Sie sind ein ungleiches Paar - keins, das die Liebe zusammengeschweißt hat, sondern eine Seelenverwandtschaft: Simon Schott (87) und Jeannette Weiss (43). Er lebte lange im Ausland, davon 14 Jahre als Barpianist im Paris der 30er Jahre, spielte für jedermann wie für Hemingway, Bogart, Coco Chanel, Sartre und andere Berühmtheiten. Sie reiste als Reiseverkehrskauffrau, Mannequin, Tänzerin und Sängerin durch die Welt, bekam für ihre musikalische Arbeit eine goldene Schallplatte und ist jetzt Model für große Größen. Immer, wenn sie sich über die Liebe unterhielten, waren sie erstaunt: "Unsere Erfahrungen sind so ähnlich - obwohl mehr als 40 Jahre zwischen uns liegen!" Also schrieben sie zusammen ein Buch: "Partner vor der Tür" (Schirner, 142 Seiten; 12,95 Euro).

JOURNAL: Sie nennen fünf Säulen für das Kennenlernen des richtigen Partners. Ist das wirklich so einfach?

SIMON SCHOTT: Oft ist das Einfache das Entscheidende, manchmal so einfach, daß man es nicht glauben kann. Wenn man alt wird, dann merkt man, daß es gewisse Dinge gibt, die passieren mußten, die zu einem bestimmten Ausgang führten.

JOURNAL: Wie haben Sie es in Ihrem persönlichen Leben gemacht?

SCHOTT: Als ich in Paris war, habe ich mal in der Bretagne Urlaub gemacht. Ich traf ein Mädchen. Eigentlich haßte sie die Deutschen. Aber ich wußte: Sie ist die Richtige. Ich hab's daran gemerkt, daß es mir gutging, wenn sie in der Nähe war, ganz vom Gefühl aus. Es muß gar nicht immer Liebe auf den ersten Blick sein, aber dieses warme Gefühl muß da sein. Es ist wie eine Art Quantensprung, nicht mit dem Verstand zu erklären. Ich war 16 Jahre mit ihr liiert.

WEISS: Ich habe am Flughafen gearbeitet. Er sah mich und hat mich zehn Minuten lang fotografiert. Ich habe immer nur gelächelt. Es wurde eine unglaublich große Liebe. Er ist umgekommen, aber wir hatten fünf wundervolle Jahre.

JOURNAL: Das meiste, was Sie vorschlagen, klingt ziemlich altmodisch. Kann man denn heute immer noch so vorgehen?

SCHOTT: Es ist immer das Gleiche, es war schon im Mittelalter so. Vielleicht beachtet man es deshalb nicht, hält es für von gestern oder nicht für möglich.

JOURNAL: Was sehen Sie als den größten Fehler bei der Partnersuche an?

WEISS: Ich kenne Frauen, die schneiden sich die Haare ab, nur um einem Mann zu gefallen. Es ist aber ein großer Fehler, sich zu verstellen für einen Mann. Man muß eben den kriegen, der einen so und nicht anders will. Ich habe Kleidergröße 48. Ich brauche einen, der eine füllige Frau sucht. Wenn einer sagt: "Hör doch mal auf zu essen", ist er eben der Falsche.

JOURNAL: O.k., die Wahl ist eins. Etwas anderes ist der Alltag, der dann folgt. Wie schaffe ich es, Streit zu bewältigen, Geldmangel, Sorgen mit den Kindern und die Mühen mit der Steuererklärung?

SCHOTT: Wenn man den oder die Richtige gefunden hat, dann ist es auch in der Hinsicht der Richtige, der angemessene Unterstützung gibt. Dann lächelt man über solche Schwierigkeiten. Wenn es nicht derjenige ist, auf den ich programmiert bin, wird's ohnehin nicht leicht. Gemeinsamkeiten helfen, sonst klappt's auch nicht.

WEISS: Es kommt auch aufs Äußerliche an. Ich fand interessant, daß wir beide die Erfahrung gemacht haben, daß der Mann ein gewisses Merkmal braucht. Jede Frau hat so was, das auf einen bestimmten Typ Mann als Verlockung wirkt. Ob es nun eine schmale Taille ist oder barocke Beine, auf die er fliegt.

SCHOTT: Ich hatte mal einen Masseur, der hat seine Frau vor allem wegen ihres Rückens geheiratet. Der Mann sieht am Anfang nur das Körperliche. Es fällt ja nun mal zuerst ins Auge. Erst, wenn er die Frau erlebt, erkennt er ihre anderen Qualitäten.

JOURNAL: Ihre wichtigste Erfahrung im Zusammenleben?

WEISS: Leben und leben lassen. Den Partner nicht verändern wollen. Vertrauen ins eigene Schicksal haben, daß es Dinge gibt, die der Mensch nicht erklären kann. Sich nicht abkapseln. Nicht sagen: Früher war alles besser. Immer denken: Es wird gut. Ich habe erfahren, daß auf eine Niederlage zwei Siege kommen.

SCHOTT: Dem anderen genügend Aufmerksamkeit widmen. Besonders Männer kommen oft zu spät darauf und jammern dann: Jetzt liegt sie in der Grube.