Das Apple-Handy steckt wie Schneewittchen in einem gläsernen Sarg. Es muss erst wachgeküsst werden. Denn noch gibt es etliche Einschränkungen. Aber der erlösende Kuss kommt - im Februar 2008. Dann werden ganz plötzlich viele neue Anwendungen möglich.

Das iPhone ist ein schickes Handy mit Internet und iPod - aber es ist auch ein geschlossenes System, das keine neuen Daten oder gar Anwendungen mag. Das iPhone steckt wie Schneewittchen in einem gläsernen Sarg. Im Februar soll der Märchenprinz in Gestalt eines "Software Development Kits" (SDK) kommen und das schöne Gerät für neue Anwendungen freier Entwickler öffnen. Schon jetzt aber gibt es einige intelligente Web-Anwendungen, mit denen die Beschränkungen des iPhones überwunden werden können.

Mit Ausnahme neuer Kontakte und Kalendereinträge, Bookmarks sowie Aufnahmen der kleinen Zwei-Megapixel-Kamera nimmt das iPhone alle neuen Daten nur über die Software iTunes entgegen. Auf diesem Weg gelangen Musik, Filme und Fotos auf das Gerät. Noch nicht einmal die begrenzte Auswahl an iPod-Spielen im "iTunes Store" steht dem iPhone zur Verfügung. Die auf Webseiten verfügbaren Flash-Spiele scheiden auch aus - Flash wird vom iPhone nicht unterstützt.

Folgt man dem Link einer Webseite zum Download einer Programmdatei, antwortet der Browser mit der Fehlermeldung: "Safari kann diese Datei nicht laden." Auch angehängte Dateien in E-Mails können nur betrachtet, nicht aber gespeichert oder gar weitergeleitet werden.

Die einzige Möglichkeit, fremde Anwendungen auf dem iPhone zu nutzen, sind bislang Web-Anwendungen auf der Grundlage von HTML und JavaScript. Dazu gehören besondere Portale für das iPhone wie mippin.com, ein mobiler Passwort-Safe oder kleine Konzentrationsspiele. Apple hat auch unter reader.mac.com einen eigenen webbasierten RSS-Reader für das iPhone entwickelt. Wird dort ein Feed eingegeben, kann man ihn anschließend bei den Favoriten festhalten. Es gibt auch bereits eine Web-Anwendung, um Skype auf dem iPhone zu nutzen. Allerdings ist der Dienst bei regelmäßiger Nutzung kostenpflichtig.

Eine intelligente Lösung, um beliebige Dokumente auf dem iPhone zu speichern, ist das Tool "Filemark Maker", das nur auf einem Mac funktioniert. Es wandelt Dateien beliebiger Größe in ein Lesezeichen für den Browser um. Dieses wird über iTunes an das iPhone geschickt und kann dann dort im Browser aufgerufen werden.

Zu den wenigen Unternehmen, die bereits eigene Lösungen für das iPhone anbieten, gehört Visto, das ein Push-Mail-Angebot a la Blackberry für geschäftliche E-Mails entwickelt hat. Dabei wird aber keine Software auf dem iPhone installiert, sondern ein spezieller IMAP-Mail-Account eingerichtet.

In den USA, wo das iPhone schon seit Ende Juni auf dem Markt ist, haben Tüftler einiges unternommen, um das iPhone zu knacken. So gelang es schon bald, den SIM-Lock auszutricksen, um das Gerät auch mit anderen Mobilfunkanbietern nutzen zu können. Apple konterte mit Firmware-Updates, die aber nur neue Hacks nach sich zogen. Angesichts dieses wenig aussichtsreichen Wettlaufs entschloss sich Apple-Chef Steve Jobs schließlich zur Flucht nach vorn und kündigte für Februar 2008 ein Software Development Kit fürs iPhone an. Damit soll es für Entwickler möglich werden, eigene Programme für das iPhone zu erstellen.

Allerdings müssen die Anwendungen erst von Apple "digital signiert" werden. So soll verhindert werden, dass Schadprogramme auf das iPhone gelangen. Eine ähnliche Absicherung gibt es auch bei Smartphones mit dem Betriebssystem Symbian.

Gleichwohl herrscht Aufbruchsstimmung in der Entwicklerszene. Im Online-Portal slashdot.org schrieb ein Entwickler: "Mit der Einführung des SDKs werden wir eine ganze Menge wirklich netter Anwendungen bekommen." Die von Apple für das iPhone gelieferten Programme seien ja schon sehr gut. "Aber jeder wird zustimmen, dass es da noch Spielraum für viele Verbesserungen gibt."

www.apple.com/webapps

http://mipin.com

http://s4iphone.com

www.insanelygreattees.com/news/?p=51

www.vistomobile.com

www.slashdot.org