute noch furchtlos in Champagner baden. Die Finanzkrise hat hier keine Chance.

Finanzkrise? Welche Finanzkrise? Wir befinden uns im Jahre 2008. Bankenpleiten und die Angst vor Rezession halten die Welt in Schach. Aber zum Glück nicht die ganze Welt. Ein von unbeugsamen Millionären und Hedonisten bevölkertes kleines französisches Fischerdorf an der Cote d'Azur hört nicht auf, dem bösen Eindringling Widerstand zu leisten ...

Willkommen in St. Tropez, dem krisenresistenten Paradies der Reichen und Schönen! Hier trifft man sie alle: Die A-, B-, C- und D-Promis, die Super-Models und Top-Designer, die Plattenbosse und Hollywood-Stars. Und die letzten wahren Milliardäre, die nicht über Geld reden. Sie geben es einfach aus.

Dabei waren es nicht immer die betuchten Abramowitschs dieser Welt, die das 6000-Seelen-Dorf belagerten, als gäb's kein Morgen. Noch vor 100 Jahren waren es brotlose Künstler wie Paul Signac, Henri Matisse oder Pierre Bonnard, die aus dem Großstadtmief von Paris nach "St. Trop" pilgerten, um sich vom mediterranen Flair, von duftenden Zitronenbäumen und Zypressen, romantischen Gässchen und goldenem Sonnenlicht inspirieren zu lassen. Oft waren Häfen und Segelschiffe Objekte ihrer Malereien.

Später war es die Boheme aus anderen Kunstbereichen wie Gunter Sachs und Brigitte Bardot, die dem Charme des kleinen Hafenstädtchens erlag. Zu skandalträchtigem Weltruhm gelangte St. Tropez durch den Filmklassiker "Und ewig lockt das Weib" mit Bardot, Curd Jürgens und Jean-Louis Trintignant. Die Dreharbeiten zum Skandalfilm der 50er-Jahre fanden damals zum Teil in einem der berühmtesten Strandclubs statt, dem Club 55. Spätestens seitdem wurde der Ort im französischen Departement Var endgültig zum Treffpunkt der High Society. Der Mythos war geboren.

Und er besteht heute immer noch. Nur hat er jetzt eine eher monetär geprägte Ausrichtung. Die Objekte der Begierde heißen heute nicht mehr Brigitte Bardot oder Romy Schneider, die sich in knappen Bikinis am Strand räkeln. Heute heißen sie "Limitless", "Rising Sun" oder "Taatoosh". Das sind nicht irgendwelche Yachten. Sie haben immer den Zusatz "Mega" im Namen. Die luxuriöseste gehört - wie sollte es anders sein - einem Russen, dem Öl-Magnaten Roman Abramowitsch. Seine "Pelorus" ist 115 Meter lang. Groß genug für zwei Pools und zwei Heliports. Finanzkrise hin oder her, das 232 Millionen Euro teure Schiff beherbergt ein Raketenabwehrsystem, ein Mini-U-Boot, drei Beiboote, einen Helikopter und Kleinkram wie Jetskis und Schlauchboote. Boy Toys à la St. Trop'.

Wo wir gerade dabei sind: Unter 100 Millionen machen es die Russen sowieso nicht. So zahlen sie auch gern mal eine halbe Milliarde Euro für eine Sommerresidenz an der Cote d'Azur. "Es ist surreal. Aber wir trauen uns nicht mehr, ihnen Objekte unter 100 Millionen Euro anzubieten", sagte ein französischer Top-Makler kürzlich gegenüber der New York Post. Gerade zahlte der Unternehmer Michail Prochorow 496 Millionen Euro für die Villa Leopoldina bei Villefranche-sur-Mer. Noch nie wurde so viel Geld für einen privaten Wohnsitz ausgegeben. Kein Wunder, dass sich die Immobilienpreise an der Cote d'Azur in den vergangenen fünf Jahren verzehnfacht haben. Wem das alles zu dekadent ist, der kann sich eine Villa für 200 000 Euro pro Woche mieten oder im "Chateau de la Messardiere" für 500 Euro die Nacht residieren.

Für Geld bekommt man hier alles. Es ist lediglich eine Frage der Summe.

Das wird auch allzu deutlich im Nachtleben. Wenn alte Männer mit viel Geld hübschen Frauen, die locker ihre Enkeltöchter sein könnten, eindeutige Angebote machen, ist klar, worum es geht. Nicht selten haben sie Glück bei ihren Eroberungsversuchen.

Ja, ja, es ist nicht immer einfach, dieses exklusive Leben der Schönen und Reichen. Vor allem dann nicht, wenn es auch weniger exklusive Menschen hierher schaffen, nicht wahr? So heirateten Musiker Kid Rock und die ehemalige Baywatch-Nixe Pamela Anderson vor zwei Jahren auf einer Yacht vor St. Tropez. Pam ganz in Weiß - einem weißen Bikini. Kid mit freiem Oberkörper und einer Flasche Bier am Hals.

Stil ist eben keine Frage des Geldes.