Mit Selbstironie und opulenten Shows wurden die Geschwister Pfister zum Kult. Christoph Marti kann sich ein Leben ohne Bühne gar nicht vorstellen.

Die "Geschwister Pfister" sind wieder da. Vier Jahre nach ihrem angeblichen Abschied zeigt sich das Show-Trio mit einem absurd-komischen Programm zum Thema Heimat ("Home, sweet home"), inklusive Kettensägenmassaker. Das Journal traf Ursli Pfister alias Christoph Marti (41).

JOURNAL: Celine Dion wird in Ihrer Show arg verhohnepiepelt. Was haben Sie gegen sie?

CHRISTOPH MARTI: Ich bitte Sie! Eine Frau, die sich bei ihrer Hochzeit auf einem Tablett hereintragen und die die Spermien ihres Mannes einfrieren läßt - die ist einfach mal fällig!

JOURNAL: War der Pfister-Abschied nur gespielt?

MARTI: Wir fanden es toll, einmal zu sagen: Es ist aus! Das paßte hervorragend zu unserem Big-Band-Programm. Abschied ist ja nur eine Form von Kitsch.

JOURNAL: Ihr jetziges Programm ist anders als sonst, schwärzer und weniger glamourös.

MARTI: Der Zuschauer erlebt, wie das Image der Geschwister auf der Bühne zerbröselt. Das polarisiert natürlich. Ich finde aber, man muß sich permanent erneuern. Sonst könnten wir unsere erste Show 20 Jahre lang wiederholen. In dem Fall würden wir wohl auf der Hertie-Aktionsfläche auftreten und nur noch über Anwälte miteinander verkehren.

JOURNAL: Sie sind die meiste Zeit nur im Schlüpfer zu sehen, ohne daß das dramaturgisch zwingend notwendig wäre. Wollten Sie Ihren sportgestählten Körper vorzeigen?

MARTI: Ich hab' mich jahrelang im Sportstudio abgequält. Vor vier Jahren hab' ich sämtliche Mitgliedschaften gekündigt und gehe nur noch joggen.

JOURNAL: Ach, kommen Sie.

MARTI: Na gut, vorher habe ich intensiv Yoga gemacht. Und als Kind Kunstturnen. Seit ich im Schweizer Fernsehen mit sechs Jahren einmal eine Moulin-Rouge-Show gesehen hatte, wollte ich eigentlich Stripperin werden. Da bin ich jetzt ganz nah dran!

JOURNAL: Grämen Sie sich übers Älterwerden?

MARTI: Das ist mir wurscht, solange ich nicht gebrechlich bin. Unser Showprogramm ist zum Glück so konzipiert, daß wir auch mit 60 und nur noch einem Bein was machen können.

JOURNAL: Werden Sie drei sich bis dahin nicht auf den Keks gehen?

MARTI: Nein, denn unser größter Luxus ist, daß wir uns selbst managen. Niemand sagt uns, was wir tun sollen und was nicht. Außerdem muß ich Fräulein Schneider loben. Im Gegensatz zu anderen Frauen um die 40 stöhnt sie niemals, sie ist sich für nichts zu gut.

JOURNAL: Was ist das Geheimnis Ihrer Ehe mit Tobi (Toni Pfister)?

MARTI: In der Zeit am Tag, wo wir miteinander arbeiten, sind wir nicht liiert . . . Tobi und ich sind extrem gegensätzlich. Er ist alles, was ich nicht bin. Wir kennen uns seit 1984, sind seit 2001 verheiratet, wir sind 24 Stunden am Tag zusammen. Ansonsten ist unsere Wohnung, die auch unsere "Factory" ist, groß genug (Marti spricht es "fäääktoaary" aus).

JOURNAL: Wo haben Sie als gebürtiger Berner diesen breiten amerikanischen Akzent her?

MARTI: Mit 15 habe ich in den USA als Austauschschüler gelebt. Schon am ersten Wochenende wurde ich von der gesamten Fußballmannschaft verprügelt. Ich kann nur sagen: Wer nach Texas geht und überlebt, dessen wahres Selbst wird geschliffen.

Geschwister Pfister, 30.7. (19 Uhr), 31.7. (20 Uhr), 1. und 2.8. (jeweils 20 Uhr) im Schmidt Theater, Spielbudenplatz. Karten von 12 bis 30,70 Euro . Karten-Tel. 040 / 31 77 88 99.