Nach Techtonic und Jumpstyle erobert ein neuer Tanztrend diedeutsche Techno-Szene. Der Melbourne-Shuffle. Die Australier sollen dafür verantwortlich sein. Und wer hat ihn tatsächlich erfunden?

Sie tragen Hoodies und Phatpants, also Kapuzenpullover und weite Hosen mit Schlag. Zu hämmernden Beats gleiten oder stampfen sie über die Tanzfläche, fühlen den Bass, tanzen sich in Trance, die Melbourne-Shuffler.

Der Trend fand seinen Ursprung in Melbournes Nachtklubs und sollte eigentlich eine Parodie auf den Tanzstil der Rapper der frühen 90er-Jahre sein. Und, mal ehrlich, wer sprang nicht schon bei "U Can't Touch This" vom Sofa, um wie MC Hammer mit großen Schritten über den Teppich zu fegen und dabei mit wild kreisenden, windmühlenartigen Armschlägen die Luft zu zerteilen. Natürlich nur, wenn einen wirklich niemand dabei beobachten konnte. Unvergesslich, die Hammer Pants - eine Hose, deren Schritt erst in den Kniekehlen endete. Oder wenn der unverwechselbare Rhythmus in "Ice Ice Baby" von Vanilla Ice aus den Lautsprecherboxen dröhnt. Spätestens dann drängen sich doch immer zwei oder drei Übermütige in die Mitte des Kreises, um voller Leidenschaft abzuzappeln. Sie meinen es nie ganz ernst. Hofft der Beobachter zumindest.

Nun wurde aus dem anfänglichen Scherz allerdings Ernst. Ein neuer Tanz war geboren, der Melbourne-Shuffle. Seit Kurzem wird er auch in Deutschland getanzt. Und jeder kann ihn lernen. Melbourne-Shuffle funktioniert quasi zu jeder Art von elektronischer Musik: Hardtrance, -style, -house, Breakbeat, Drum 'n' Bass, Tribalhouse oder Techno. Doch aufgepasst: Jeder, der bei mehr als 150 Beats pro Minute noch auf der Tanzfläche steht, ist selbst schuld. Oder ein wahrer Meister des Shuffles. Eigentlich gibt es nur zwei Grundschritte und viele Möglichkeiten, zu kombinieren. Mit Kicks und Spins. Also treten und drehen. Kann doch nicht so schwierig sein. Es wird sowieso Freestyle getanzt, wie man heute sagt. Das heißt, mit den Händen und Armen darf man fast alle Verrenkungen machen, solange niemand dabei verletzt wird. Der leidenschaftliche Shuffler kennt keine Grenzen.

Kommen wir zu Grundschritt eins: dem T-Walk oder T-Schritt, so genannt, weil die Füße in der Ausgangsposition ein "T" bilden. Als Erstes hebt man das hintere Bein und setzt es wieder ab. Der Fuß auf dem Boden dreht einen Schritt zur Seite. Der zweite Fuß wird wieder abgesetzt. So weit, so gut. Das wiederholt man mit der anderen Seite und bringt ein bisschen Tempo in die Sache, um den Anschein zu erwecken, man schlittere über die Tanzfläche.

Hier und da kann gern auch der "Running Man" eingemischt werden, Grundschritt Nummer zwei. Dafür stellt man ein Bein vor das andere. Der Volksmund nennt das auch Schritt. Beide Füße verharren für den Bruchteil einer Sekunde nebeneinander. Dies wiederholt man. Im Grunde läuft der Tänzer auf der Stelle. Ultimativer Geheimtipp: Der "Running Man" lässt sich wunderbar zum Moonwalk erweitern. Allerdings sprechen Szenekenner dann vom "Reverse Running Man", kurz RRM. Das Vokabular zu verstehen, ist sowieso schon mal die halbe Miete. Da soll einen erst einmal jemand als TB, also Teenie Bopper, entlarven. Und sind wir nicht alle Nachahmer? Das ist nämlich mit TB gemeint. Erinnert der T-Schritt doch stark an den Charleston.

Für ganz Harte geht es noch einen Schritt weiter: Der Kick peppt jeden Shuffle auf. Der Grundschritt bleibt. Doch an dieser Stelle trennt sich die Spreu vom Weizen. Wer zum Weizen gehören möchte, tritt mit dem Fuß in die Luft. Wer will, bringt Spins ein. Alles klar? Wenn nicht, mehrere Videos auf You Tube zeigen, wie es geht. Also schauen und nachmachen. Wetten, dass man damit auffällt? Auch positiv. Zumindest auf der Bad-Taste-Party, die jeden ersten Mittwoch im Monat im Sommersalon am Spielbudenplatz stattfindet. Das Motto: "Scheiße anziehen. Scheiße tanzen." Aber das ist wieder ein anderer Trend.