Schwarze Hose, weißes Hemd, Weste, Fliege. So sieht ein Sport für Gentlemen aus. "Und das Fairplay", sagt Bernd Brüggemann, "findet man so in keiner anderen Sportart." Da kommt es nämlich schon mal vor, daß in einem Finale um die Weltmeisterschaft ein Spieler selbst ein "Foul" anzeigt, das kein anderer, nicht mal der Schiedsrichter, bemerkt hat - und verliert.

Brüggemann (41) aus Geesthacht spielt Snooker, die derzeit populärste Billard-Variante, bekannt aus stundenlangen Fernseh-Übertragungen. Als Norddeutscher Meister startet er für den Snooker Club Hamburg vom 9. bis 13. November bei den Deutschen Meisterschaften in Bad Wildungen.

Was ist eigentlich Snooker? Auf den ersten Blick sieht es aus wie das geläufige Pool-Billard, mit Queue, Kugeln und einem Tisch. Nur daß der Tisch bedeutend länger ist (12 Fuß, also 3,66 Meter), sechs Löcher ("Taschen") hat, die enger und weiter eingezogen sind, und mit 22 Kugeln (15 rote, sechs andersfarbige und der weiße Spielball) gespielt wird. Snooker ist technisch anspruchsvoller und stellt hohe Anforderungen an das taktische Spielverständnis. Im englischen Sprachraum gehört Snooker zu den beliebtesten Sportarten, erreicht zu WM-Zeiten sogar höhere Einschaltquoten als Fußball. Die besten Spieler, allesamt Profis, sind Millionäre und verdienen Preisgelder wie beim Tennis.

Brüggemann stammt aus Sachsen-Anhalt. In der DDR gab es weder Billard noch Pool-Tische in den Kneipen. "Ich habe den Sport über das Fernsehen entdeckt", sagt er. "Anfang der 90er Jahre gab es noch den Sportkanal , da hat es mich gepackt wie ein Virus." Mit 28 Jahren faßte er zum ersten Mal ein Queue an, als Autodidakt. In Schönebeck an der Elbe war er Gründungsmitglied im ersten Snookerclub Ostdeutschlands. 2001 schließlich kam er nach Hamburg, die vergangene Saison war seine bislang erfolgreichste. Er gewann zwei Ranglisten-Turniere in Hamburg und Hannover, wurde je zweimal Zweiter und Dritter - und eben Norddeutscher Meister. Seine Frau akzeptiert den trainingsintensiven Sport, bei dem an drei Abenden in der Woche schon mal fünf, sechs Stunden investiert werden.

Eine Profikarriere ist "in Deutschland nicht möglich", meint Brüggemann, der als gelernter Zerspaner und Kfz-Mechaniker zur Zeit arbeitslos ist. Zwar besuchen schon zwei junge Deutsche eine britische Snooker Academy , "für mich aber", sagt Brüggemann, "kommt die Möglichkeit zu spät". Und doch hatte er im Oktober bei den German Open die einmalige Chance, gegen zwei britische Top-Profis zu spielen - trotz der Niederlage "ein großes Erlebnis".

Jetzt geht es erst mal um die Deutsche Meisterschaft. In Bad Wildungen hat sich Brüggemann zum Ziel gesetzt, die Gruppenphase zu überstehen: "Ab dem K. o.-System ist dann alles möglich."

Weitere Teilnehmer aus Hamburg bei den Deutschen Meisterschaften: Roland Baltrusch (Herren); Ramin Bagay, Bernd Güttler (Senioren); Siggi Kahl (Damen). Internet: www.snookerclub-hamburg.de