Eigentlich heißt es für die Hamburger Abiturienten in diesen Tagen: erstmal tief durchatmen und langsam das Studium vorbereiten. Malte Johann (20) und Paul Sprüssel (19), deren Schulzeit in diesem Sommer am Kaifu-Gymnasium zu Ende ging, haben es etwas eiliger. Sie packen schon in den nächsten Tagen ihre Koffer. Im Rahmen eines "Freiwilligen Sozialen Jahres" fliegen sie für zwölf Monate nach Mittelamerika.

Die beiden Hamburger haben sich bei Sozialprojekten der "Weltweiten Initiative für soziales Engagement e.V." (Wise e.V.) verpflichtet:

Malte Johann arbeitet im Straßenkinderprojekt Comunidad Esperanza ("Gemeinschaft der Hoffnung") in einem Armenviertel in Coban in Guatemala - eine Kindertagesstätte, die von 150 Kindern und Jugendlichen genutzt wird. "Kinder sollen ein Recht auf Kindheit haben", sagt Malte Johann. Er plant sportliche Aktivitäten und Workshops, gemeinsam mit vier anderen Freiwilligen aus Deutschland. "Wir haben viele Möglichkeiten, aber auch viel Verantwortung." Seit einem Aufenthalt in Argentinien spricht er Spanisch, einmal in der Woche möchte er bei einer Radiostation mitarbeiten.

Paul Sprüssel arbeitet im Centro Creativo bei Masaya in Nicaragua, einer Anlaufstätte für Straßenkinder im Alter von 6 bis 16 Jahren. "Bildung und Freizeitangebote sollen wenigstens eine Alternative zu Drogen und Perspektivlosigkeit anbieten", sagt er. Besonders Sport, aber auch Theater und Musik will er gemeinsam mit einem Freiwilligen aus Ahrensburg zur Integration ausgegrenzter Kinder einsetzen. "Wir werden uns umstellen müssen", ahnt er. "Täglich gibt es nur einen Eimer Wasser zum Duschen." Sprüssel spricht Italienisch und hat vor der Reise intensiv Spanisch gelernt.

" Wise basiert auf Eigeninitiative", sagt Paul Sprüssel. "Es gibt in den Projekten keine starren Ablaufpläne, sondern jeder kann und muss selbst viel einbringen. Den Menschen sollen keine Ideen aufgezwungen werden, Projekte und Konzepte werden mit ihnen abgestimmt." Die Kosten, etwa 6000 Euro pro Person einschließlich Reise und Versicherung, werden ausschließlich aus Eigenmitteln und Spenden getragen. Das Jahr wird als Zivildienst anerkannt. "Andere Organisationen hätten uns zwar alles bezahlt, wir aber wollten dort helfen, wo es wirklich nötig ist", sagt Malte Johann. "Wir wollen Menschen unterstützen, die nicht mit den gleichen Chancen aufgewachsen sind wie wir." 30 Euro, haben die beiden ausgerechnet, reichen dort im Monat zum Leben.

Beide haben sich unabhängig voneinander Lateinamerika ausgesucht. Sie wollen den Kontinent kennenlernen und "eine andere Lebensrealität". Es ist eine Herausforderung, von der sie jetzt schon wissen: "Das wird unsere Persönlichkeit prägen." Malte Johann fliegt am 22. August ab, Paul Sprüssel am 4. September. Beide werden monatlich per Internet Berichte senden, "damit die Leute wissen, was mit ihren Spendengeldern passiert".

Infos unter www.wise-ev.de

Online-Freiwilligenzeitschrift Schwarz-auf-Wise.de

Spenden für die erwähnten Projekte: Wise e.V., Konto 861 1300 (BLZ 550 20 500), "Spende 700123".