Wie entwickelt man aus einer guten Idee fast ganz allein ein Spiel und bringt es auf den Markt? Jens Jentges hat es geschafft - mit seinem QUIZSPIEL der Zeitgeschichte.

Jens Jentges, 1944 in Österreich geborenen, wollte immer kreativ sein und Künstler werden. Erst Musiker, dann Schauspieler - er war sogar bei Margot Höpfner auf der Schauspielschule. Aber dann lernte er Klavierbau, war Briefträger, Bote im Hotel Atlantic, trug Zeitungen aus, arbeitete als Wagenpage bei der Bahn und schlug sich jahrelang durch. Irgendwann machte er in Hamburg seinen Taxischein. Kreativ ist er geblieben. Und Idealist.

"Sonst hätte ich das Spiel gar nicht erst angefangen", sagt er und schüttelt im Gedanken an die vergangenen fünf Jahre den Kopf. Denn "das Spiel" ist seine ureigenste Erfindung: Ein "Quizspiel der Zeitgeschichte". 1800 hart erarbeitete Fragen über 75 berühmte Persönlichkeiten aus Kunst, Wissenschaft, Sport, Politik und Kultur. Das Wochenend-Journal wird von Zeit zu Zeit Fragen daraus auf der Rätselseite drucken und beantworten. Beispiele stehen unten rechts auf dieser Seite.

Den Anstoß gab im Jahr 2000 ein Skatspiel: In einer Bierlaune sinnierte Jentges über den König auf seiner Hand. Es könnte, dachte er sich, doch drei Könige mit dem gleichen Vornamen geben, und daraus könnte man dann ein Spiel machen.

Gesagt, getan. Jentges durchforstete Lexika, kaufte Bücher über berühmte Menschen und Biographien. Nicht alle, die er ins Auge gefaßt hatte, waren leicht zu bekommen. Hans Moser - nur noch antiquarisch, die österreichische Politikerin Hildegard Burjan (1883-1933), ausgesucht wegen der Gleichheit ihres Vornamens mit Hildegard von Bingen und Hildegard Knef, mußte er überhaupt erst mal kennenlernen.

Von manchen wußte er zunächst kaum etwas. "Bei Columbus zum Beispiel hat mich schon erschreckt, mit welcher Grausamkeit er in Amerika gegen die Eingeboren vorgegangen ist", erzählt Jentges. Beeindruckt hat ihn dagegen Jack London ("Der Seewolf", "Lockruf des Goldes"): "Ich erkenne mich ein kleines bißchen in ihm wieder, hab' auch manchmal von der Hand in den Mund gelebt. Er war eine Art Landstreicher und hat trotzdem Riesenerfolg gehabt. Die Leute rissen ihm seine Romane aus den Händen."

Das Suchen nach Persönlichkeiten und Fragen war allerdings fast ein Kinderspiel gegen das, was dann kam: Wer soll das Spiel denn überhaupt produzieren?

"Ich habe Tausende von Briefen verschickt und ebensoviele Telefonate geführt", erzählt Jentges. Er schrieb alle großen deutschen Spieleverlage an und las einen Leitfaden für Spiele-Erfinder ("hat mir aber nichts gebracht").

Zwar geben die Deutschen jedes Jahr 400 Millionen Euro für Spiele aus, und die Verlage bringen allein 350 bis 400 Brettspiele heraus, aber ein Einzelkämpfer hat es schwer auf dem deutschen Spielemarkt, dem größten der Welt. Gegen die bekannten Verlage mit ihren unvergleichlich besseren Möglichkeiten für die Werbung haben unabhängige Erfinder kaum eine Chance.

Jentges fuhr mit seiner Frau auf Spielemessen, um den Prototyp bei Verlagen vorzustellen. Viele taten so, als ob sie Interesse hätten", sagt er. Drei hakten besonders nach. Ergebnis: Der erste wollte schon nicht die Geheimhaltungserklärung über das Spiel unterschreiben, der zweite wollte, daß ich das grundsätzliche Spielsystem ändere, aber der dritte griff zu."

Die Freude währte nur kurz. Dann wurde alles rückgängig gemacht. "Sehr enttäuschend" war das für Jentges. Immerhin schickte ein Verlag einen Vertrag - einen Knebelvertrag, der dem Erfinder letztlich nach Vertragsende alle Rechte an seinem Spiel nehmen sollte.

Schließlich fand er über einen Taxifahrer-Kollegen einen Verlag, der ihm half, Tips gab, die Produktion überwachte und einen Grafiker vermittelte. Jentges kündigte seine Lebensversicherung, investierte 30 000 Euro und ließ eine Kartonagenfabrik das Spiel produzieren. Seine Frau half immer mit. Er war ihr mit 33 Jahren begegnet. "Sie ist ein Pfundskamerad und der Kaufmann bei uns, während ich mich ums Kreative kümmere" - und sie hat den großen Vorteil, daß auch sie genießt, was ihm an Kunst und Kultur gefällt: "Sie hört sich schon mal eine Sinfonie an oder meine Lieblingssängerin Alexandra, die wie ich bei Margot Höpfner in die Hamburger Schauspielschule gegangen ist.

Im Moment nimmt das Spiel immer noch "35 bis 40 Prozent" von Jentges' Zeit ein. Derzeit verhandelt er mit einem Grafiker, der die Werbung und die Internet-Adresse (www.das-quizspiel.com) auf sein Taxi kleben soll.

Und wann kommt das nächste Jentges-Spiel auf den Markt?

"Eigentlich möchte ich lieber in die Dichtung gehen", verrät der Erfinder. Seine Biographie ist schon in Arbeit. Bei dem wechselvollen Lebenslauf kann es spannend werden, denn Jentges kennt die Welt aus vielen Perspektiven. Für ihn wird es "im Grunde genommen ein kleines Geschichtsbuch der jüngeren deutschen Vergangenheit".

FÜNF KOSTPROBEN AUS JENTGES' QUIZSPIEL

1) Theodor Storm - in welchem Ort ließ er seinen Alterssitz errichten?

a) Hademarschen b) Brunsbüttel c) St. Peter Ording

2) Elisabeth Flickenschildt - bei welchem Hamburger Theater war sie von 1955 bis 1963 beschäftigt?

a) Thalia Theater b) Kammerspiele c) Deutsches Schauspielhaus

3) Richard von Weizsäcker - In welcher Stadt studierte er in England?

a) Cambridge b) Birmingham c) Oxford

4) Ludwig van Beethoven - An welcher Krankheit litt er seit seinem 51. Lebensjahr?

a) Gelbsucht b) Asthma c) Schwindsucht

5) Karl May - In welchem Roman wurde Old Shatterhand durch seinen Feind und späteren Freund mit einem Messer schwer verletzt?

a) Der Schatz im Silbersee b) Winnetou c) Durchs wilde Kurdistan

Die richtigen Antworten finden Sie bei den Rätsellösungen auf Seite 6.