... die BEFRUCHTUNG DER HÜHNEREIER, die zum Ausbrüten in Brutanlagen massenweise benötigt werden, um große Mengen Hähnchen zu produzieren? Fragt Leserin Marie-Luise Stolte.

Auf natürliche Weise kann es nicht gehen, denn welcher Hahn sollte das bei der Massentierhaltung schaffen können? Aber wie kann es gehen? "Auch wenn es vielleicht unglaublich klingt: Die Befruchtung von Hühnereiern besorgt wie eh und je der Gockel", erklärt Prof. Dr. Rudolf Preisinger, Hühnerzuchtexperte bei der Firma Lohmann Tierzucht in Cuxhaven. "Eine künstliche Befruchtung wie etwa bei Rindern findet bei Hühnern nicht statt. Bruteier werden durch natürliche Anpaarung befruchtet. Die Elterntiere leben gemeinsam in einer Herde. In einem Stall leben etwa 5000 Hennen und 500 Hähne in Bodenhaltung. Im Durchschnitt kommen also auf einen Hahn zehn Hennen. Der Hahn sucht sich seine Partnerinnen nach Belieben selbst aus. Den ,Tretakt` genannten Paarungsakt führt er pro Henne etwa einmal in der Woche durch."

Eine beachtliche Leistung. "In der Tat. Die tatsächliche Anzahl der Paarungen variiert allerdings je nach Konstitution und Rangordnung. Manche Gockel schaffen nur zwei bis drei Tretakte pro Woche, andere bringen es auf 20 oder mehr. Es kommt auch vor, dass ranghöhere Tiere einen Konkurrenten während des Paarungsaktes vertreiben und die Befruchtung selbst durchführen. Allerdings muss eine Henne, obwohl sie jeden Tag ein befruchtetes Ei legt, nicht für jedes Ei aufs Neue durch einen Gockel besamt werden. Sie hat nämlich die Fähigkeit, die Spermien bis zu 14 Tage im Eileiter am Leben zu halten. So können aus einem einzigen Tretakt bis zu 14 befruchtete Eier erzeugt werden."

Man kann sich trotzdem kaum vorstellen, dass Millionen von Eiern tatsächlich auf ausschließlich natürlichem Wege befruchtet werden. "Es ist aber so. In der Bundesrepublik gibt es rund 40 Millionen Legehennen, davon sind etwa 3,5 Millionen Mastelterntiere, die Bruteier legen. Der Rest produziert zum Konsum bestimmte Eier. Gehen wir von einem Schnitt von fünf Eiern die Woche aus, dann sind das 17,5 Millionen Eier pro Woche und 910 Millionen Eier pro Jahr. Insgesamt werden hierzulande jedes Jahr 750 Millionen Masthähnchen erzeugt."

Ihr Unternehmen produziert aber ausschließlich Legehennen? "Wir züchten weiße und braune Legehennen und Elterntiere. Derzeit decken wir mit unserer Produktion etwa 25 Prozent des Bedarfs auf dem Weltmarkt ab. Das Unternehmen ist seit 50 Jahren auf diesem Gebiet tätig und beschäftigt in Cuxhaven 130 Mitarbeiter. Außer in Deutschland unterhalten wir auch Zuchtbetriebe in Dänemark, Kanada und Brasilien.

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