Earbooks kombinieren Bilder und Musik auf jeweils vier CDs. Ein Band widmet sich dem Zeitgeist der wilden 20er Jahre.

Wer hätte sich beim Durchblättern eines prächtigen Coffee-Table-Books über die Geschichte des Tango, den Karneval in Rio oder die goldenen Zwanziger Jahre nicht schon mal gewünscht, zu Bildern und Texten auch die entsprechende Musik zu hören? Wer sich wirklich für ein Thema begeistert und in die Materie eintauchen möchte, würde gern Bildbetrachtung und Lesegenuß auch mit dem Hörvergnügen verbinden.

Das sagte sich auch Michael Haentjes, CEO des Hamburger Musik-Konzerns Edel Music, und hob vor zwei Jahren das neue Konzept "Earbooks" aus der Taufe: Ein mit hervorragenden Fotos ausgestattetes Coffee-Table-Book (Format 28\* 28cm) wird mit vier CDs bestückt, die Musik zum jeweiligen Thema bieten. Die Textanteile - je nach Thema unterschiedlich umfangreich - sind in Deutsch und Englisch gehalten. Jedes Earbook, das ist der eigentliche Clou, wird zum Preis von nur 30 Euro angeboten.

"Wir wollten das herkömmliche Buchkonzept erweitern und aufwerten, außerdem habe ich als Musik-Fan schon lange eine Art musikalisches Rahmenprogramm zum Buch vermißt", erklärt der studierte Musikwissenschaftler Haentjes in seinem gläsernen Büro in Neumühlen mit Blick auf die Elbe. "Das Themenspektrum ist fast unbegrenzt - solange wir zu den Themen die passende Musik finden."

Die Erfolgsgeschichte der Earbooks hat sich so rasant entwickelt, daß zu den bisher veröffentlichten rund dreißig Bänden in diesem Jahr weitere fünfundzwanzig ergänzt werden. Der Musikliebhaber wird mit Bänden über Fado, Tango, die Walzerstadt Wien oder über den Karneval in Rio ebenso angesprochen wie der esoterische Genießer ("The Buddhist experience"). Es gibt opulente Städteporträts über Dresden, Havanna, Venedig, New York und Neapel, aber auch Bildbände über die herrlich dekadenten US-Straßenkreuzer in Kuba; oder die spektakulären Palladio-Villen in dem Bildband "A Venetian Concert", kombiniert mit Renaissance-Musik.

Da die Earbooks von vornherein den internationalen Markt anvisieren, nimmt man auch spezielle Nischen ins Visier, die auf großes Interesse stoßen dürften. Beispiele dafür sind der Band "Bollywood", der im November erscheint, oder die für Liebhaber britischer Gärten komponierte "Garden Rhapsody".

Das jetzt erschienene Earbook "Cabaret Berlin" zelebriert die Blütezeit der Golden Twenties. Das üppige Bildmaterial läßt uns noch einmal eintauchen in das hedonistische Treiben in berühmten Berliner Nachtclubs und Tingeltangel-Revuen. Anders als etwa in "A Venetian Concert" gibt es hier eine historische Einführung, zu den vier CDs - mit historischen Aufnahmen von Chansons von Friedrich Hollaender, Ralph Benatzky, Rudolf Nelson und Mischa Spoliansky - außerdem informative Porträts dieser Komponisten und ihres Zeitgeistes, der zwischen lockerem Entertainment und scharfsinnigem politschen Protest pendelte. "Cabaret Berlin" ist ein nostalgisches Fest für Auge und Ohr, ein gelungener Exkurs für Freunde der turbulenten Twenties.

Puristen könnten lange darüber diskutieren, ob die CDs den eigentlichen Kern der Earbooks darstellen, während Bilder und Texte nur illustrierende Ergänzungen sind oder umgekehrt. Auf jeden Fall dürfte das innovative Konzept weltweit neue Leser und Hörer gewinnen.

Als Earbooks sind bei edel classics zuletzt erschienen:

Cabaret Berlin, Dresden Barock, Fado Portugues. Alle Bände sind jeweils mit vier CDs bestückt, enthalten ca. 100 Farbfotos und kosten 30 Euro.