Berlin. Tausende Jahre später ist das Brot noch in erstaunlichem Zustand. Archäologen entdeckten den Laib in einer berühmten Ausgrabungsstätte.

Brot zu backen ist heute für viele ein Hobby. Ob Sauerteig oder glutenfrei – Brote liegen voll im Selber-machen-Trend. Doch vor Tausenden Jahren ging es weniger um Lifestyle und mehr um das nackte Überleben. Eine schlechte Ernte konnte den Hungertod der ersten Bauern bedeuten. Aus dieser gefährlichen Anfangsphase der Landwirtschaft fanden Archäologen nun in der Türkei ein wertvolles Überbleibsel: ein 8600 Jahre altes Brot. Es ist das älteste jemals gefundene Brot weltweit.

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Das Brot sei kleiner als heutige Brote und noch ungebacken, heißt es in einem Statement des zuständigen Forschungs- und Anwendungszentrums für Wissenschaft und Technologie der Necmettin Erbakan Universität (BİTAM). Das Brot entdeckten die Forscher in einer der wichtigsten archäologischen Stätten aller Zeiten: Çatalhöyük.

Çatalhöyük in Zentralanatolien ist eine der ersten Großsiedlungen der Menschheitsgeschichte, die in der Jungsteinzeit entstand. Dort lag das Brot in einer größtenteils zerstörten Ofenstruktur zwischen Lehmziegelhäusern. Um den Ofen selbst sicherten die Archäologen Spuren von Weizen, Gerste, Erbsensamen sowie einen handtellergroßen, „schwammigen Rückstand“. Nach einer sorgfältigen Analyse konnten sie bestätigen, dass es sich bei dem „schwammigen Rückstand“ um ein Brot von 6600 v. Chr. handelt. Der Zustand des Brotes überraschte die türkischen Wissenschaftler.

Archäologie: Brot hielt sich durch Tonschicht über Jahrtausende

„Es ist eine kleine Version von einem Laib Brot. Es wurde ein Finger in das Zentrum gepresst“, fügte Türkcan über das Brot hinzu. Allerdings wurde das Brot aus Çatalhöyük nie gebacken. Dafür weist es Spuren der Fermentierung auf, sogar Stärke konnte noch in den Proben nachgewiesen werden. Für den Teig wurden wahrscheinlich Mehl und Wasser beigemischt. Ein vergleichbares Beispiel gebe es nicht, sagte er. Nur weil das Stück Brot mit einer dünnen Schicht Ton bedeckt war, habe es die Jahrtausende in diesem einmaligen Zustand überstehen können.

Çatalhöyük in der Türkei gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es ist eine der frühesten menschlichen Großsiedlungen.
Çatalhöyük in der Türkei gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es ist eine der frühesten menschlichen Großsiedlungen. © picture alliance / Anadolu | Serhat Cetinkaya

„Wir müssen sagen, dass der Ausgangspunkt der Lebensmittelarchäologie Anatolien ist. Çatalhöyük ist hier eine der sehr wichtigen Stationen“, sagte Ausgrabungsleiter Ali Umut Türkcan der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu. Moderne Archäologie müsse sich auch mit der Archäologie von Lebensmitteln befassen, so Türkcan.

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Skurrile Siedlung: Çatalhöyük hatte keine Straßen

Nicht zufällig ist Çatalhöyük der Fundort des ältesten Brots der Welt. Der Ort gilt als eine der ersten Siedlungen, in denen von 7400 bis 6200 v. Chr. Tausende Menschen zusammenlebten. Damit ist es ein wichtiges Zeugnis der gesellschaftlichen Transformation von Jäger und Sammlern hin zur Sesshaftigkeit. Übrig blieben unzählige Häuser, Wandgemälde, Skulpturen und andere Kunst. Eine Besonderheit: es gab keine Straßen. In Çatalhöyük mussten die Bewohner über die Dächer in die Häuser hinabsteigen. Die Stätte gilt als UNESCO-Weltkulturerbe.

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