Berlin. Immer mehr neue Zeckenarten breiten sich in Deutschland aus und werden zum Risiko für Mensch und Tier. Welche Erreger sie übertragen.

Sie sind meist kleiner als ein Stecknadelkopf, aber brandgefährlich. In Wäldern, auf Wiesen und Feldern lauern sie darauf, sich an Mensch oder Tier zu heften: Zecken. Warum sie so gefürchtet sind? Sie übertragen Krankheiten wie Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME. Zeckenbisse sollten deshalb – soweit möglich – vermieden werden.

Doch das wird immer schwieriger: Spätestens wenn das warme Wetter nach draußen in die Natur lockt, steigt die Gefahr, dass es sich die Spinnentiere auf der Haut gemütlich machen. Dazu sorgen immer mildere Winter für mehr Zecken. Das führt zu einem weiteren Problem: Es gibt immer mehr neue Zeckenarten in Deutschland.

Lesen Sie auch: Zecken im Garten: Diese Pflanzen halten sie fern

Neue Zeckenarten auch in Berlin gefunden

Bisher war hierzulande vor allem der Gemeine Holzbock heimisch. Diese Zeckenart gilt als die häufigste in Europa. Sie ist nach Angaben des Umweltbundesamtes ab mindestens vier Grad Celsius aktiv und weitet ihre Aktivitätsperiode durch den Klimawandel aus. Nun jedoch machen sich immer mehr neue Arten in ganz Deutschland breit.

Der Gemeine Holzbock ist die häufigste Zeckenart in Deutschland.
Der Gemeine Holzbock ist die häufigste Zeckenart in Deutschland. © Patrick Pleul/dpa | Unbekannt

So wurden zum Beispiel die Wiesenzecke und die Schafzecke in Hessen gefunden. Erstere fand man bisher vor allem in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Doch in den vergangenen Jahren haben sich diese beiden Arten immer weiter ausgebreitet, vor allem im Südwesten und Osten Deutschlands – und wurden sogar in Berlin entdeckt.

Bis zu zwei Zentimeter große Riesenzecke

Neben der Wiesenzecke und der Schafzecke gibt es laut Robert Koch-Institut weitere Zeckenarten, die aktuell in Deutschland zu finden sind, darunter die Auwaldzecke, die Braune Hundezecke, die Hyalommazecke und die Reliktzecke. Die Hyalommazecke gilt als „Riesenzecke“: Sie wird bis zu 6,5 Millimeter groß – hat sie sich mit Blut vollgesogen, erreicht sie sogar eine Größe von zwei Zentimeter.

Der Größenunterschied verblüfft: der Gemeine Holzbock (l.) im Vergleich zur Hyalommazecke.
Der Größenunterschied verblüfft: der Gemeine Holzbock (l.) im Vergleich zur Hyalommazecke. © dpa | Lidia Chitimia-Dobler

So warnt das hessische Gesundheitsamt davor, dass die neuen Zeckenarten, allen voran Wiesenzecke und Schafzecke, neben FSME und Borreliose bestimmte Krankheiten verbreiten können, zum Beispiel den Erreger des sogenannten Q-Fiebers. Dabei handelt es sich um eine meldepflichtige Erkrankung. Sie zeichnet sich durch grippeähnliche Symptome aus, die neun bis 18 Tage nach dem Biss auftreten. Neben Fieber berichten Betroffene von starken Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Schweißausbrüchen, Muskelschmerzen und Appetitlosigkeit. Q-Fieber sollte mit Antibiotika behandelt werden, andernfalls könnte die Krankheit chronisch werden.

Lesen Sie auch: Zecken-Saison beginnt früher: So schützen Sie sich

Hundemalaria: Zeckenbiss kann für Hunde tödlich enden

Insbesondere die Wiesenzecke ist aber auch für Vierbeiner gefährlich. Hunde können durch einen Biss dieser Zeckenart an Hundemalaria erkranken. Unbehandelt kann diese Krankheit für die Vierbeiner tödlich enden. Typische Symptome: blasse Schleimhäute, Gewichtsverlust, Fieber, Fressunlust, Verhaltensveränderungen. Eine Impfung kann schwere Läufe zumindest verhindern.

Einen Erreger, den die Hyalommazecke verbreitet, ist das Krim-Kongo-Virus. Es führt unter anderem zu Schüttelfrost, Kopf-, Muskel-, Nacken- und Gliederschmerzen sowie vergrößerten Lymphknoten. Auch psychische Beschwerden wie Depression, Magen-Darm-Probleme oder Lichtempfindlichkeit können mit diesem Virus einhergehen – alles ausgelöst durch einen Zeckenbiss der Hyalommazecke. Das Krim-Kongo-Virus kann medikamentös behandelt werden.

Fünf Fakten zu Lyme-Borreliose

weitere Videos