Berlin. Wenn eine Baustelle zur Ausgrabungsstätte wird: Archäologen haben in Nordrhein-Westfalen mögliche Jungsteinzeit-Artefakte gefunden.

Wo aktuell eine acht Kilometerlange Hochspannungsleitung gebaut wird, haben Archäologen einen besonderen Fund in Nordrhein-Westfalen gemacht. Das Ausgrabungsteam, fachlich unterstützt vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), fand auf der Baustelle uralte Artefakte. Nun stellt sich allen die Frage: Gehören die Funde wirklich zu einer jungsteinzeitlichen Siedlung und wie alt sind sie tatsächlich?

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In der Region zwischen Hesseln und Borgholzhausen wurden im Rahmen einer archäologischen Untersuchung uralte Keramikscherben, Feuersteinklingen und Bodenverfärbungen entdeckt. Obwohl die Grabungen noch nicht abgeschlossen seien und die Auswertung der Funde noch ausstehe, deute alles auf die Entdeckung einer urgeschichtlichen Siedlung hin, heißt es in einer Pressemitteilung vom LWL.

Zwar lasse sich aktuell noch nicht sagen, wie alt genau die sogenannte Siedlungsstelle sei, die Verzierungen auf den Funden erinnern jedoch stark an die der Jungsteinzeit. „Spätestens im 4. Jahrtausend v. Chr. wurden die Menschen hier sesshaft und lebten von Ackerbau und Viehzucht. Die Dorfgemeinschaften siedelten insbesondere in der Nähe von Gewässern und auf fruchtbaren Böden, die für den Ackerbau günstig waren“, sagte Sven Spiong, Leiter der Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologen für Westfalen. Er fügte hinzu, dass es bisher nur wenige Spuren der frühen Bewohner aus der Jungsteinzeit in diesem Raum gebe und bezeichnete die Entdeckung als einen „besonderen Fund“.

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Die Baustelle in der Nähe von Borgholzhausen erstreckt sich über mehrere Kilometer.
Die Baustelle in der Nähe von Borgholzhausen erstreckt sich über mehrere Kilometer. © LWL-AfW/A. Wibbe

Untersuchungen gehen weiter

Die Untersuchungen im Bereich der Baustelle sind noch nicht beendet. Immer wieder finden die Archäologen im Boden dunkle Verfärbungen im gelben Lehm. Dabei könnte es sich um Spuren alter Pfostenlöcher von Holzhäusern einer steinzeitlichen Siedlung handeln. Das Wetter macht den Forschern die Untersuchung allerdings nicht leicht – Dauerregen sorgte zuletzt dafür, dass ganze Bereiche überschwemmt wurden. Die Grabungen machen jedoch trotzdem gute Fortschritte, erklärt Grabungsleiter Christian Schacht.

Die Archäologen planen in den kommenden Wochen, die bereits entdeckten Verfärbungen zu untersuchen, um festzustellen, ob sie zu einer Jungsteinzeit-Siedlung gehören. Dieser Prozess wird durch Grabungen und den Einsatz von Naturwissenschaften erfolgen, wobei unter anderem Holzkohle aus den Verfärbungen analysiert wird. Mithilfe der Radiokohlenstoffdatierung wird das Alter dieser Kohle bestimmt, was Rückschlüsse auf das Alter der Verfärbungen ermöglicht. (os)