Gönnen Sie Ihren Spanischen Wegschnecken doch mal ein Tässchen Kaffee - dann schleimen sie davon, wenn sie es noch können. Lesen Sie, wie Sie auch mit anderen VIELFRESSERN UND SCHÄDLINGEN fertig werden - auf Bio-Art.

Z uverlässig tauchen sie in jedem Jahr auf, höchstens die Reihenfolge mag sich ändern: Schnecken, Wühlmäuse, Blattläuse und Ameisen, die häufigsten, meist akribisch verfolgten Vielfraße des Gartens. Selbstherrlich nennen wir sie "Schädlinge", weil sie so leicht unsere Anstrengungen in Frage stellen, sogar das ganze Gartenglück vereiteln können. Trotzdem: Jedem Gärtner sollte ein bestimmtes Maß an Gelassenheit gegeben sein. Schließlich gilt es, Boden, Pflanzen und Tiere möglichst im biologischen Gleichgewicht zu halten. Zu den Plagegeistern, die sich an Stauden, Salat und Kräutern festfressen, gehört besonders die Spanische Wegschnecke Arion lusitanicus . Sie kann selbst bei sanftmütigen Bio-Gärtnern Mordgelüste entfesseln. Sie hat sich seit den 1960er-Jahren bei uns so richtig eingewöhnt: Die milden Winter ermöglichen eine hohe Überlebensrate von Schnecken und Eiern. Außerdem bieten die Teppiche aus Bodendeckern Schutz, sie erleichtern auch heimischen Weg- und Gartenschnecken das Leben. Nur: Die Spanische Wegschnecke ist so viel fruchtbarer, und den natürlichen Feinden - Igel, Iltis, Spitzmaus - stößt sie bitter auf. Nacktschnecken müssen ständig Wasser aufnehmen; ihre Aktivität hängt von der Feuchtigkeit in ihrer Umgebung ab. Je nach Trockenheit müssen sie mehr oder weniger Schleim absondern, um sich fortzubewegen. So hemmen trockene spitze Fichtennadeln, Schilfhäcksel, Steinmehl und Holzasche ihre Bewegungsfähigkeit. Aber bei Regen kriechen sie wieder hemmungslos los. Effektiv ist es, den Tieren Unterschlupf kombiniert mit passenden Ködern zu bieten: etwa Weizenkleie, durchweichte Katzen- und Hundebisquits. Unterschlupf bieten Brettchen, Wellpappen, große Rhabarber-Blätter. Dann lässt sich abends oder tagsüber ertragreicher auf Schneckenjagd gehen. Was tun mit den aufgesammelten Tieren? Angesichts einer bedrohlichen Schneckeninvasion ist Sentimentalität unangebracht: Kochendheißes Wasser tötet die Tiere sofort. Man kann den Schnecken aber auch den Appetit verderben: mit einem Extrakt aus Lebermoos. Jan-Peter Frahm, Professor am Botanischen Institut der Uni Bonn, hat ihn entwickelt. Man weiß, dass Moose kaum von Tieren gefressen werden, sich gut gegen Pilze und Bakterien wehren. Dieser Extrakt haftet nur oberflächlich, wird allmählich durch Regen abgewaschen. Es wird empfohlen, in zehntägigen Intervallen zu spritzen. Jüngste Meldung von der Schneckenfront: Starker Kaffee, auf die Erde oder die Blätter gesprüht, soll die schleimigen Nimmersatte lähmen beziehungsweise vertreiben, haben amerikanische Forscher herausgefunden. Dabei benutzten sie eine 0,5- bis einprozentige Koffeinlösung (normaler Kaffee hat um 0,05 Prozent Koffein). Helfen soll schon eine 0,01-prozentige Kaffeelösung. Wühlmäuse gelten als schlau. Jedenfalls können sie gut hören und riechen. Heimgesuchte Bio-Gärtner jedoch wehren müde ab, wenn ihnen jemand mit Kaiserkronen, Knoblauch, Wolfsmilch und Fischköpfen als Vertreibungsmitteln kommt. Obstbauern und Gärtner schwören auf klassische Wühlmausfallen. Außerdem ist es sinnvoll, an wühlmausbefallenen Orten dem Wiesel und verschiedenen Raubvögeln Unterschlupf und Rastplatz zu richten, etwa in Form von Steinhaufen und Sitzstangen. Auch Katzen sind effektive Wühlmaus-Jäger! Eine vorbeugende Maßnahme: Neu gepflanzte Obstgehölze und Rosen mit Maschendrahtgewebe in der Pflanzgrube schützen. Wichtig: Dicke Mulchpackungen in jungen Obstquartieren sind für Nager äußerst attraktiv - also zunächst vermeiden. Das Gift Cumarin in diversen Ködern setzt die Blutgerinnung herab - ein Mittel, das verantwortungsvoll gehandhabt werden muss. Neuartig sind im Handel Apparate, die die Tiere durch Schallwellen vergrämen sollen. Auch Blattläuse können trickreich sein: Ihre Eier überdauern den Winter, sie bringen obendrein lebende Junge zur Welt und entwickeln im Sommer Flügel, um sich zu verbreiten. Die Abfolgen von neuen Generationen bei schwül-warmem Wetter sind kurz. So viel explosionsartige Vermehrungsfreudigkeit hat aber auch ihr Gutes: Sie bringt die Nützlinge, Marienkäfer, Schweb- und Florfliegen auf den Plan, deren Larven von den Läusen leben. Eine richtig ernährte Pflanze widersteht einer Läuseattacke besser als eine gemästete mit schwammig-weichem Gewebe. Vorbeugend lässt sich also durch richtige Pflege einiges tun. Leider können Läuse beim Saugen Bakterien und Viren auf gesunde Pflanzen übertragen. Hilfe verschafft verdünnte Brennnesseljauche. Auch ein Kaltwasserauszug von frischen Brennesseln (einen Tag in kaltem Wasser angesetzt, unverdünnt gespritzt) kann helfen. Bei sehr starkem Läusebefall können umweltschonende Niembaum-Präparate eingesetzt werden. Die speziellen Wirkstoffe mindern die Fresslust der Läuse und haben Wirkung auf ihre Vermehrung. Ameisen sind eigentlich keine Schädlinge, sie machen sich sogar nützlich, da sie kleine Tierkadaver und Pflanzenreste auffressen. Doch unter den Platten der Terrasse, unter Pflanzkübeln oder in Kellernähe sind sie lästig. Ärgerlich ist ihre Vorliebe für die Honigtau-Ausscheidungen von Blatt- und Schildläusen, so dass sie buchstäblich Läuse-Herden hätscheln, sie sogar verbreiten. Aggressive Ameisen haben kaum natürliche Feinde. Als natürliche Abwehrmittel gelten Wurmfarn, aromatischer Rainfarn und Lavendel. Borax als Wirkstoff kann auf Terrassen, Balkonen und im Haus zum Einsatz gebracht werden (Loxiran-Köderdosen). Bezugsquelle für Lebermoos-Extrakt und Niembaum-Produkte: Firma Niem-Handel, Gerald Moser, August-Bebel-Straße 45, 64347 Griesheim, Telefon 06155/27 90, Fax: 06155/83 19 57 - sowie auch in allen Spinnrad-Filialen. Buchtipp : Marie-Luise Kreuter: Der Biogarten, mit Pflanzenschutz-Kompass. BLV; 25,50 Euro. Außerdem von derselben Autorin: Pflanzenschutz im Biogarten. BLV; 19,95 Euro und zwei Sonderbände zu diesem Thema unter 10 Euro. Internet : www.schneckeninfo.de Die explosionsartige Vermehrung der Blattläuse hat auch ihr Gutes: Sie lockt Nützlinge, Marien- käfer, Schweb- und Florfliegen an, deren Larven von Blattläusen leben.