Wilbert Hirsch weiß, wie emotional Musik auf den Menschen wirkt: "Musik arbeitet subtil und spricht die unterbewußte Ebene an", sagt der Hamburger Komponist. Er sitzt in einem Raum seines Unternehmens Audio Consulting Group an einem Flügel und spielt eine Melodie. Sie besteht aus neun Tönen.

Auf dem Computer präsentiert er, was es mit der Tonfolge auf sich hat. Ein Werbespot erscheint auf dem Bildschirm, und eine Stimme singt den Tchibo-Slogan "Jede Woche eine neue Welt". Jede Silbe wird von einem Ton verstärkt. Während der Clip Langschaftstiefel, Sneaker und Rippen-Rolli aus dem Tchibo-Einkaufssortiment anpreist, wiederholt sich die Melodie drei Mal. Der 45jährige nennt sie aber nicht Melodie, sondern Audiologo.

Die Musik funktioniert wie ein herkömmliches Firmenlogo. Man kann sie überall einsetzen: in Werbespots, in Einkaufszentren, als Handy-Klingelton und Warteschleifenmusik, in Flughäfen und Bahnhöfen oder versteckt in Popsongs. "Denkbar ist das alles", sagt er. Wenn die Töne erklingen, sollen die Menschen reflexartig an das entsprechende Unternehmen oder Produkt denken und bei ihnen eine unbändige Kauflust auslösen.

Lange war öffentliche Kommunikation vor allem fürs Auge gemacht. Die optische Reizüberflutung führt aber oft zum Gegenteil von dem, was erreicht werden soll: Viele Menschen schauen weg. Beim Klang gibt es kaum ein Entrinnen mehr. "Man kann leicht die Augen verschließen, die Ohren aber nur schwer." Die Deutsche Telekom hat es vorgemacht: dadada-di-da. Die fünf Klaviertöne sind wohl das bekannteste akustische Markenzeichen in Deutschland. Tatsächlich legen sich immer mehr Unternehmen wie Intel, Audi, Siemens, Commerzbank oder C&A neben einem grafischen auch ein Audio-Logo zu.

Hirsch hat klassische Gitarre in Hamburg studiert, neben dem Studium in Bands gespielt und als DJ gearbeitet. Anfang der 80er Jahre begann er für die Werbung zu komponieren und schrieb Soundtracks für Filme.

Doch die Werbemusik begeisterte ihn besonders. Auch wenn manche Aufträge ihm Kopfzerbrechen bereiten, wie zum Beispiel dieser: "Das muß cremig und streichfähig klingen. Haselnussig wäre auch schön." Mit solchen Begriffen könne man als Komponist wenig anfangen. Dann helfen nur Phantasie - und solide Marketing-Kenntnisse.