Dierk Strothmann über den Reeder der “Hamburg“ und der “Hanseatic“.

Axel Bitsch-Christensen war sein Name, er war Däne aus Roskilde und aus genau jenem Holz, aus dem erfolgreiche Unternehmer geschnitzt sind: mutig, ideenreich und immer auf der Jagd. Aber Axel Bitsch-Christensen, kurz ABC genannt, hatte Pech - und mit ihm leider auch unsere schöne Stadt. Denn eine albtraumhafte wirtschaftspolitische Gemengelage führte dazu, dass ein großer Traum zerplatzte.

Vor 40 Jahren, am 21. Februar 1968, da schien noch die Sonne. Das erste nach dem Zweiten Weltkrieg auf deutsche Rechnung von einer deutschen Werft gebaute Passagierschiff wurde von Marie-Luise Kiesinger, der Gattin des Bundeskanzlers, auf den Namen "Hamburg" getauft.

Ein schönes Schiff, ein schwimmendes Luxushotel. Das hatte natürlich seinen Preis, aber im Wirtschaftswunderland Deutschland gab es inzwischen wieder eine Menge reicher Leute, sodass die Auslastung der "Hamburg" durchaus den Vorstellungen von Bitsch-Christensen entsprach. Auch sein anderes Schiff, die "Hanseatic", machte gute Gewinne und hatte sich ein so treues Stammpublikum erschippert, dass es dem Mann aus Dänemark sogar gelungen war, mehr als 200 Passagiere dazu zu bringen, ihm einen großen Teil des Startkapitals für seine Reederei, die Deutsche Atlantik-Linie, zu spendieren.

Der Newcomer aus dem Butterland Manch einem in nobler hanseatischer Tradition verhafteten Reeder war der junge Newcomer aus dem Butterland ein Dorn im Auge. Auch im Senat hatte er nicht nur Freunde. Herbert Weichmann, zunächst Finanzsenator und dann Erster Bürgermeister, sagte öfter, er würde lieber eine Sporthalle finanzieren als ein Schiff. Dennoch gab sich auch das Rathaus einen Ruck und bürgte.

Und dann kamen die Katastrophen: Der Dollar wurde immer schwächer, die D-Mark wurde aufgewertet, ein erster harter Schlag, da ein hoher Prozentsatz der Reederei-Einnahmen in Dollar abgerechnet wurden. Weitere folgten: Die Treibstoffpreise explodierten, die Personalkosten wuchsen unaufhaltsam. Die Geier begannen zu kreisen.

Die "Hanseatic" wurde verkauft, und die "Hamburg" in "Hanseatic" umgetauft. Die Reederei Hapag ließ Bitsch-Christensen, der mit seiner Reederei ausgerechnet im alten Arbeitszimmer von Albert Ballin residierte, lange zappeln, weil man sich ein Schnäppchen erhoffte. Zu lange. Jedenfalls endete es damit, dass die amerikanische Robin International Corporation die "Hanseatic" (Ex-"Hamburg") erwarb und diese prompt an die Sowjets weiterverkaufte, die das Schiff umtauften. Es hieß jetzt "Maxim Gorki". 1978 war das Schiff Drehort für den Thriller "18 Stunden bis zur Ewigkeit", und im Dezember 1989 trafen sich an Bord vor Malta die Herren Bush und Gorbatschow. Aber das ist sicher wieder Thema, wenn der ehemalige Hoffnungsträger hamburgischer Passagierschiffträume voraussichtlich im November abgewrackt wird.