Der Arbeitstag von Diego Della Valle (53) beginnt täglich um fünf Uhr früh mit einem 40-Minuten-Fahrrad-Trip. Dann folgen Familienfrühstück und Zeitungslektüre. Von acht Uhr an sitzt er an seinem Schreibtisch in Mittelitalien. Mittags fährt er zum Essen nach Hause, am Abend ist er meist nicht vor 21 Uhr zurück. Ein langer Tag, aber: "Schuhe und Leder sind mein Leben, und ich genieße mein Leben sehr", sagt er.

Diego Della Valle führt ein Schuh-Imperium: Tod's. Zur Herstellung der berühmten Schuhe wird nur das feinste Leder benutzt. Bis zu 35 Einzelteile werden für einen einziges Paar in rund 100 Arbeitsschritten verarbeitet. So viel Qualität und Aufwand haben ihren Preis: Schuhe von Tod's kosten 250 bis 300 Euro und haben deshalb entsprechend vermögende Träger.

Doch für den unverwechselbaren Mokassin mit seinen typischen 133 Gummi-Noppen unter der Sohle geben nicht nur amerikanische Filmstars und Beautys gerne Geld aus. Auch die modebewußte Hamburgerin liebt die edlen, bequemen Schuhe und die Accessoires des italienischen Luxuslabels.

Gerade hat der Erfinder des Kultschuhs seine erste Hamburg-Filiale am Neuen Wall 41 eröffnet. Er war selbst ganz überrascht vom Gäste-Ansturm in dem 230 Quadratmeter großen Loft mit seiner edlen Einrichtung aus Naturstein, Leder, Lack, Holz und Kristall.

Protzigen Stil mag er nicht. Für ihn seien "zurückhaltender Luxus, Geschmack und sichtbare Qualität" bessere Erfolgsrezepte, sagt er. Seine Produkte sollen langlebig sein - auch im schnelllebigen Tempo der Moden.

"Die Hamburgerin ist wohl eine der bestgekleideten Frauen Europas. Sie hat einen treffsicheren Geschmack und viel Stil und Sinn für Luxus. Das paßt perfekt zu Tod's ", sagt Della Valle charmant im Abendblatt-Interview über seine hiesigen Kundinnen - ganz Kavalier.

Er selbst liebt gut verarbeitetes Leder und ist auf seinen zahlreichen Geschäftsreisen rund um den Globus auch nur mit Ledergepäck unterwegs. "Einfache Handhabung, Bequemlichkeit und dennoch Eleganz und Schick, das sind die Maximen bei der Herstellung unserer Produkte", sagt er. Geboren wurde er im Ort S. Elpido a Mare in Mittelitalien. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften in Bologna arbeitete er für kurze Zeit in New York, bevor er 1975 in das Familienunternehmen einstieg.

Daraus hat er in nunmehr dritter Generation einen sehr erfolgreichen Lifestyle-Konzern geformt - und im Jahr Jahr 2000 an die Mailänder Börse gebracht. Er hat weltweit 17 Flagship-Stores - allein sechs davon in Deutschland - und verkauft neben den berühmten Mokassins Lederaccessoires wie Gürtel, Taschen, Portemonnaies, Reise-Gepäck und Armbänder. Seit einem Jahr gibt es auch eine Damen-Modekollektion.

Der Unternehmer sitzt außerdem noch in mehreren Aufsichtsräten und ist Ehrenpräsident des Fußballclubs AC Fiorentina.

Privat liebt der Familienvater, der zwei Söhne von sieben 7 und 31 Jahren hat, es eher bodenständig: Er trägt gerne Jeans und auch mal ganz normale Sneakers. Denn er ist auch als Hobby-Segler unterwegs; zwei Ferienhäuser besitzt er, auf Capri und am Roten Meer.

"Ich mag das normale Leben, gehe gerne ins Kino und esse dort am liebsten Pizza. Und ich versammle gerne eine Menge Freunde und die Familie in meinem Haus zum Spaghetti-Essen", sagt Della Valle. Für die täglichen Mittagessen im Kreise der Familie ist es sehr praktisch, daß er in der Nähe der Firmenzentrale in der Marche-Region in Mittel-Italien lebt. Seine Frau ist Architektin - und einer seiner größten Fans. Sie habe, im Gegensatz zu ihm, ein Endlos-Schuhregal, in dem natürlich auch die beliebten Tod's-Modelle versammelt sind, erzählt er.

Und wie viele hat er selbst? "Ich habe ein braunes und ein helles Paar. Aber ich bin ja auch ein Mann", sagt Diego Della Valle und schmunzelt.