In diesem Monat feiert der britische Teeimporteur "Twinings" 300jähriges Bestehen. In zehnter Generation führt Stephen Twining , 43, das traditionsreiche Unternehmen. Wir sprachen mit ihm über Teesorten, Teegeschmack und unausrottbare Vorurteile beim Teetrinken.

JOURNAL: Herr Twining, was sind die populärsten Irrtümer über Tee?

STEPHEN TWINING: Oft gehört, aber falsch sind Behauptungen wie "Beuteltee schmeckt nicht. Tee paßt nicht zum Dinner. Tee braucht Zucker."

JOURNAL: Die Inder behaupten immerhin, die gute Qualität käme in die Holzkiste, zum Verkauf als loser Tee, die Reste und der Teestaub kämen in den Teebeutel.

TWINING: Die Inder haben eben Humor. Twinings gäbe es nicht seit 300 Jahren, wenn unser Beuteltee nicht ebenfalls top wäre. Allerdings müssen Sie bedenken: Tee nimmt beim Lagern die Gerüche der Umgebung an. Wir hatten schon Beschwerden von Kunden, die hatten ihren Earl Grey neben dem Cheddar gelagert.

JOURNAL: Was haben Sie gegen Zucker im Tee?

TWINING: Zucker ist so dominant, daß er den Eigengeschmack des Tees überdeckt. Tee ist keineswegs bitter, wenn Sie ihn richtig zubereiten: Wichtig ist, die richtige Ziehdauer einzuhalten. Die optimale Zeit steht auf jeder Verpackung. Das Wasser soll vorher nicht schon einmal aufgekocht worden sein.

JOURNAL: Und Milch darf rein?

TWINING: Engländer lieben's. Milch zuerst, dann den Tee. Wir achten extra darauf, daß unser Tee auch mit Milch noch eine schöne Farbe behält.

JOURNAL: Was ist toll am Tee?

TWINING: Er paßt zu allem und eignet sich für jede Gelegenheit. Ich liebe meinen erfrischenden Breakfast-Tee, die Orange- Pekoe-Pause am Nachmittag, abends den Lady Grey, vielleicht zu einem Cointreau. Tee hat so viele Qualitäten. Schwarzer Tee ist für mich wie Rotwein, schwer und vollmundig, Grüner Tee ist wie Weißwein, spritzig und leicht. Tee paßt in unsere Businesswelt wie kein anderes Getränk.

JOURNAL: Was tun Sie gegen die Dominanz der Coffeeshops, haben Sie Teehouses in Planung?

TWINING: Tee muß man langsamer genießen. Er ist kein Takeaway-Produkt, wird nicht schnell konsumiert. Das wäre für uns ein schlechtes Geschäft, außerdem liegt darin gar nicht unsere Kompetenz.

JOURNAL: Sie tragen einen historischen Namen. Müssen Ihre Kinder in Ihre Fußstapfen treten?

TWINING: Meine 11jährige Tochter und mein 13jähriger Sohn sollen das tun, was sie glücklich macht. Bis jetzt trinken sie am liebsten Fertig-Eistee. Bevor ich 15 war, hat mich Tee übrigens auch nicht interessiert.