Wir schreiben das Jahr 2007, genauer gesagt 15.5.07, da machen sich die Beiden von 14a, aus der Rue de la Wiek auf die Socken und wollen mit dem Zug nach sie- he oben fahren. Das Wetter ist gut, +16° trocken, heiter und ein paar Wolken am Himmel.

Das richtige Reisewetter. Vorab möchten wir noch erwähnen, dass es bei der Bahn zur Zeit im Norden der Republik durch Bauarbeiten an den Strecken, zu Verspätungen kommt. Nachdem wir die Strecke Travemünde-Hamburg ohne Verspätung schnell über- wunden hatten, steigen wir am Mittag in den von Altona kommenden ICE nach Stuttgart. 13:04 soll es los gehen, pünktlich verläßt der Silberfeil den Hauptbahn- hof Hamburg in Richtung Süden.

Unsere reservierten Plätze sind bequem mit guter Beinfreiheit, wir richten uns für 5 1/2 Stunden, so lange soll die Reise nach Stuttgart dauern, ein. Alles Bestens. Beim öffnen einer mitgebrachenten Fanta-Flasche ergießt sich eine Dusche über uns, Jutta schützt sich mit dem" Abendblatt" vor der Fantadusche, alles wieder o.k.

Die Fahrt geht mit Halt in Hannover-Göttingen-Kassel-Frankfurt und Mannheim nach Stuttgart, um 18:33 soll der Zug hier ankommen. Der Zug rollt zügig durch die norddeutsche Tiefebene, Häuser, Felder und Wiesen rauschen an dem Betra- chter vorbei und pünktlich erreichen wir Hannover, von Verspätung keine Spur. Nachdem Hannover hinter uns liegt passiert der ICE unzählige Tunnel. Als wir vor ca. 15 Jahren mit einem der ersten ICE-Züge nach Stuttgart fuhren gab es die meisten dieser Tunnel noch nicht. Auch Frankfurt erreichen wir ohne Verspätung.

Der Zug ist gut besucht, fast alle Sitzplätze belegt. Wir sitzen im Wagon 2 und der Speisewagen ist in 14, ein weiter und schaukeliger Fußmarsch dort hin. Wir ver- zichten auf das Vergnügen. Wenn man so einige Stunden im Zug sitzt kann man so seine Beobachtungen ma- chen was die Mitreisenden so treiben. Neben uns sitzen z.B. 2 Typen die sind schwer einzuschätzen, der eine pult an seinen nackten Füssen, der andere hat sich hinter einer schwedische Tageszeitung verkrochen und der Dialok der bei- den erfolgt auf englisch, eine Reihe weiter sitzt einer am PC und sein Nachbar geht alle Naselang eine rauchen, denn wir sind im Nichtraucherabteil, so vergeht die Zeit und von einer Verspätung immer noch keine Spur. Pünktlich um 17 Uhr 93, andere sagen auch um 18:33, läuft unser ICE in den Bahnhof von Stuttgart ein.

Nach 6 Stunden sitzen hat man das Betürfnis seine Knochen etwas zubewegen, und man trifft die verhängnisvolle Entscheidung, das gebuchte Nachtquartier in der Fußgängerzone, ca. 1Km entfernt vom Bahnhof lt. Plan, zu Fuß aufzusuchen.

Zügig marschieren wir los und nach ca. 1 Kilometer fragen wir die ersten Passan- ten nach dem besagten Hotel, die Antworten sind dürftig, entweder Schulderzu- cken oder man schickt uns "in den Wald", den Lageplan vom Hotel kannst du in der Pfeife rauchen und nach 1 Stunde Herumirren entscheiden wir ein uns, ein Taxi muß her, das hätten wir gleich am Bahnhof machen sollen. Hinterher ist man immer schlauer.

Aber es kommt noch anders, weil kein Taxi in Sichtweite ist machen wir den letz- ten verzweifelten Versuch und fragen an einer Bushaltestelle ein Ehepaar nach dem nichtzufindenden Nachtlager,ein Lächeln geht über die Gesichter der Beiden "Lösen Sie bei dem Busfahrer einen Kurzstreckenfahrschein, der Bus kommt da- hinten schon, wir fahren auch mit , denn wir wollen ins Theater und das Hotel ist gleich neben an, das zeigen wir ihnen", ist die Antwort der Beiden. Nach 2 Stationen ist die Busfahrt zuende, in einer kleinen Seitenstraße befindet sich das Theater, Altes Schauspielhaus war der Name, und ein paar Ecken weiter befindet sich unser Hotel, wir bedanken uns bei den Beiden und sind am Ziel. Irgend wie kommt uns das hier alles bekannt vor, hier sind wir auch schon herum geirrt bei der Suche nach unserem Quartier. Nachdem wir die Anmeldung im Hotel ausgefüllt haben und den Zimmerschlüssel in der Hand halten, löst sich unsere Anspannung. Das Haus macht einen sehr gu- ten Eindruck, alles top. Nachdem wir uns etwas frisch gemacht haben suchen wir das Restaurant im Hotel auf. Ein großer rustikaler Gastraum empfängt uns,die schwäbische Geschichte ist an den Wänden abgebildet. Rustigal ist auch die Speisekarte und für einen Norddeutschen Flachländer fremdartig, da liest man Maultaschen, Kutteln,Spätzle oder auch Fleischkäs und Schupfnudeln. Alles keine bekannten Gerichte für die beiden Nordlichter, da die Uhr bereits 21Uhr vom nahegelegenden Kirchturm geschlagen hat, entscheiden wir uns für ein klei- nes Gericht, Schweinebraten mit Spätzle und Putenschnitzel mit Salat und Reis. Schmeckt alles gut, aber richtiger Appetit kam nicht mehr auf,nach einem Bierchen aus der hauseigenen Brauerei suchen wir unser Nachlager auf, es reicht für heute.

Nach einer guten Nacht folgt ein eben so gutes Frühstück, der Frühstückraum ist gut besucht und wir lassen es uns schmecken, besonders das Rührei ist ein Ge- dicht, alles top. Nachdem wir uns gestärkt haben wagen wir uns in das Stuttgarter Stadtleben,unser Ziel, das vor einem Jahr neu errichtete Mercedes-Museum in S-Untertürkheim. In 10 Minuten bringt uns das Taxi dort hin. Ein imposanter Bau empfängt den Besucher, jeder Gast wird mit einem Funkgerät und Kopfhörer aus gestattet und erhält so in den verschiedenen Bereichen Information über die Ausstellung. Der Bau hat etwa 8 Etagen und man wird, das ist das Gute daran, mit dem Lift nach ganz oben gefahren und geht dann immer "bergab" durch die einzelnen Bereiche. Nicht nur die Geschichte von Mercedes wird gezeigt,auch die Weltgeschichte ist eindrucksvoll dargestellt.

Nach ca. 3 Stunden hat man genug gehört und gesehen und hat das Bedürfnis nach einer kleinen Erfrischung, für das leibliche Wohl ist gesorgt, man muß nur das nötige Kleingeld haben. Nach der Stärkung bummeln wir noch durch den Ver- kaufsshop und einer angegliederten Neuwagenausstellung und treten dann die Rückfahrt zum Hotel an.Dort lassen wir die ganze Sache noch einmal Revue passieren. Ein abendlicher Stadtbummel fällt förmlich ins Wasser, es schüttet wie aus Eimern. In einer in der Nähe liegenden Gaststätte essen wir am Abend noch eine Kleinigkeit und gehen dann früh ins Bett.

Am nächsten Morgen, wir haben gut geschlafen, heißt es Abreise, das Frühstück lassen wir uns noch einmal schmecken und danach gehts mit einem Taxi Richtung Bahnhof. Auf der Fahrt dort hin überholt uns ein Kleinbus mit Tübinger Kennzeichen und am Heck prankt ein Emblem vom VfB Lübeck, wie passt das denn?

Pünktlich um 11Uhr 27 startet der Silberpfeil in Richtung Hamburg, um 16:55 sollen wir dort ankommen und 8 Minuten später Anschluß zum Zug nach Travemünde haben. Da muß alles klappen, sonst wird das nix. Bis Frankfurt läuft alles gut, aber dann die ersten 5 Minuten Verspätung und bis Kassel sind es dann 15 Minuten. Laufend entschuldigt sich die Stimme aus dem Lautsprecher dafür,aber dafür kön- nen wir uns nichts kaufen. Viele Mitreisende verpassen ihre Anschlußzüge in Han- nover, so wird es uns wohl auch in Hamburg ergehen. Wir bereiten uns geistig auf eine Auszeit in HH vor, da dröhnt kurz vor unserem Ziel die Stimme aus dem Laut- sprecher und teil mit, der Zug nach Travemünde 17 Uhr 03 wartet auf unseren ICE, da kommt Freude auf, ein Lob der Bundesbahn.

Freudig erregt verlassen wir nach dem Einlauf in Hamburg den Zug und flitzen die Treppen rauf und runter zu unserem Anschlußzug, aber das besagte Gleis 5 ist leer kein Zug nach Travemünde in Sicht. Der Mann mit der roten Mütze schüttelt mit dem Kopf und sagt nur:"Der ist weg"! Man hat uns in "den Wald geschickt".Dieser Lump von Zugbegleiter aus dem ICE.

Unser Gespräch hört der Zugbegleiter des wartenden Copenhagen-Express vom Nebengleis und lädt uns ein mit ihm ausnahmsweise nach Lübeck mit zufahren. Sehr nett von ihm aber wir müssen ja nach Travemünde, das heißt in HL wieder warten, wir bedanken uns und verschwinden zu einem Bierchen mit Bratwurst.

Um 18:03 soll der Zug nach Travemünde starten, aber es wird 18:24 bis der Zug den Hamburger Hauptbahnhof verläßt und 6 Minuten später, auf der Höhe von Hasselbrok, ist die Fahrt schon wieder zuende, auf die Durchsagen des Zugbeglei- ters hören wir garnicht mehr hin, nach einer 1/4 Stunde sätzt sich der Travemünder Super-Eil-Express wieder in Bewegung, ohne weitere Verspätung geht es Richtung Heimat, bis dann der Hammer kommt. "Auf Grund unserer Vespätung endet dieser Zug in Lübeck". dröhnt die Stimme durch den Lautsprecher. Das ist die Krönung der Reise.

Wer noch nie an einem Sonn-oder Feiertag in der Baustelle Lübecker Hauptbahnhof auf einen Zug warten mußte, weiß nicht wie lang 35 Minuten sein können, weit und breit um diese Baustelle keine Möglichkeit irgend wo in einem Lokal oder Warteraum die Zeit zuverbringen, nicht mal eine Bank bittet sich an.

Wir wollen es kurz machen, über 4 Stunden haben wir von Hamburg bis zum Travemünder Priwall gebraucht, da ist man mit dem Flieger fast auf den Kanaren. Aber da ist die Bahn nicht mit im Spiel. Für die nächsten Wochen und Monate steigen wir in keinen Zug der Bahn mehr ein. Nix da, wir haben fürs erste die Schnauze voll.

Jutta & Peter Meinecke